Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
blutverschmiert, von Kopf bis Fuß mit Schlamm beschmutzt und fiel schon von weitem auf.
Er rannte auf einen kleinen Lebensmittelladen zu und verschwand in der engen Gasse dahinter.
Es war eine Überraschung, als er feststellte, dass Obdachlose Mobiltelefone hatten. Hinter dem Lebensmittelladen standen drei Männer. Sie hörten zu reden auf und sahen Ben misstrauisch an, als er näherkam.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Ben. »Gibt es hier irgendwo ein Münztelefon?«
»Nein«, erwiderte einer der Männer. »Was ist denn mit Ihnen passiert?«
»Ich bin in einen Graben gefallen und hab mich am Fuß verletzt.« Alle drei sahen nach unten und betrachteten seinen Fuß. Aus der Socke quoll Blut hervor.
»Die Kirche ein Stück die Straße runter. Da bekommen Sie Eis für Ihren Fuß«, sagte einer der Männer.
»Eis und ein Gebet«, lachte ein zweiter Mann. »Wen wollen Sie denn anrufen?«
»Einen Freund. Er soll mich abholen.« Ben warf einen Blick über die Schulter. Keine Spur von seinen Verfolgern. Wahrscheinlich hatten sie es nicht riskieren wollen, von den Leuten an der Bushaltestelle gesehen zu werden. Das bedeutete allerdings nicht, dass sie es aufgegeben hatten, die Gegend nach ihm abzusuchen.
»Sie sind der Mann von der Titelseite der Zeitung«, sagte der erste Mann.
Ben erstarrte. Die drei starrten ihn an.
»Ja, das ist er«, sagte der zweite Mann.
»Wir informieren uns. Außer Zeitung lesen haben wir ja nicht viel zu tun«, sagte der dritte Mann.
»Gibt es eine Belohnung?«, fragte der erste Mann. Die beiden anderen kamen näher und schnitten Ben den Fluchtweg ab.
»Bitte. Bitte holen Sie nicht die Polizei.« Er bat Leute um eine Chance, die entweder nie eine gehabt hatten oder nie etwas daraus gemacht hatten. »Ich bin unschuldig. Bitte. Ich versuche, die Leute aufzuhalten, die meine Frau getötet haben.«
Die drei Männer sahen sich an. »Wie bei Auf der Flucht ?«, fragte einer. Ben nickte.
»Wenn es eine Belohnung gibt, wird sich die Polizei schon was einfallen lassen, um uns nicht bezahlen zu müssen, da bin ich mir verdammt sicher«, sagte der erste Mann. »Und ins Fernsehen will ich auch nicht. Meine Familie sucht immer noch nach mir.«
»Hier.« Der zweite Mann steckte die Hand in seine Tasche und zog ein unförmiges Mobiltelefon heraus. »Sie können meins benutzen, aber nicht länger als eine Minute. Mit Prepaid-Karte. Ich hab’s im Wal-Mart gekauft. Und nichts für ungut, aber ich halte das Telefon, damit Sie mir nicht damit wegrennen.«
»Sein Fuß blutet. Wenn er wegläuft, wird er nicht weit kommen«, sagte der erste Mann lachend.
Der Mann streckte die Hand mit dem Telefon aus, und Ben gab die Nummer ein. Dann hielt der Mann das Telefon an Bens Ohr. »Sprechen Sie laut und deutlich, Dr. Kimble. Die Tonqualität ist nicht die beste.«
33
Der drohende Regen hatte es nicht geschafft, die Fußballfelder zu leeren; Dutzende Familien und Kinder, in unterschiedlichen Uniformen und im Alter von vier bis zehn, wanderten zwischen den grünen Rechtecken hin und her. Mütter, Väter und Geschwister standen am Spielfeldrand, unterhielten sich miteinander oder spornten die Spieler an. Trainer klatschten in die Hände oder runzelten die Stirn; Highschool-Schüler, die als Schiedsrichter fungierten, bliesen in ihre Trillerpfeifen und taten so, als wären sie extrem gelangweilt.
Väter feuerten ihre Töchter an. Pilgrim wusste, dass Tamara Fußball spielte, aber er hatte nie den Mut aufgebracht, ein Spiel von ihr zu sehen; das Risiko war einfach zu groß. Warum hatte er sich ausgerechnet diesen Ort ausgesucht, an dem es von Vätern und Töchtern nur so wimmelte? Salz in der Wunde, und er rieb es sich auch noch selbst hinein.
Pilgrim ging zwischen den Zuschauern hindurch. Er trug T-Shirt und Baseballmütze eines Telefontechnikers, die beide aus seinem Vorrat stammten, und hielt sich am Rand der Menge.
Bereits in den ersten fünf Minuten entdeckte er zwei Leute, die ihn beobachteten. Die Mutter eines Spielers, die die anderen Mütter auf ihrer Seite des Spielfelds nicht zu kennen schien. Sie stand etwas abseits, die Arme vor der Brust verschränkt, und ihr Blick lag nicht auf dem selbstverständlich hervorragenden Spiel ihres Kindes, sondern wanderte etwas zu oft über die Menge. Und ein muskulöser, junger Mann im T-Shirt eines Schiedsrichters, das lose über seiner langen Hose hing. Vielleicht trug er eine Waffe darunter. Er war zwar nicht größer als die anderen
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