Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
Nummer war in der Telefonliste. Er wählte.
40
»Wir reden aneinander vorbei«, sagte Vochek. »So geht das nicht.«
Pritchard verschränkte die Arme vor der Brust und ging in der Hotelsuite hin und her. Ihre Stirn war in tiefe Falten gelegt.
Vochek legte ihrer Chefin die Hand auf die Schulter, und Pritchard blieb stehen. »Wir müssen Pilgrim und Ben finden und sie zum Reden bringen.«
»Die beiden haben schon viel zu lange mit Ihnen geredet«, sagte Pritchard. »Sie reden Choate ja schon mit diesem idiotischen Codenamen an.«
»Wir arbeiten zu eng mit Hector zusammen. Ziehen Sie ihn und seine Leute von dem Projekt ab, bis wir sicher sind, dass er das, was wir tun, nicht für seine Zwecke missbraucht. Wenigstens so lange, bis wir herausfinden, ob er wirklich etwas mit Emily Forsbergs Tod zu tun hat.«
Pritchard presste eine Hand auf ihren Magen. »Ich bin am Verhungern. Haben Sie schon was gegessen?«
»Nein.«
Pritchard griff zum Telefon, ließ sich mit dem Zimmerservice verbinden und bestellte eine Kanne entkoffeinierten Kaffee, zwei Omelettes und zwei Portionen Bratkartoffeln. Sie legte auf. »Sie wollen, dass ich einem abtrünnigen Ex-CIA-Agenten vertraue. Und einem Mann, der Verbindungen zu einem Auftragsmörder hat. Und nicht einem Mann, der einer der angesehensten Sicherheitsberater in diesem Land ist.«
»Was genau macht Hector eigentlich für uns?«
»Das habe ich Ihnen doch schon gesagt. Er stellt uns die Infrastruktur zur Verfügung, um die Agenten zu finden, die für geheime Gruppen arbeiten.«
»Und was passiert, wenn Sie diese Agenten finden?«
»Wir verhaften sie. Sie tun so, als wäre Ihnen das alles völlig neu. Zweifeln Sie an dem, was ich sage?«
»Nein. Ich zweifle an dem, was Hector sagt. Hat er Ihnen außer Pilgrims Namen sonst noch einen Namen gegeben?«
»Nein.«
»Aber Adam Reynolds ist tot. Und seine Freundin auch.«
»Weil der Keller sie zum Schweigen gebracht hat.« Sie sagte das so, als wäre es völlig klar.
»Adam Reynolds hat sie gefunden, stimmt’s? Er hat die Namen an Hector weitergegeben. Aber Hector gibt die Namen nicht an uns weiter.«
»Das ist doch lächerlich.«
»Sie haben mir kein Wort über Reynolds’ Software erzählt, die falsche Identitäten findet, indem sie Finanzdaten durchsucht. Pilgrim und Ben haben es mir erzählt. Sie nicht. Warum?«
Pritchard machte eine abwehrende Handbewegung. »Wir wussten doch gar nicht, ob die Software überhaupt funktioniert.«
»Das ist nicht der Grund dafür. Sie haben es mir nicht gesagt, weil die Software auf viele verschiedene Datenbanken zugreifen muss, um möglichen falschen Identitäten auf die Spur zu kommen. Adam Reynolds hatte keinen Zugang zu diesen Datenbanken. Den haben Sie ihm verschafft. Illegal.«
Bis auf das Brummen der Klimaanlage war es völlig still in dem Raum.
»Ich habe Ihnen doch gesagt, dass wir eine Menge Freiraum haben, um diese Leute zu finden.« Pritchard spuckte die Worte förmlich heraus.
Vochek war enttäuscht von ihr. »Wenn wir jedes Gesetz brechen, um diese Leute zu finden, sind wir auch nicht besser als sie. Wir werden so wie sie.«
»Ersparen Sie mir den Vortrag über Bürgerrechte.«
Und ich habe mir gewünscht, dass meine Mutter dir ähnlich wäre? So souverän? So perfekt? »Wir müssen Hectors Personalakte beim CIA einsehen. Pilgrim behauptet, dass er als Auftragsmörder gearbeitet hat.«
»Und wenn dem so wäre?«, sagte Pritchard. »Das hat nichts mit dem zu tun, was er zurzeit macht.«
»Seine Kunden sind da unter Umständen anderer Meinung«, erwiderte Vochek. Ihr Mobiltelefon klingelte. »Ja?«
»Vochek? Hier ist Ben Forsberg.«
»Wo sind Sie?«
»Ganz in der Nähe. Tut mir leid, dass wir weggelaufen sind.«
»Ich weiß nicht, ob ich Ihnen daraus einen Vorwurf machen soll«, sagte sie leise.
»Sind Sie gerade mit Ihrer Chefin zusammen?«
»Ja.« Sie warf einen Blick auf Pritchard, die die Arme vor der Brust verschränkt hatte.
»Ich habe Beweise, die Ihre Chefin mit Barker in Verbindung bringen. Das ist der Mann, der den Keller verraten hat. Und mit Adam Reynolds. Ich glaube, sie könnte das Ganze aufklären und uns sagen, wie die Puzzleteile zusammenpassen.«
Vochek sah Pritchard nicht an, doch sie spürte, wie ihre Chefin unruhig wurde. Vochek drehte sich um und ging zum Fenster. Sie sah nach unten auf die dunklen Gehsteige, als würde sie erwarten, Ben unter dem Fenster zu sehen, der sie beobachtete. »Ich glaube, Sie haben
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