Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
zusätzliche hundert Dollar herausbekommen?«
Der Mann runzelte die Stirn, als wäre es ihm unangenehm, Fragen über Regierungsmitarbeiter zu beantworten. »Ich versuch’s.«
»Aber beeilen Sie sich.« Ben ging wieder in die Bar, blieb in der Nähe der Tür stehen und vermied es, die anderen Gäste anzusehen.
Zehn Minuten später wies der Mann an der Rezeption mit dem Kopf auf den hinteren Teil der Lobby. Seine Stirn glänzte, als wäre er in Schweiß gebadet – seine Nerven schienen zum Zerreißen gespannt zu sein.
Ben ging an der Rezeption vorbei und lief weiter, bis er eine Treppe erreicht hatte. Er warf einen Blick über seine Schulter, und der Mann an der Rezeption nickte kurz und heftig. Ben ging die Treppe hinauf und betrat ein Zwischengeschoss mit Konferenzräumen und Ballsälen. Die Galerie war leer. Der Mann von der Rezeption kam die Treppe herauf und lief eilig an ihm vorbei, als müsste er dringend etwas erledigen. Er sah Ben nicht an.
Ben folgte dem Mann zu einem abgeschlossenen Ballsaal. Der Mann schloss auf und trat hinein; Ben ging ihm nach. Der Ballsaal war dunkel und leer; der Blütenduft eines Teppichshampoos lag wie billiges Parfüm in der Luft.
»Das Geld«, sagte der Mann.
Ben gab ihm den Rest des Geldes, und der Mann zählte die Scheine nach. Dann drückte er Ben einen Umschlag in die Hand.
Er öffnete ihn und faltete die Seiten darin auseinander – die Liste mit den Gästen, die für eine Behörde arbeiteten und letzten Montag im Hotel gewesen waren, enthielt mindestens fünfzehn Namen. Dazu kam eine Liste aller ein- und ausgehenden Telefongespräche.
»Das war’s. Wir haben uns nie im Leben gesehen.«
»Danke«, sagte Ben, doch der Mann war schon gegangen.
Er stand in dem leeren Ballsaal und fuhr mit dem Finger an den Namen herunter. Sie sagten ihm nichts, und es gab keine Angaben darüber, für welche Behörde sie arbeiteten … bis auf einen Namen ganz am Ende der Liste.
Margaret Pritchard in Suite 1201. Der Mann von der Rezeption hatte etwas mit Bleistift und in Großbuchstaben daneben geschrieben: »HAT AM MONTAG ANRUF ZU DER VON IHNEN GENANNTEN UHRZEIT ERHALTEN.«
Der Name von Vocheks Chefin. Die Frau, die sie im Flugzeug angerufen hatte.
Warum hatte Barker sie angerufen? Barker hatte für Teach gearbeitet; er hatte Teach und Pilgrim an Hector verraten. Was für eine Verbindung hatte er zu Vocheks Chefin?
Ben lehnte sich gegen die Wand. Er überflog die Angaben bei den Verbindungsdaten. Die nächste Nummer, die von Pritchards Zimmer aus angerufen worden war, hatte die Vorwahl von Austin. 512 555 3998. Er hatte die Nummer schon einmal gehört, konnte sich aber nicht mehr daran erinnern, wo das gewesen war. Er überlegte. Dann erinnerte er sich an die nasale Stimme eines Fremden, der eine Nachricht auf seinem Anrufbeantworter hinterlassen hatte, was ihn bei Kidwell und Vochek in Teufels Küche gebracht hatte. 555 3998 war die Nummer von Adam Reynolds’ Büro gewesen.
Großer Gott! Margaret Pritchard hatte Kontakt zu Adam Reynolds gehabt. Und das bedeutete, dass sie von der Suchsoftware wusste, wegen der mehrere Agenten des Kellers aufgeflogen waren. Für wen hatten Reynolds und Barker dann gearbeitet – für Hector oder Pritchard? Wenn Hector Nicky und Jackie Lynch mit dem Mord an Reynolds beauftragt hatte, und Pritchard mit Hector zusammenarbeitete – hielt sie Reynolds dann für einen Verbündeten oder für eine Bedrohung? Zumindest mit Barker war sie in Kontakt gewesen, und dieser hatte eine Todesschwadron angeheuert.
Hector hatte jemandem eine eigene CIA verschafft. Vielleicht war Pritchard gar nicht von Hector in die Irre geführt worden; vielleicht wusste sie ganz genau Bescheid über sein brutales Vorgehen.
Bis vor ein paar Tagen war Ben noch jemand gewesen, der für andere Geschäfte einfädelte; das Klügste wäre jetzt gewesen, einen Deal mit Vochek auszuhandeln. Ihr die Beweise zu zeigen, ihre Chefin zu belasten. Sie dazu zu bringen, mit ihm zusammen die Wahrheit zu finden.
Er wusste, dass Pilgrims Chancen nicht sehr gut standen. Er war müde, verletzt und allein. Doch selbst wenn Hector Pilgrims Zorn entgehen konnte, Bens Zorn würde er nicht entkommen. Ben würde seine Verschwörung aufdecken, er würde ihm seine Firma nehmen und seine Zukunft zerstören. Allein schon der Gedanke daran verschaffte ihm tiefe Befriedigung.
Die Wunden in seinem Arm und seinem Fuß pochten. Er klappte das Mobiltelefon auf, das er dem Piloten gestohlen hatte. Vocheks
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