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Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)

Titel: Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Abbott
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sie sich gegenseitig umbringen?
    Der Gedanke daran versetzte ihn in Panik. Er presste das Auge an das Zielfernrohr. Es war besser, jetzt zu schießen und dem Kunden keinen Spielraum zu lassen, um nachträglich über das Honorar zu verhandeln oder darüber zu streiten, ob der Auftrag erfüllt worden war oder nicht. Nicky brauchte das Geld.
    Der Große ging wieder einen Schritt auf den Computerfreak zu. Er war ganz ruhig. Die Waffe in der Hand des Computerfreaks senkte sich ein kleines Stück nach unten.
    Beide Männer befanden sich jetzt in demselben Fensterrahmen. Der Große griff nach der heftig zitternden Waffe.
    Schieß endlich.
    Innerhalb von zwei Sekunden kalkulierte Nicky Lynch den Einfluss der Windböen, die von der Biegung des Flusses in Austins Innenstadt kamen, berechnete die Ablenkung des Fensterglases, presste seine Zunge an den Gaumen und drückte ab.
    Der Große sank in sich zusammen. Nicky schwenkte den Gewehrlauf um den Bruchteil eines Zentimeters, drückte erneut ab und sah, wie der Computerfreak zusammenzuckte und zu Boden fiel. Im Fenster waren jetzt zwei Löcher. Er starrte noch zehn Sekunden lang in das Büro, dann rutschte er vom Rand des Dachs zurück. Auf der Straße unter ihm eilten Leute vorbei, die an diesem späten Nachmittag Besorgungen machten und keine Ahnung hatten, dass der Tod mitten unter ihnen war. Männer in Anzügen und Frauen in Kostümen gingen auf das Kapitol von Texas zu, die meisten von ihnen mit Mobiltelefonen, die ihnen am Ohr festgewachsen waren. Vor einer Pappschachtel mit Kleingeld malträtierte ein Straßenmusiker eine Gitarre und grölte ein Lied von Bob Dylan. Ein paar Arbeiter warteten auf ihren Bus. Niemand hatte den Kopf gehoben, als die gedämpften Schüsse gefallen waren.
    Es war alles gutgegangen, obwohl es zwei schwierige Schüsse gewesen waren. Nicky duckte sich hinter die Lüftung der Klimaanlage und wischte sich die Hände an der Arbeitsuniform ab, die er trug. Dann nahm er mit geübten Bewegungen das Gewehr auseinander, verstaute die Einzelteile in einer Sporttasche und ging auf die Treppe zu, die auf das Dach führte. »Alles klar. Du kannst los«, sagte er in sein Mikrofon zu Jackie.
    »Ich geh rein«, erwiderte Jackie. »Ab jetzt Funkstille.«
    »Funkstille«, bestätigte Nicky. Jackie neigte zum Plappern, und Nicky wollte nicht, dass er abgelenkt war.
    Ein lautes Donnern rollte über den Himmel. Der Sturm brach los, und der Wind war nach der plötzlichen Luftdruckänderung elektrisch geladen.
    Nicky hielt die Bedingungen des Auftrags für sehr bizarr, doch der Kunde hatte ihnen genaue Anweisungen gegeben: Die Zielpersonen waren aus sicherer Entfernung auszuschalten, danach musste ein großer Umschlag auf den Schreibtisch im Büro des Computerfreaks gelegt werden. Das Honorar war so großzügig, dass er sich davon mehrere Monate lang Alkohol und Bücher auf St. Barth finanzieren konnte. Er brauchte Urlaub. Jackie würde seinen Anteil dazu benutzen, um seltenen schwarzen Scheiben von Johnny Cash nachzujagen und noch mehr schlechte Lieder zu komponieren. Jackie und seine Musik. Reine Zeitverschwendung. Nicky hatte vor, ein ernstes Wörtchen mit seinem Bruder zu reden, damit dieser sein Geld nicht verplemperte und mit ihm in die Karibik flog, wo sie sich dann gemeinsam betrinken konnten. Wenn man getötet hatte, brauchte man Wärme, dachte Nicky, als er auf die Straße lief.
     
    Nachdem Jackie von Nicky über Funk grünes Licht bekommen hatte, drückte er auf den Knopf für den Fahrstuhl. Von der Straße kam eine Gruppe von Anwälten in Nadelstreifenanzügen herein, die sich angeregt miteinander unterhielten und neben ihm darauf warteten, dass die Fahrstuhltüren aufgingen.
    Verdammt, dachte er. Er wollte nicht riskieren, dass sich jemand an ihn erinnerte, daher ließ er den Anwälten den Vortritt, als der erste Fahrstuhl kam. Dann drückte er wieder auf den Knopf nach oben und wartete weitere neunzig Sekunden auf einen leeren Fahrstuhl. Allein fuhr er in das oberste Stockwerk. Der Korridor war leer. Niemand hatte die schallgedämpften Schüsse gehört – zumindest war niemand in Panik geraten und aus den benachbarten Büros auf den Flur gestürzt. Das war gut, denn so würde sich auch niemand an sein Gesicht erinnern, wenn er den letzten Teil der Instruktionen erfüllte. Es war zwar ein Eilauftrag, aber eine richtig große Sache; die Zielpersonen waren wichtig gewesen. Mach es richtig, dachte er, dann hört Nicky endlich mit seiner Nörgelei

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