Run! - Es geht um dein Leben: Thriller (German Edition)
ich meine Kollegen finden? Auf mich allein gestellt dachte ich, ich sollte vielleicht Eigeninitiative zeigen. Ich beschloss, einen Spaziergang zu machen, und ging zu einem Einkaufszentrum in der Nähe. Sie packten mich, kurz nachdem ich das Einkaufszentrum betreten hatte, und führten mich zu einem abgedunkelten Lincoln Navigator. Ich hatte keine Angst. Wir tauschten die uns zugewiesenen Codesätze aus, die J mir in Rom gegeben hatte. Sie brachten mich zu einem großen Anwesen außerhalb der Stadt – in der Nähe eines reichen Viertels, das durch das Hochwasser zerstört worden war, beim Lake Pontchartrain – und zu einem großen Haus, das frisch gestrichen war und ein neues Dach hatte und eine Art wiederhergestellter Beständigkeit ausstrahlte. Das Viertel ist zum größten Teil verlassen; die Menschen, die sich schöne Häuser leisten können, können es sich auch leisten, von hier wegzuziehen.
Der Anführer hier heißt Mr Night. Liest er meine Worte? Mr Night, wenn Sie es tun, müssen Sie zugeben, dass Ihr Name der Inbegriff von Anmaßung ist. Aber er passt zu ihm: dunkel, geheimnisvoll, doch irgendwie tröstlich. Wenn wir auf ihn hören, werden wir am Leben bleiben, wenn wir in die Schlacht ziehen.
Ich verbessere meine Fähigkeiten. Ich lerne, wie ich reise und jemanden abschüttele, der mir folgt, wie ich jemandem folge, ohne dass er es bemerkt, wie man Informationen verschlüsselt, damit ich sie unbemerkt weitergeben kann, wie ich mit meinem Netzwerk kommuniziere, ohne entdeckt oder gefunden zu werden, wie ich Leute identifiziere, die sterben müssen, wie ich an sie herankomme.
Und sie werden mir beibringen, wie man tötet. Nicht einfach nur die Techniken, die man dazu braucht. Sie werden mir beibringen, nicht zu zögern. J sagte, das sei das Geheimnis des Tötens. Man darf nicht zögern.
In drei Tagen, am Sonntag, dem heiligen Tag hier, werden wir in die Welt hinausgehen, zu sechst, und unsere Pflicht tun. Ohne einen Moment zu zögern.
15
Das Motel war alt und sauber und gehörte einem lächelnden Ehepaar aus Pakistan. Ben unterzeichnete den Beleg für Pilgrims gefälschte Kreditkarte – die auf den Namen James Woodward lautete – mit angestrengter Sorgfalt und versuchte, seine Unterschrift so aussehen zu lassen wie die eng aneinandergesetzten Schnörkel auf der Rückseite der Karte. Dann fuhr er den Wagen auf die Rückseite des Motels und schleppte Pilgrim in das Zimmer, wo er ihn auf eines der beiden Betten fallen ließ.
In der Nähe von Georgetown, einer kleinen Stadt nördlich von Austin, hatte er einen großen Drogeriemarkt gefunden und Kleidung zum Wechseln, eine Reisetasche, etwas zu essen, eine große Flasche Desinfektionsmittel, Wasserflaschen, Verbandsmaterial und eine selbstklebende Bandage, Kochsalzlösung, Peroxid und den größten Erste-Hilfe-Kasten im Regal gekauft. Außerdem hatte er eine chirurgische Zange in den Einkaufskorb gelegt, obwohl er gedacht hatte: Als ob ich tatsächlich ein Stück Metall aus ihm rausholen würde. Ein Stück die Straße hinunter war ein Supermarkt, in dem er dann noch zwei Flaschen mit billigem Chianti besorgt hatte.
Er zog dem halb bewusstlosen Pilgrim das blaue Hemd und die Khakihose aus und warf die blutigen Sachen auf den Boden. Pilgrims Körper bestand nur aus Muskeln, harten, starken Muskeln, die nicht aus einem Fitnessstudio oder von einem Tennisplatz stammten wie die von Ben. Über Pilgrims Bauch zog sich eine große Narbe, die wie ein Fluss auf einer Landkarte aussah; ein zweiter Strich aus verheiltem Gewebe trennte seine Schulter in zwei Teile. Es sah aus, als hätte sich ihm die Geschichte eines im Schatten verbrachten Lebens auf die Haut gebrannt. Und jetzt verunstaltete ein kleines Loch mit ausgefransten Rändern die andere Schulter. An einem Bein zog sich ein riesiger, blauroter Bluterguss von der Hüfte bis zum Knie. Am Unterarm war deutlich zu erkennen, wo eine Kugel in den Muskel eingedrungen und auf der anderen Seite wieder ausgetreten war. Vorsichtig tastete Ben Arme und Beine ab und suchte nach gebrochenen Knochen. Es schien alles ganz geblieben zu sein.
»Die Kugel steckt noch in meiner Schulter«, sagte Pilgrim. »Ich sage Ihnen, was Sie tun müssen. Vertrauen Sie mir.«
»Wenn ich es verpatze, tut es mir jetzt schon leid.«
»Keine Angst, Sie schaffen das.«
Ben befolgte Pilgrims Anweisungen: Er half ihm, sich in die Badewanne zu legen, spülte die Schulterwunde mit Wasser aus den gekauften Flaschen und
Weitere Kostenlose Bücher