Rune der Knechtschaft
ihn.
Drei Männer, schwarz gekleidet, völlig stumm. Der erste riss Arekh zu Boden. Er spürte, wie eine Kordel um seinen Hals zugezogen wurde und ihm ins Fleisch schnitt. Der Schmerz war fürchterlich, und er verlor beinahe das Bewusstsein, doch in einem letzten Reflex gelang es ihm, sich herumzuwälzen und den, der ihn festhielt, mitzuziehen. Die Kordel lockerte sich ein wenig, und es gelang Arekh, sie seinem Gegner aus der Hand zu reißen, aber ein weiterer versetzte ihm mit dem Handgelenk einen Schlag gegen die Kehle, und er brach zusammen, während eine neue Kordel sich um seinen Hals schlang.
Er würde sterben, das begriff er plötzlich. Sehr präzise Gedanken huschten ihm durch den Sinn. Er hatte es nicht mit Schlägern zu tun, die für einen einfachen Mord angeheuert worden waren, sondern mit echten Meuchelmördern, die großes Talent hatten. Sicher stammten sie aus der Schule des Inyas-Tempels, dachte er, während eine Welle des Zorns über ihn hinwegschwappte und er sich wütend wehrte, indem er auf alles einschlug, was er erreichen konnte. Seine Hand berührte irgendetwas Weiches - ein Auge -, und er rammte die Finger hinein. Ein Schmerzensschrei ertönte, und zum zweiten Mal lockerte sich die Kordel.
Arekh spürte, dass man versuchte, seine Handgelenke zu fassen zu bekommen, aber so leicht würde er sich nicht überwältigen lassen. Er rappelte sich auf, riss sich los, indem er einfach geradeaus rannte, hörte einen Schwall von Flüchen und nahm die Beine in die Hand, wieder auf
den Gang zu, so schnell es ihm außer Atem und mit den Schmerzen in Kehle und Muskeln möglich war.
Diesmal hörte er Schritte hinter sich - leicht, aber durchaus wirklich. Der Gang, dessen Boden von Mosaiken bedeckt war, führte quer durchs Gebäude und an einer imposanten Steintreppe vorbei, bevor er an einer breiten Holztür endete. Wenn sie verschlossen ist, ist das das Ende , dachte Arekh, der schon die Bewegung vorwegnahm, die er würde machen müssen, um herumzuwirbeln und die Treppe zu erreichen. Aber er hob den Riegel an, die Tür öffnete sich, und er fand sich in den Gärten wieder, auf der Kiesfläche, die das Gebäude umgab. Eine Gruppe Adliger, die von fünf fackeltragenden Soldaten begleitet wurde, starrte ihn verblüfft an.
Arekh kam wieder zu Atem und krümmte sich aufgrund seiner krampfartigen Bauchschmerzen, während erstauntes weibliches Gelächter aus der Gruppe ertönte.
Arekh drehte sich um. Niemand.
Das Gebäude war dunkel und verlassen.
Die Höflinge gingen weiter, und er folgte ihnen, blieb im Fackelschein, während die Adligen sich regelmäßig nach ihm umsahen und sich offenbar scheuten, ihm zu sagen, dass er sich entfernen sollte.
Schließlich erreichten sie das Hauptgebäude. Die Räume waren von flackerndem Licht erhellt; Höflinge und Diener kamen und gingen, während Musik aus den geöffneten Fenstern tönte.
Von plötzlicher Furcht ergriffen eilte Arekh im Laufschritt zu Marikanis Gemächern. Er fand dort nur zwei Dienerinnen auf dem Korridor vor, die ihm sagten, dass Marikani, nachdem sie sich für den Ball angekleidet hatte, in eines ihrer Schreibzimmer hinübergegangen sei, um sich dringenden Staatsgeschäften zu widmen.
Arekh eilte sogar noch schneller davon und stürmte geradewegs auf Marikanis Lieblingszimmer zu, das Herbstschreibzimmer; trotz des entsetzten Hüstelns des Wachsoldaten riss er einfach die Tür auf, ohne auch nur zu klopfen.
Marikani hob den Kopf. Kerzenschein erhellte flackernd ihre goldbraune Haut und ihr langes Haar.
Gegenüber von ihr saß Harrakin.
Kurz schwiegen alle. Dann fragte Marikani mit aufgerissenen Augen: »Arekh? Bei Fîr, was ist geschehen? Was ist mit Eurem Hals?«
Arekh fuhr sich mit der Hand über die Haut; als er sie ansah, war sie blutbefleckt. »Das ist nichts«, sagte er schließlich. »Eine Auseinandersetzung mit einem der Ballgäste. Er hat mich als Emporkömmling beschimpft. Ihm geht es gut«, fügte er hinzu, als er den besorgten Blick der jungen Frau sah. »Ich töte nicht zum Zeitvertreib Eure Höflinge, Ayashinata.«
»Ihr solltet Auseinandersetzungen vermeiden«, sagte Harrakin mit einem schönen Lächeln. »Eure Hemdbrust ist ganz fleckig, und mit Eurer Hose sieht es kaum besser aus.«
Die beiden Männer musterten einander eindringlich.
»Es tut mir sehr leid, dass ich Euch habe warten lassen, Arekh«, sagte Marikani, indem sie sich wieder über ihre Papiere beugte. »Harrakin hat mich im letzten Moment aufgehalten, da es
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