Rune der Knechtschaft
beunruhigende Neuigkeiten aus dem Emirat gibt. Es scheint, dass unser Freund Truppen an seiner Südgrenze zusammenzieht.«
»Wirklich?«
»Ja, wirklich «, sagte Harrakin mit einem amüsierten Funkeln im Blick. »Aber es ist sehr liebenswürdig von Euch, dass Ihr hergekommen seid, um sicherzugehen, dass
alles in Ordnung ist. Ihr könnt Euch jetzt zurückziehen. Ich kümmere mich um Marikani - nicht wahr, reizende Cousine?«
Diesmal hob Marikani den Blick. »Nun ja«, erwiderte sie, »mir wäre es lieber, wenn Arekh zu uns stoßen würde. Seine Meinung wird wertvoll für uns sein; er kennt die Gegend schließlich gut.«
Arekh setzte sich wortlos an den Tisch. Kurzes Schweigen trat ein, und Marikani versenkte sich wieder in den Bericht, während Harrakin Arekh taxierte.
Das ist eine Sache zwischen Euch und mir , schienen seine Augen zu sagen. Und Ihr könnt mir nicht das Wasser reichen.
Wir werden sehen , antwortete Arekh stumm.
KAPITEL 14
Arekh verbrachte einen Teil des Tages damit nachzudenken. Er hatte einen Verdacht, und sein Verdacht wies ihm vielleicht den Weg, wie er gegen Harrakin vorgehen könnte. Sollte er nach einer Bestätigung suchen? Seinen Gegner zum Reden bringen?
Er stellte Nachforschungen an, schickte einige dringende Briefe ab, auf die er binnen zweier Tage Antwort erhielt, und sammelte genug Indizien, um zwar keinen Beweis, aber doch eine so starke Überzeugung zu haben, dass sie ihm nützlich sein konnte.
Und dann … Was tun? Erpressung war die offensichtlichste Lösung: Er konnte Harrakin damit drohen, die Wahrheit zu enthüllen, wenn dieser jemals irgendetwas gegen ihn unternahm. So konnte er sein Überleben aushandeln - und warum nicht auch ein wenig Geld zum Dank für sein Schweigen? Das wäre das Sicherste. Das wäre das, was er am Hofe von Reynes getan hätte.
Es war das, was er früher getan hätte.
Doch er wählte eine andere Lösung: die, Marikani aufzusuchen und ihr seinen Verdacht mitzuteilen.
Ehrlich zu sein. Die Wahrheit zu sagen. Arekh konnte ein Lächeln nicht unterdrücken, als er das Schreibzimmer betrat. Das war etwas Neues!
»Ich glaube, dass Harrakin die Hunde geschickt hat, die Euch in den Bergen verfolgt haben, und nicht der Emir«, sagte er, als er sich auf seinen gewohnten Platz gegenüber von Marikani setzte.
Marikani hob den Blick und musterte ihn einen Moment lang schweigend. Dann erhob sie sich, überzeugte sich, dass niemand vor der Tür stand, und verriegelte sie.
Sie setzte sich wieder, verschränkte die Arme und nickte Arekh zu fortzufahren.
»Als wir in den Brunnen hinabgestiegen sind …«
Er unterbrach sich, da er Marikanis Augen flackern sah, als ob eine Bilderflut über sie hereinbrach. Auch Arekh spürte, wie sich sein Herz ein wenig zusammenzog. Die Erinnerung an die aggressivere und zugleich aufrichtigere Beziehung, die sie auf der Flucht miteinander gepflegt hatten, war beinahe schmerzhaft. Alles hatte sich so abrupt verändert. Sie hatten einen Fuß auf den Kies vor dem Palast gesetzt … und eine Kluft hatte sich zwischen ihnen aufgetan.
Bekümmerte sie das? Schließlich waren ihre Gespräche damals auch von Gewalt und Verständnislosigkeit geprägt gewesen.
Und dennoch …
Bekümmerte es sie?
Sie machte wieder eine Kopfbewegung, und Arekh begann erneut: »Als wir in den Brunnen hinabgestiegen sind, habe ich die Stimmen der Hundeführer über meinem Kopf gehört. Ich erinnere mich, dass mir damals irgendetwas auffiel … Ich vergaß es schnell, wir hatten andere Sorgen. Aber sie sprachen ein bisschen so wie Ihr. Sie hatten einen Akzent aus dem Süden.«
Marikani nickte nachdenklich. »Einverstanden. Aber es gibt viele denkbare Erklärungen dafür. Diese Männer standen
vielleicht in den Diensten des Emirats, ohne von dort zu stammen.«
»In der Tat. Der Verdacht ist mir auch erst gekommen, als ich … als ich erfahren habe, dass Harrakin Meuchelmörder einsetzt, um seine privaten Konflikte zu lösen, keine Soldaten, sondern echte Meuchelmörder, die gewiss in einem Inyas-Tempel ausgebildet wurden.«
Inyas war ein Sohn des Arrethas und der Herr des Krieges und des Todes. Seine Diener und Hexer durchliefen eine ganz besondere Ausbildung.
Marikani runzelte die Stirn. »Inyas-Assassinen? Wann habt Ihr das erfahren? Wen hat er zu töten versucht?«
Arekh zögerte. »Aya Marikani, gestattet mir, diese Information nicht zu enthüllen. Ich habe meine Gründe.«
Zögernd nickte Marikani am Ende erneut, und Arekh war ihr dankbar dafür.
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