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Rune der Knechtschaft

Titel: Rune der Knechtschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ange Guéro
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Parteigänger vereinigen, statt das Land zu spalten. O ja, ich habe keine Wahl. Das ist der einzige Weg, den ich beschreiten kann.«
    »Aber natürlich habt Ihr eine Wahl!«, rief Arekh angeekelt. »Heiratet jemand anderen!«
    »Wen?«
    Kurzes Schweigen trat ein.
    »Irgendwen«, sagte Arekh schließlich. »Jeder andere wäre besser! Vashnis Bruder meinetwegen oder ein Mitglied der Königsfamilie von Sleys. Oder einen Sohn des Emirs, warum nicht? Ihr könntet so einen Waffenstillstand schließen.«
    »Der Emir will keinen Waffenstillstand«, erwiderte Marikani und schob Arekh einen Brief hin, dessen Siegel geöffnet war. »Und die Tradition von Harabec verlangt, dass die Herrscher sich nicht mit fremden Prinzen und Prinzessinnen verbinden. Harabec muss unabhängig bleiben, so hat es der große Arrethas bestimmt.«
    Wieder diese Ironie. Arekh machte eine rasche Bewegung, um Unheil abzuwehren. Ganz gleich, wie aufgeregt Marikani war, sie durfte nicht leichtfertig von den Göttern sprechen.
    »Lest den Brief«, sagte sie.
    Das Schreiben war von einem Berater des Emirs unterzeichnet und lehnte jegliche Verhandlungen oder Gespräche ab. Die Tatsache, dass der Brief, den Marikani persönlich an den Emir geschickt hatte, nur von einem Untergebenen beantwortet wurde, war an sich schon eine schwere Beleidigung.
    »Es werden weitere Truppen im Süden zusammengezogen«, erklärte sie. »Natürlich schützen uns die Freien Städte. Ob der Emir wohl so weit gehen wird, ohne
Erlaubnis über das Territorium einer der Städte zu marschieren oder gar in eine einzufallen? Das wäre ein Bruch des beiderseitigen Vertrags.«
    »Er hat keine Kriegserklärung ausgesprochen?«, fragte Arekh.
    »Noch nicht.«
     
    »Der Emir hat noch keine Kriegserklärung ausgesprochen«, wiederholte Marikani, als sie unter dem aufmerksamen Blick des Hohepriesters im Gerichtsgraben des Tempels stand. »Aber der Brief kann jederzeit eintreffen - er ist vielleicht jetzt schon nach Harabec unterwegs!«
    Die beiden Assistenten schwiegen und wahrten eine unbewegte Miene. Arekh, der neben Lionor saß, sah einen Hauch von Beunruhigung über das Gesicht des Hohepriesters huschen.
    »Wir brauchen einen starken Herrscher«, fuhr Marikani fort. »Warum greift der Emir Eurer Meinung nach gerade jetzt an? Weil wir das Gespött der Königreiche sind, das ist der Grund. Weil jeder weiß, dass ich keine volle Handlungsgewalt habe, solange meine Unschuld nicht anerkannt ist - deshalb ist es der ideale Moment, sich mit Harabec anzulegen … Ich verstehe Eure Besorgnis«, fügte sie hinzu, indem sie die Priester ansah. »Wenn Halios angeklagt worden wäre, ein Geschöpf der Abgründe zu sein, würde ich der Sache ebenfalls nachgehen, bevor ich ihn in meinen Rat bitten würde, das könnt Ihr mir glauben!«
    Lionor warf einen amüsierten Blick auf Halios. Arekh musterte kurz die junge Frau, die neben ihm saß.
    Es war seltsam, sich nach diesen Wochen des Hoflebens und der Diplomatie Seite an Seite mit ihr wiederzufinden. Wie vorgesehen war Lionor in den Süden Harabecs gereist,
um ihre Familie zu besuchen, und zurückgekehrt, um an der zweiten Gerichtssitzung teilzunehmen.
    Vor kaum einem Monat hatte sie noch versucht, Arekh im schlammigen Wasser der Tränenstadt zu ertränken. Jetzt waren Perlen und Silberschnüre in Lionors Haar geflochten; ihr blaues Samtkleid hob ihren blassen Teint hervor, und sie wirkte vollkommen … zivilisiert.
    Sie sah kurz zu ihm herüber, und Arekh fragte sich, ob ihr das Gleiche durch den Kopf ging.
    Auf der anderen Seite des Raums saß mit übereinandergeschlagenen Beinen, als ob ihn das alles sehr amüsierte, Harrakin. Er betrachtete Marikani mit einem ironischen, genießerischen Lächeln, über das Arekh sich ärgerte.
    »Ich unterziehe mich gern jeder Prüfung, die Ihr mir auferlegen wollt«, sagte Marikani. »Aber ich flehe Euch an: Beeilt Euch. Das Schicksal Harabecs hängt vielleicht davon ab.«
    Der Hohepriester gab einem seiner Assistenten ein Zeichen, der daraufhin ein schweres, ledergebundenes Buch vom anderen Ende des Raums holte.
    »Ayashinata, wir verstehen Eure Unruhe. Ihr könnt uns glauben, dass sie uns nicht unberührt lässt. Aber wir müssen jede nur mögliche Vorsichtsmaßnahme ergreifen.«
    »Ich verstehe …«
    »Nein, Ayashinata, bei allem Respekt: Ihr versteht nicht. Es gibt Neuigkeiten.«
    Der Hohepriester hatte die Stimme nicht erhoben, aber irgendetwas an seinem Tonfall ließ alle aufblicken. Sogar Harrakin runzelte die

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