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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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im Geiste derer, die noch zu unseren Tagen daran glauben, dass den altehrwürdigen Zauberrunen Óðinns magische Macht innewohnt.«
    »Bist du einer von denen?«
    »Ich bin in meiner Denkweise nicht altertümlich genug.« Der Dichter lächelte. »Aber ich bin mir vollkommen im Klaren darüber, dass unsere Vorväter in der religiösen Überzeugung lebten, von der Macht der Runen geleitet zu werden. Das ist über jeden Zweifel erhaben. Einstmals hieß es aus simpler Überzeugung, dass der Glaube Berge versetzen könne.«
    »Erkennst du, was Großvater sonst noch geschrieben hat?«
    Beinteinn wandte sich wieder der Kopie zu und betrachtete eingehend die Runen, die Höskuldur in seine Kladde notiert hatte. Gelegentlich hob er die Brauen, als sei er |56| erstaunt, überlegte hin und her, und dabei murmelte er Unverständliches.
    »So, also schön«, sagte er schließlich und warf einen Blick auf Melkorka.
    »Was?«
    »So auf die Schnelle kann ich das nicht sagen«, beschied Beinteinn. »Zwar kenne ich alle Runen als solche, aber ich kann daraus beim besten Willen kein verständliches Wort herauslesen, aus welchem Grund auch immer.«
    »Opa konnte auch Deutsch.«
    »Ich komme zweifellos früher oder später dahinter, aber dazu bedarf es einiger Überlegungen«, erklärte der Greis.
    »Das glaub ich gern.«
    »Willst du mir dieses Blatt nicht dalassen und morgen oder übermorgen wieder bei mir vorbeischauen? Das heißt, im Falle, dass es dich nach wie vor danach gelüstet, durch die Schicksalspforte der Þursen zu treten auf der Suche nach der Weisheit oder Dummheit deines Großvaters?«
    »Es braucht mehr als dieses Gekrakel da, um mir Angst einzujagen«, erwiderte Melkorka trotzig und stand auf.
    |57| 13
    Montag, 30. April
    Kári brachte nur ein Grunzen zustande, als kurz nach ein Uhr morgens Melkorkas Handy zu lärmen begann. Ächzend wälzte er sich auf die andere Seite, um weiterzuschlafen. Melkorka nahm das Telefon hoch und meldete sich.
    »Hier spricht Robert M. Houston, Professor aus Heidelberg«, hörte sie eine durch Rauschen gestörte Stimme.
    »Houston?«, wiederholte Melkorka. Sie war augenblicklich hellwach und setzte sich im Bett auf.
    »Ich habe an kaum etwas anderes mehr gedacht als an die E-Mail, die Sie mir geschickt haben«, erklärte der Professor. »Mich würde brennend interessieren, woher Sie dieses außerordentlich bemerkenswerte Foto haben.«
    »Das von dem U-Boot?«
    »Genau. Sie haben mir doch nur ein Foto geschickt, oder?«
    »Ja, doch.«
    »Woher stammt es?«
    »Was meinen Sie damit?«
    »Ich meine, wer hat die Aufnahme gemacht?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Woher haben Sie es?«
    »Haben Sie eine Vorstellung, wo oder wann diese Aufnahme gemacht worden sein könnte?«, fragte Melkorka, ohne auf seine Frage einzugehen.
    |58| »Nein, aber das ließe sich vielleicht klären, wenn ich wüsste, wie das Foto mit diesem H. Steingrim zusammenhängt, den Sie in Ihrer E-Mail erwähnten.«
    Nach einigem Zögern gab Melkorka Auskunft: »Ich sag es mal so: Der Name und das Bild gehören zusammen.«
    »Meinen Sie damit, dass Ihnen ein und derselbe Mann beides gegeben hat?«
    »Ja, genau. Sagt Ihnen der Name etwas?«
    »Ich habe mich die letzten Tage nach H. Steingrim erkundigt, und es ist deutlich zu spüren, dass meine Anfragen an verschiedener Stelle ziemliche Aufmerksamkeit erregt haben, um es mal vorsichtig zu formulieren.«
    »Wie das?«
    »Das ist eine einigermaßen komplizierte Angelegenheit und schwierig am Telefon zu erklären«, sagte Houston gedehnt. »Was für Angaben haben Sie noch über diesen Mann zur Verfügung?«
    »Eigentlich gar keine.«
    »Das heißt?«
    »Ich habe den Namen nur ein Mal gesehen.«
    »Wo?«
    »Er ist in einen Ring graviert.«
    »Was für ein Ring?«
    »Spielt das eine Rolle?«
    »Nur wenn es sich um einen SS-Ehrenring handelt.«
    »Woher wissen Sie das?«, fragte Melkorka verblüfft.
    »Wann hat Himmler ihm diesen Ring ausgehändigt?«
    »Auf der Innenseite des Rings ist der 18. August 1943 vermerkt.«
    »Sehr interessant. Wirklich sehr interessant.«
    »Also wissen Sie etwas über diesen Mann?«
    |59| »Die Quellen über H. Steingrim scheinen eher spärlich zu sein, wenn wir überhaupt über ein und denselben Mann reden.«
    »Und was können Sie mir über ihn sagen?«
    »Arbeiten Sie vielleicht an einem Buch, in dem er vorkommt?«, fragte der Professor.
    »Nein, ganz und gar nicht«, entgegnete Melkorka. »Das Foto und der Ring fielen mir völlig unerwartet in die

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