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Runen

Runen

Titel: Runen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elias Snæland Jònsson
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Reich besiegen konnten.
    »Tatsache ist erstens, dass Gold aus der Deutschen Reichsbank verschwunden ist und dass zweitens dieser Trittenheim viele schwere Kisten mit an Bord des U-Bootes genommen hat. Ich glaube, Greta Schneider sucht nach dem verschwundenen Gold und schreckt weder vor Menschenraub noch Mord zurück, um an den Schatz zu kommen.«
    »Hast du eine Ahnung, was aus dem U-Boot geworden ist?«
    »Nein, leider nicht«, bekannte Kári. »Ich habe am allermeisten Angst davor, dass die Deutsche annimmt, Großvater Höskuldur habe etwas vom letzten Versteck des U-Bootes gewusst. Was, glaubst du, wird mit unserem Kind passieren, wenn sie merkt, dass wir nichts über das Schicksal des U-Bootes wissen? Ich will mir das gar nicht ausmalen.«
    |221| In seiner Verzweiflung war Kári zu allem bereit, um die Polizei bei der Suche nach seinem Sohn zu unterstützen. Er legte alle Karten auf den Tisch und gab dem Hauptkommissar eine CD mit Kopien des Notizbuches und der Übertragung des Runentextes von Melkorka und Beinteinn.
    Die Reykjavíker Polizei konzentrierte sich darauf, die blonde Entführerin zu finden, die von der Tagesmutter einigermaßen brauchbar beschrieben worden war. An die Medien wurde eine Meldung zu dem verschwundenen Jungen mit einem Bild herausgegeben sowie eine Beschreibung der jungen Frau, die ihn in Kópavogur abgeholt hatte.
    Gleichzeitig nahm eine Ermittlungskommission Aufnahmen der Überwachungskameras aus dem Stadtzentrum Reykjavíks von den Tagen unter die Lupe, an denen sich Greta Schneider in der Hauptstadt aufgehalten hatte. Darauf, so hofften sie, würden sie die Deutsche mit ihren Komplizen auftauchen sehen.
    In seinem Büro ging der Kriminalhauptkommissar noch einmal die Aufzeichnungen Höskuldur Steingrímssons durch. Er stieß dabei aber auf nichts, was ihm bei den Ermittlungen zum Mord an J. D. Forster jr. oder der Entführung des kleinen Darri weiterhelfen konnte. Er sah auch keine Verbindung zwischen den beiden Verbrechen und dem Tod von Beinteinn Marteinsson außer der Tatsache, dass der Dichter den Geheimcode des Runentextes geknackt hatte.
    Kurz vor Mitternacht nahm Guðjón seinen hellen Mantel vom Haken hinter der Tür seines Büros, fuhr mit dem Aufzug in den Keller des Polizeigebäudes, trat auf den Parkplatz hinaus und genoss in der Abendstille nach dem langen Arbeitstag die kühle Brise im Gesicht. Er blieb bei |222| der Aussichtsplattform Perlan auf dem Hügel Öskjuhlíð eine Weile stehen und blickte versonnen durch das offene Autofenster auf das funkelnde Meer von Lichtern der Hauptstadt. Sie zogen sich desto weiter die Küste hinaus und ins Land hinein, je mehr sich das Siedlungsgebiet ausbreitete.
    Guðjón spürte Mitleid mit dem kleinen, verängstigten Jungen, der diese Nacht irgendwo weit weg von seinen Eltern verbringen musste.
    »Ich finde dich«, sagte er laut. »Ich finde dich.«
    |223| 46
    Donnerstag, 17. Mai
    Die Nacht war finster und bedrückend.
    Melkorka zog einen schwarzen, robusten Overall an, der dicht an ihrem durchtrainierten Körper anlag, schnallte sich den Rucksack um und setzte den Schutzhelm auf, den ihr Alan Sexton reichte.
    Der Amerikaner hatte ihren nächtlichen Ausflug auf den Kehlstein bis ins Kleinste vorbereitet und die gesamte technische Ausrüstung beschafft, die sie für das Aufspüren des Geheimfaches im Adlerhorst brauchten.
    »Sie sind sicher, dass Sie genau wissen, wo im Haus wir suchen müssen?«, fragte er zum dritten Mal.
    »Ja«, gab Melkorka zur Antwort.
    Sexton musste sich wohl oder übel mit dieser knappen Replik zufriedengeben. Melkorka wollte unter allen Umständen die Angaben ihres Großvaters für sich behalten, bis sie oben auf dem Berg angekommen und ins Haus eingedrungen waren.
    Kurz nach Mitternacht verabschiedete sie sich von Susan Houston und folgte dem Amerikaner aus dem Sommerhaus zu dem kiesbestreuten Parkplatz, auf dem ein PS-starkes schwarzes Motorrad auf sie wartete. Sexton ließ den Motor an, und Melkorka setzte sich hinter ihn und hielt sich um seinen Bauch fest.
    Melkorka hätte erwartet, die Maschine würde mit einem |224| Höllenlärm die Nachtruhe zerreißen. Aber der Motor schnurrte erstaunlich leise, obwohl Sexton kräftig Gas gab, sobald sie das Feriendorf von Strub hinter sich gelassen hatten und die Asphaltstraße zum Fuß des Kehlsteins entlangfuhren.
    Dann verringerte er die Fahrt und bog in die Kehlsteinstraße ein, die gefährlich steile Zufahrt, die Susan Houston so überaus tückisch

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