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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Risiko, das er damit einging, war ungeheuerlich.
Der Pfad war kaum so breit wie zwei nebeneinander gelegte Hände, vereist und abschüssig, und er konnte einfach
nur darauf vertrauen, dass die unsichtbare Magie, die sie
schon bei ihrem ersten Besuch dort unten beschützt hatte,
noch immer wirkte. Wenn nicht, dann war es ohnehin um
sie beide geschehen. Er wusste, dass er Artus jetzt nicht
mehr besiegen konnte. Er hatte einen überlegenen Gegner
überrascht, aber dieser Vorteil war dahin und ein zweites
Mal würde ihm Artus keine solche Chance gewähren.
Hinter ihm schrie Gwinneth irgendetwas, doch er achtete
nicht darauf, sondern suchte mit gespreizten Beinen festen
Stand und erwartete Artus’ Angriff. Dieser überzeugte
sich mit einem raschen, erschrockenen Blick davon, dass
Gwinneth auf dem abschüssigen Pfad nicht den Halt verloren hatte, dann duckte er sich und griff mit einem wütenden Knurren an.
Es gelang Lancelot, sich unter dem ersten Schlag Excaliburs hinwegzuducken und Artus an sich vorbei ins Leere
rennen zu lassen, aber der König wirbelte so rasch herum,
dass seine Bewegung fast nicht mehr zu erkennen war,
und wieder verwandelte sich Excalibur in einen Blitz aus
tödlichem Licht, vor dem es kein Ausweichen und kein
Entkommen gab. Im allerletzten Moment riss Lancelot das
Elbenschwert in die Höhe. Hätte er noch Zweifel daran
gehabt, wer der Sieger in diesem Kampf sein würde, sie
wären in diesem Moment beseitigt gewesen.
Schon der erste Schlag prellte ihm beinahe die Waffe aus
der Hand. Wie damals in Camelot explodierte grellweißes,
kaltes Licht zwischen den beiden magischen Klingen, als
sie aneinander prallten, und wie damals spürte er das Ringen uralter, unvorstellbar gewaltiger Kräfte, deren Zusammenstoß die Welt in ihren Grundfesten zu erschüttern
schien. Jetzt aber kam auch noch seine verletzte Hand hinzu, die das Schwert zwar irgendwie noch festhalten konnte, seinen gesamten rechten Arm aber mit unerträglichen
Schmerzen überflutete.
Lancelot taumelte zurück, wäre fast in die Tiefe gestürzt,
als unter seinem Fuß plötzlich nichts mehr war, und warf
sich verzweifelt nach vorne und herum. Artus schien die
Bewegung vorausgesehen zu haben, denn er schnitt ihm
mit einem raschen Schritt den Weg ab und führte einen
geraden Stich mit Excalibur, der zwar von Lancelots hastig hochgerissenem Schild abprallte, ihn aber endgültig
das Gleichgewicht kostete. Er stürzte, fiel schwer auf den
Rücken und warf sich verzweifelt herum. Nur einen Fingerbreit neben seinem Helm grub sich Excalibur knirschend so tief in den Fels, dass Artus einen Moment lang
Mühe hatte, die Waffe wieder herauszuziehen, und Lancelot nutzte die Gelegenheit, sich weiter herumzurollen und
in die Höhe zu springen.
Kaum hatte er sich umgedreht, griff Artus abermals an,
und diesmal mit einem solchen Ungestüm, dass sich Lancelot gar nicht mehr anstrengte seinen Hieb abzuwehren,
sondern hastig zurücksprang … … und ins Leere trat.
Mit verzweifelt wirbelnden Armen versuchte er seinen
Sturz aufzufangen, doch er spürte selbst, dass es zu spät
war. Unter seinem anderen Fuß lösten sich knirschend
winzige Steinsplitter, um lautlos in die Tiefe zu stürzen,
dann kippte er langsam aber unerbittlich nach hinten.
Hinter und ein Stück unter ihm schrie Gwinneth gellend
und wie in Todesqual auf, und plötzlich vollführten der
Himmel und die hoch aufragende Festungsmauer Tintagels einen halben Salto und Lancelot stürzte kopfüber und
mit hilflos pendelnden Armen und Beinen in die Tiefe.
Und dann geschah das Gleiche wie bei ihrem ersten Besuch hier. Eine unsichtbare, sanfte und doch unglaublich
starke Hand griff nach ihm, fing ihn auf und lud ihn fast
behutsam auf dem schmalen Pfad ab, der in die Felswand
hineingeschlagen worden war. Die gleiche Magie, die
auch Gwinneth davor bewahrt hatte, in den Tod zu stürzen, hatte nun ihn gerettet.
Aber für wie lange? Lancelot richtete sich benommen
auf und stellte fest, dass er vielleicht zwei Meter tief gestürzt war und unmittelbar neben Gwinneth lag, die entsetzt die Hand vor den Mund geschlagen hatte und mitten
in der Bewegung erstarrt zu sein schien. Aber er sah auch
aus den Augenwinkeln, dass Artus seine Überraschung
bereits überwunden hatte und herangestürmt kam. Umständlich versuchte er sich aufzurichten, schaffte es nicht
und schob sich schließlich mit Rücken und Schultern an
der Wand entlang in die Höhe. Das Gewicht des

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