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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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in ihren Augen zu ignorieren, so gut es ging, marschierte stolz erhobenen Hauptes
an ihr vorbei und trat ohne zu zögern in den Sturm hinaus.
Zu seiner Überraschung hatte er jedoch gänzlich aufgehört. Es war bitterkalt und auf eine schwer greifbare Weise
noch dunkler als zuvor und es herrschte eine fast völlige
Stille. Der Schnee wirbelte sonderbarerweise weiterhin in
Kreisen und Spiralen umher, obwohl überhaupt kein Lüftchen mehr ging. Gwinneth trat hinter ihm aus dem Pferdestall, blieb abrupt stehen und wirkte nun vollständig verunsichert. Spätestens jetzt, dachte er, musste er ihr nicht
mehr erklären, dass sie es mit Magie zu tun hatten.
»Los!«
Er hatte das Wort geflüstert, trotzdem schien es wie ein
Schrei durch die Nacht zu hallen, so still war es geworden.
Gwinneth nickte nervös und sie setzten sich, diesmal nebeneinander und sehr schnell, in Bewegung, aber sie kamen auch jetzt nur wenige Schritte weit.
Der Schnee wirbelte immer heftiger, obwohl es noch
immer völlig windstill war, zog Spiralen und Kreise und
dann bildete sich ein verschwommener, etwas mehr als
mannshoher Kreis aus etwas vor ihnen in der Luft, das
Dulac nur als schwarzes Licht bezeichnen konnte. In seinem Zentrum ballte sich körperlose rabenschwarze Finsternis zu brodelnder Bewegung zusammen und Dulac
wusste mit schrecklicher Gewissheit, was nun geschehen
würde: Was sie sahen, das war nichts anderes als ein magisches Tor, das von Morgaine Le Fayes schwarzer Zauberkraft erschaffen wurde und aus dem im nächsten Augenblick Trupps ihrer schrecklichen Dunkelelbenkrieger
hervorbrechen würden. Aus seiner Furcht war Gewissheit
geworden: Morgaine hatte sie gefunden.
»Zurück!«, keuchte er. »Gwinneth! Zurück ins Haus!«
Gwinneth reagierte sofort und schneller, als er es gehofft
hatte – aber auch anders. Sie lief nicht zurück, sondern
rannte ganz im Gegenteil auf den Kreis aus schwarzem
Licht zu, bis sie die Ecke des Gebäudes erreichte und dahinter verschwand. Vielleicht versuchte sie ja den Schankraum zu erreichen.
Kaum war sie seinen Blicken entschwunden, da setzte
Dulac ihr nach – auch er im allerersten Moment genau auf
das magische Tor zu, um dann aber einen Haken in die
andere Richtung zu schlagen und auf den Waldrand zu zu
hetzen. Ihm war klar, dass ihn die aus dem Kreis aus brodelnder Finsternis hervorstürmenden Krieger sofort sehen
mussten, aber das nahm er nicht nur in Kauf, sondern hoffte es beinahe. Auf diese Weise würde er vielleicht die
Aufmerksamkeit der Dunkelelben auf sich ziehen und
Gwinneth damit genau den Vorsprung verschaffen, den sie
brauchte, um sich in Sicherheit zu bringen.
Dulac warf im Rennen einen Blick über die Schulter zurück und sein Herz machte einen erschrockenen Sprung,
als der Abgrund zwischen den Welten weiter aufriss und
rasch hintereinander fast ein Dutzend Gestalten ausspie.
Vor Überraschung kam er ins Stolpern und wäre um ein
Haar gestürzt.
Die Männer, die aus dem magischen Tor traten, waren
ausnahmslos groß und dunkel gekleidet – und außerdem
bis an die Zähne bewaffnet –, aber es waren keine Dunkelelben. Es waren Pikten.
Dulac war schon ein gutes Stück entfernt, aber er musste
die breitflächigen, grob geschnittenen Gesichter nicht sehen um zu wissen, mit wem er es zu tun hatte.
Es waren Angehörige desselben Barbarenvolkes, gegen
das er schon so oft gekämpft hatte und das um ein Haar
Camelot erobert hätte.
Im allerersten Moment war Dulac fast erleichtert – aber
auch wirklich nur im allerersten Moment. Genauso lange,
wie er sich darüber wunderte, wieso Morgaine Pikten
schickte statt ihrer unbesiegbaren Elbenkrieger.
Dann wurde ihm der Grund für diese scheinbar so törichte Entscheidung klar und ein neuer, noch eisigerer Schauer
lief ihm über den Rücken. Dennoch blieb er stehen, drehte
sich sogar vollends zu dem knappen Dutzend Gestalten
um und riss die Arme in die Höhe.
»Heda!«, brüllte er. »Sucht ihr vielleicht mich?«
Die Krieger fuhren in einer einzigen, blitzartigen Bewegung herum wie von einem Willen gesteuert. Wie hingezaubert erschienen plötzlich Waffen in ihren Händen und
Dulac vernahm aufgeregte Rufe in der ihm unverständlichen Sprache der Pikten. Trotzdem ahnte er, was sie bedeuteten.
Drei der hünenhaften Barbarenkrieger hielten auf ihn zu,
während der Rest herumfuhr und auf das Gutshaus zurannte. Seine Rechnung war nicht aufgegangen. Aber daran
war jetzt nichts mehr zu ändern, so schlimm die Folgen

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