Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
Vom Netzwerk:
griffen und Schnee auf ihn warfen, um die Glut zu ersticken, die in seinem Haar glomm,
und die Flammen, die aus seinen Kleidern züngelten. Der
Schnee, dessen Kälte ihm noch vor Minuten wie eine
schier unerträgliche Qual vorgekommen war, tat jetzt gut
auf seinem verbrannten Gesicht und linderte den Schmerz
ein wenig, aber er fühlte sich noch immer unendlich erschöpft und so müde und kraftlos, dass er nur noch mit
äußerster Anstrengung die Augen offen halten konnte.
    »Was hast du nur gemacht, Junge?« Ein von langem
Haar eingerahmtes bärtiges Gesicht beugte sich über ihn,
dunkle Augen blickten besorgt auf ihn herab. »Bist du
verletzt?«
    Dulac wollte den Kopf schütteln, aber selbst dafür fühlte
er sich zu schwach; außerdem hätte er sich damit vermutlich nur lächerlich gemacht. Ihm war schwindelig, und die
Linderung, die der Schnee gebracht hatte, hielt nicht lange
vor. Zumindest sein Gesicht und seine Hände, die dem
Feuer ungeschützt ausgesetzt gewesen waren, hatten eine
Menge abbekommen und der brennende Schmerz, der
schon wieder erwachte, war von einer Art, die ihn spüren
ließ, dass dies nur der Anfang war.
    Dann tauchte Gwinneths Gesicht über ihm auf und das
Entsetzen, das plötzlich in ihren Augen loderte, verriet
ihm mehr über seinen Zustand, als er eigentlich wissen
wollte. »Oh nein!«, hauchte sie. »Dulac! Was ist mit dir?«
    »Jetzt nicht«, sagte Sean. »Wir müssen seine Wunden
versorgen. Bringt saubere Tücher und Schnee. Schnell!«
Während einer seiner Brüder davoneilte, um seinen Befehl
auszuführen und das Gewünschte zu holen, schob er
Gwinneth mit sanfter Gewalt, aber sehr nachdrücklich zur
Seite, hob Dulacs Kopf an und maß sein Gesicht und dann
seine Hände mit einem langen, stirnrunzelnden Blick.
»Das war das Dümmste, was ich jemals gesehen habe«,
sagte er zornig. »Was hast du dir bloß dabei gedacht, direkt ins Feuer zu laufen?«
    »Aber dein Bruder hat ihn doch hineingestoßen!«, protestierte Gwinneth.
Sean sah mit einem Ruck hoch. »Wie?!«
»Ich habe es genau gesehen«, beharrte Gwinneth. »Er
hat ihn gezwungen mit in den Stall zu kommen.«
»Ich wollte, dass er die Pferde losbindet«, sagte eine andere Stimme, irgendwo rechts von Dulac und außerhalb
seines Gesichtsfeldes. »Wenigstens die, die wir noch erreichen konnten. Ich wusste ja nicht, dass er blindlings ins
Feuer rennt.«
»Du hättest ihn fast umgebracht«, sagte Gwinneth aufgebracht. »Du …«
»Genug!«, unterbrach sie Sean. Er drehte den Kopf und
warf dem Mann auf Dulacs anderer Seite einen wütenden
Blick zu. »Darüber reden wir später«, entschied er. »Jetzt
müssen wir uns erst einmal um seine Verletzungen kümmern. Das sieht nicht gut aus.«
Dulac stemmte sich mit zusammengebissenen Zähnen
auf die Ellbogen hoch. Der Schmerz war zwar peinigend,
aber nicht so unerträglich, dass er es nicht aushalten konnte. »Es geht schon wieder«, murmelte er. »Ich hab schon
Schlimmeres überlebt.«
»Wenn es nur halb so schlimm ist, wie es aussieht, dann
wird dir das diesmal schwer fallen«, sagte Sean besorgt.
»Bleib liegen.«
Dulac schüttelte stur den Kopf und stemmte sich weiter
in die Höhe, bis er schwankend und mit an den Leib gezogenen Knien dasaß. Jeder einzelne Knochen in seinem
Leib tat ihm weh. Er fühlte sich so erschöpft, als wäre er
hundert Meilen weit gerannt ohne innezuhalten. Und ihm
war noch immer schwindelig. Aber er wollte nicht, dass
sich Gwinneth um ihn Sorgen machte. »Es geht schon
wieder«, wisperte er. »Wirklich.«
»Natürlich, und meine Mutter ist eine englische Königin«, spottete Sean. Er sah noch einen Moment besorgt auf
Dulac hinab, dann wandte er sich halb um und blickte
stirnrunzelnd zum Stall zurück. Das Gebäude brannte mittlerweile lichterloh und es war nicht besonders schwer, den
verwirrten Ausdruck auf Seans Gesicht zu deuten. Auch
Dulac verstand nicht wirklich , wie es ihm gelungen war,
aus dieser Hölle zu entkommen.
Sehr vorsichtig, damit er nicht vor Schwäche vor ihr zusammenbrach, drehte er sich zu Gwinneth um. »Ist dir
etwas passiert?«
Gwinneth wollte antworten, aber Sean kam ihr zuvor.
»Deine Freundin ist unversehrt. Aber wo bist du gewesen?«
»Ich wollte ihr helfen«, sagte Dulac, während er Gwinneth einen raschen, fast flehenden Blick zuwarf. Er betete,
dass sie Sean nicht verraten hatte, wer der Silberne Ritter
wirklich gewesen war. »Wir haben diese fremden Krieger
gesehen und sind

Weitere Kostenlose Bücher