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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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greifen, doch das Pony war halb von
Sinnen vor Furcht und Aufregung, prallte mit einem erschrockenen Wiehern zurück und verschwand dann mit
weit ausgreifenden Sätzen im Schneegestöber.
Ganz instinktiv wollte Dulac hinter ihm herlaufen; immerhin befand sich in den abgewetzten Packtaschen alles,
was Gwinneth und er noch besaßen. Und so gering dieser
Besitz auch sein mochte, würden sich ohne ihn ihre Chancen noch weiter verschlechtern, auch nur die nächsten
Tage zu überleben. Einer von Seans Brüdern hielt ihn jedoch mit einer groben Bewegung an der Schulter zurück
und schüttelte den Kopf. »Lass es!«, schrie er über den
Sturm und das immer lauter werdende Prassern der Flammen hinweg. »Wir fangen es später ein! Jetzt hilf uns!«
Dulac kam nicht dazu, über diese Aufforderung nachzudenken – der Ire riss ihn einfach herum und versetzte ihm
einen groben Stoß, der ihn durch die offen stehende Tür
des Pferdestalles stolpern ließ, ob er nun wollte oder nicht.
Vorhin war ihm dieser Raum trostlos und düster vorgekommen, jetzt hatte er sich in einen Vorhof der Hölle
verwandelt. Funken und brennendes Stroh regneten von
der Decke und hier und da hatten sich auch auf dem Boden schon kleine Glutnester gebildet, die so heftig qualmten, dass man kaum die Hand vor Augen sehen konnte.
Das zuckende rote Licht der Flammen tat ein Übriges, um
Dulac das Gefühl zu geben, geradewegs ins Herz des Fegefeuers hineinzustolpern, und er sah überall hektische
Bewegung und tanzende Schatten und hörte das panikerfüllte Kreischen von Pferden, die vergebens an ihren Fesseln zerrten.
Der Ire versetzte ihm einen weiteren, diesmal allerdings
nicht ganz so derben Stoß und gestikulierte nach links,
während er sich selbst in die entgegengesetzte Richtung
wandte, und Dulac atmete noch einmal tief ein und hetzte
dann los. Einem Teil von ihm erschien es geradezu absurd,
dass er tatsächlich sein Leben riskierte, um ein paar Pferde
zu retten, aber zugleich wusste er auch, dass sie ohne diese
Tiere keine Chance hatten. Hustend und halb blind taumelte er inmitten der verwirrend zuckenden Schatten und
des roten Lichtes vorwärts und wäre um ein Haar von einem Paar wirbelnder Hufe getroffen worden, die wie aus
dem Nichts aus dem Qualm vor ihm auftauchten. Dulac
zog hastig den Kopf ein, wich dem tobenden Tier aus und
versuchte den Knoten zu lösen, mit dem sein Zügel an
einem Holzpfahl festgebunden war.
In seiner Angst biss das Pferd nach ihm. Es verfehlte
ihn, aber Dulac musste sich abermals mit einem hastigen
Sprung in Sicherheit bringen und er brauchte drei weitere
Anläufe, bevor es ihm gelang, das Tier loszubinden. Mit
einem erleichterten Wiehern stieg der Hengst auf die Hinterläufe, drehte sich um und raste blindlings davon, und
Dulac wandte sich einem zweiten Pferd zu, das nur wenige
Schritte entfernt mit einer noch größeren Panik an seinen
Fesseln zerrte. Diesmal gelang es ihm auf Anhieb, es loszubinden, aber er bezweifelte, dass seine Kraft reichen
würde, noch ein drittes Tier zu befreien.
Mittlerweile war es hier drinnen nicht mehr kalt, sondern
nahezu unerträglich heiß. Von der Decke regnete es Feuer
und der Qualm war so dicht geworden, dass er kaum noch
atmen konnte. Doch hinter ihm waren noch immer panische Bewegung und das Stampfen von Hufen, sodass er
trotz seiner eigenen, immer größer werdenden Furcht herumwirbelte und halb blind lostaumelte. Seine Augen hatten sich längst mit Tränen gefüllt. Irgendetwas berührte
unerträglich heiß seine Wange und hinterließ eine heftig
schmerzende Brandblase darauf und die Atemnot wurde
mit jedem Schritt schlimmer. Dann aber hatte er das Pferd
erreicht, einen besonders großen, prachtvollen schwarzen
Hengst, der einen Schuppenpanzer aus geöltem Leder
trug. Das Tier zerrte mit solcher Kraft an seiner Fessel,
dass es sich das Maul aufgerissen hatte und Blut von seinen Lefzen tropfte, und seine wirbelnden Hufe machten es
fast unmöglich, sich ihm zu nähern.
Dulac wollte beruhigend auf den Hengst einreden, aber
alles, was er herausbrachte, war ein unverständliches
Krächzen, das gleich darauf in ein qualvolles Husten
überging und das die Angst des Tieres eher noch zu schüren schien statt sie zu besänftigen. Die Mähne des Hengstes schwelte an mehreren Stellen, und hätte er nicht seinen ledernen Schuppenpanzer getragen, so wäre es längst
um ihn geschehen gewesen, denn von der Decke regneten
mittlerweile nicht mehr nur

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