Runenschild
saß
in der Falle.
Verzweifelt sah sich Dulac nach einem Fluchtweg um.
Obwohl die Luft mittlerweile so heiß war, dass sie ihm
schier die Kehle versengte, atmete er schließlich ein letztes Mal tief ein, stürmte los und warf sich mit aller Gewalt
gegen die Bretterwand.
Das einzige Ergebnis war ein stechender Schmerz, der
durch seine Schulter zuckte und ihn zu Boden schleuderte.
Ganz offensichtlich befand er sich im einzigen Teil des
Pferdestalls, der nicht baufällig war. Die scheinbar morschen Bretter hatten nicht einmal gezittert.
Doch die Flammen kamen näher. Trotz allem bekam er
irgendwie noch Luft, auch wenn jeder Atemzug eine größere Qual zu sein schien als der vorhergehende, aber der
Ring aus Feuer schloss sich immer schneller um ihn.
Wäre die Situation nicht so grausam gewesen, hätte er
fast aufgelacht: Er hatte das Pferd gerettet und bezahlte
jetzt mit dem eigenen Leben dafür.
Der Gedanke weckte seinen Trotz. Nein, so durfte es
nicht enden. Er war nicht durch halb Britannien geflohen,
hatte nicht die schwarze Hexenkönigin der Elben besiegt
und erfolgreich gegen die besten Ritter von König Artus’
Tafelrunde gekämpft, nur um hier elendiglich zu verbrennen! Das war lächerlich! So grausam konnte das Schicksal
nicht sein.
Aber vielleicht war es das doch. Dulac warf sich noch
einmal und mit noch größerer Wucht gegen die Wand.
Diesmal wurde er nicht zu Boden geschleudert, doch
durch seine Schulter jagte ein so scharfer Schmerz, dass er
sich kaum noch zu bewegen vermochte, und diese verdammte Bretterwand gab nicht im Geringsten nach.
Dafür schienen die Flammen schneller näher zu kriechen
und sein Gesicht fühlte sich mittlerweile an, als würde sich
die Haut in Streifen davon lösen. Der Schmerz war schier
unerträglich und ihm wurde immer schwindeliger, weil die
Luft, die er sich zu atmen zwang, kaum noch Sauerstoff
enthielt. Dulac taumelte zurück, prallte mit dem Rücken
gegen die harte Backsteinwand und sank langsam in die
Knie. Alles rings um ihn herum begann zu verschwimmen.
Dann zerbarst die Welt vor seinen Augen in einer Explosion aus zersplitterndem Holz, Flammen und Schnee, der
in einer kochenden Wolke hereingewirbelt wurde, und aus
dem Herzen dieses Chaos tauchte ein riesiges weißes
Pferd auf, aus dessen Stirn ein gedrehtes Horn aus strahlend weißem Elfenbein wuchs.
Der Anblick gab ihm noch einmal Kraft. Dulac hatte das
Gefühl, am ganzen Körper in Flammen zu stehen und flüssiges Feuer zu atmen, doch als das Einhorn neben ihm
war, stemmte er sich mit zusammengebissenen Zähnen in
die Höhe, streckte die Hand nach dem Sattel aus und zog
sich mit letzter Kraft auf den Rücken des Tieres, und
kaum hatte er es getan, da sprengte das Fabelwesen auch
schon los. Als könnten ihm weder die Flammen noch der
beißende Rauch oder der Hagel aus brennenden Trümmern etwas anhaben, raste es mitten durch das Feuer hindurch.
Dulac beugte sich tief über seinen Hals und klammerte
sich mit letzter Kraft an seiner Mähne fest. Sein Haar hatte
Feuer gefangen, aber er hatte nicht mehr die Kraft, danach
zu schlagen und die Flammen zu ersticken. Rings um ihn
herum waren nur noch Feuer, Hitze und gleißendes Licht,
das seine Augen zu versengen drohte. Er konnte nun endgültig nicht mehr atmen und er spürte, wie seine Kräfte
mehr und mehr erlahmten. Nur noch einen Augenblick
und er würde den Halt verlieren und vom Rücken des Einhorns stürzen und dann war es endgültig vorbei.
Und plötzlich waren sie aus dem Feuer heraus. Statt in
der brennenden Scheune, befand sich Dulac von einem
Lidschlag auf den nächsten in einem anderen, nicht minder tobenden Chaos, das aus heulenden Sturmböen und
durcheinander wirbelnden Schneeflocken bestand, in die
die Flammen zuckende rote Lichtblitze warfen.
Dulac bemerkte verzerrte, schattenhafte Gestalten, hörte
Pferdegetrappel, panisches Wiehern und entsetzte Ausrufe, und inmitten des tobenden weißen Chaos glaubte er für
einen Moment sogar Gwinneths Gesicht zu erkennen,
doch dann versagten seine Kräfte endgültig.
Das Einhorn galoppierte noch drei oder vier Schritte
weiter, bevor seine Hände ihren Halt in seiner Mähne endgültig verloren und er kopfüber in den Schnee fiel.
Im selben Moment war das Einhorn auch schon verschwunden.
Als er wieder zu sich kam, drangen Schreie an sein Ohr,
aufgeregte Stimmen, und er glaubte jemanden seinen Namen rufen zu hören. Plötzlich waren Gestalten rings um
ihn herum, die nach ihm
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