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Runenschild

Titel: Runenschild Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Funken und glimmendes
Stroh, sondern brennendes Holz und Flammen, die heiß
genug waren, selbst das feuchte Stroh auf dem Boden auf
der Stelle in Brand zu setzen.
Dennoch gab Dulac nicht auf, sondern raffte noch einmal all seinen Mut zusammen, brachte irgendwie das
Kunststück fertig, den wirbelnden Vorderhufen des Hengstes auszuweichen und auch seinen schnappenden Zähnen
zu entgehen, und griff mit beiden Händen nach den Zügeln, die an einem fast armstarken Querbalken festgebunden waren. Aber es gelang ihm nicht, den Knoten zu lösen. Seine Finger waren trotz allem noch immer steif vor
Kälte und der Hengst zerrte mit aller Gewalt an seiner
Fessel, sodass der Knoten immer enger zusammengezogen
wurde. Nicht einmal die Kraft von zehn Männern hätte
vermutlich gereicht um ihn zu lösen.
Irgendwo über ihm zerbrach etwas mit einem dumpfen,
lang nachhallenden Krachen und nur ein kleines Stück
neben Dulac stürzte brennendes Holz zu Boden. Die Hitze
war so gewaltig, dass sie ihn wie ein Faustschlag traf und
ihn vor Schmerz aufheulen ließ. Dulac riss schützend die
linke Hand vor das Gesicht, griff mit der anderen nach
seinem Gürtel und zerrte den Dolch hervor. Er versuchte
den Zügel mit einem einzigen Schnitt zu durchtrennen,
aber das Leder war so zäh, dass die Waffe einfach abprallte und ihm um ein Haar aus der Hand gerissen worden
wäre. Und die Hitze wurde immer noch schlimmer. Mittlerweile war es nicht mehr der beißende Rauch, der ihn
husten ließ, sondern die schiere Höllenglut, die ihm den
Atem nahm. Er konnte längst nicht mehr richtig sehen.
Selbst das riesige Pferd vor ihm war kaum mehr als ein
bizarrer Schatten, dessen Umrisse sich in der roten Glut
ringsum aufzulösen schienen. Er begriff, dass er sterben
würde, wenn er auch nur noch einen Moment länger bliebe.
Trotzdem versuchte er es noch einmal. Mit zusammengebissenen Zähnen und angehaltenem Atem griff er nach
dem Zügel, setzte mit der anderen Hand den Dolch an und
säbelte mit einer Mischung aus Verbissenheit und wachsender Verzweiflung an dem zähen Leder. Vermutlich
brauchte er in Wahrheit nicht länger als wenige Augenblicke, aber es kam ihm vor, als dauerte es Stunden.
Schließlich aber zersprang der Zügel mit einem peitschenden Knall und der Hengst warf mit einem erleichterten
Wiehern den Kopf in den Nacken, fuhr herum und war nur
einen Lidschlag später im Rauch verschwunden.
Wieder knarrte etwas über ihm und dann folgte ein lang
anhaltendes, bedrohliches Knirschen und Stöhnen. Dulac
hob erschrocken den Kopf und stellte mit einer Mischung
aus Entsetzen und Unglauben fest, dass der gesamte Heuboden, auf dem Gwinneth und er die Nacht hatten verbringen wollen, sich langsam, aber auch unaufhaltsam, in seine Richtung zu neigen begann. Das Feuer hatte die ohnehin morschen Stützpfeiler weit genug geschwächt, um die
gesamte Konstruktion unter ihrem eigenen Gewicht zusammenbrechen zu lassen.
Dulac reagierte ganz instinktiv und ohne zu denken.
Statt herumzufahren und vor dem zusammenbrechenden
Heuboden davonzulaufen, was seinen nahezu sicheren
Tod bedeutet hätte, stürmte er in die entgegengesetzte
Richtung los, riss schützend die Hände über den Kopf und
stieß sich schließlich mit einem gewaltigen Satz ab, als die
gesamte Konstruktion über ihm endgültig auseinander
brach und in einem Regen aus schwelendem Heu, Flammen und lichterloh brennenden Holztrümmern zusammenstürzte. Feuer berührte sein Gesicht und ließ ihn vor
Schmerz aufschreien und irgendetwas traf ihn mit solcher
Wucht in den Rücken, dass er fast das Bewusstsein verlor.
Aber er war gerettet. Als Dulac sich nach einem Augenblick hustend und qualvoll nach Atem ringend aufrichtete
und dort hinsah, wo er sich befunden hätte, wenn er blindlings losgerannt wäre, erblickte er nur ein wirres Durcheinander aus zerborstenem Holz, Glut und meterhoch
prasselnden Flammen.
Die Hitze nahm ihm noch immer den Atem und sie
schien mit jedem Augenblick schlimmer zu werden. Unsicher rappelte Dulac sich auf, wich ein paar Schritte rückwärts gehend vor der lodernden Feuerwand zurück und
drehte sich schließlich um.
Um ein Haar hätte er vor Entsetzen aufgestöhnt. Weniger als drei Schritte hinter ihm befand sich die Rückwand
des Stalls. Zu seiner Rechten ragte die aus massivem
Backstein gemauerte Rückwand des Gasthauses auf, und
links und hinter ihm eine ebenso undurchdringliche, aber
viel gefährlichere Mauer aus lodernden Flammen. Er

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