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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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die letzte taberna ist, in der er ungestört sein Bier trinken kann.«
    » Eins!«, brüllte die Menge hinter uns. Elli zeigte gerade, wie viele Silbermünzen sie auf ihren schweißnassen nackten Brüsten balancieren konnte. Kvasir grinste. » Sie mogelt – sie macht es mit Honig. Ich hab mal probiert.«
    » Sag es allen weiter«, flüsterte ich. Das war Odins Werk – ich wusste, der Einäugige würde nicht wollen, dass wir das Schwert so schnell verlieren, deshalb spielte er uns den Dieb geradewegs in die Hände.
    » Drei!« Elli war gut.
    Der kleine Eldgrim nickte und verschwand. Hinter uns fiel eine Münze von Ellis mächtigem Euter, und die Zuschauer brüllten. Bruder Johannes trank sein Bier und kniff die Augen zusammen.
    » Es wäre gefährlich, ihm hier gegenüberzutreten«, sagte er und sah sich um.
    » Das entscheidet Odin«, sagte ich entschlossen, und Bruder Johannes sah mich an; immerhin galt ich als getaufter Christus-Anhänger.
    » Amare et sapere vix deo conciditur«, bemerkte er trocken, und ich spürte, wie ich rot wurde. Selbst für einen Gott ist es nicht leicht, gleichzeitig zu lieben und weise zu sein, und ich fragte mich, ob unser kleiner Christenpriester hellseherische Fähigkeiten hatte.
    » Ich hoffe, Kleiner, das heißt in der Römersprache: Bring sie alle um und lass Christus Jesus die Sache ausbaden«, knurrte Finn, denn er hasste es, wenn man eine Sprache benutzte, die er nicht verstand. Da er keine andere Sprache kannte als Westnordisch, war er oft in Verlegenheit. Jemand rempelte ihn an, und er drehte sich zornig um und versetzte dem Besucher einen heftigen Stoß mit dem Ellbogen. Einen Augenblick sah es aus, als würde es zur Schlägerei kommen, aber der Mann erkannte rasch, wen er vor sich hatte, und zog sich mit erhobenen Händen zurück. Mit den Eingeschworenen fing man besser keinen Streit an. Sie nannten uns Skythen, manchmal auch Franken, und die, die es etwas besser wussten, sagten Varangii – und sie wussten, wenn man sich mit einem anlegte, bekam man es mit allen zu tun.
    Dann kam er herein. Er drängte sich durch die Tür und blieb stehen, um mich nicht im Zweifel darüber zu lassen, dass sein Besuch hier im Delphin kein Zufall war. Alles drehte sich zu ihm um, die Gespräche verstummten nach und nach. Hinter ihm waren zwei Männer zu erkennen, eindeutig bewaffnet, in Kettenhemden und Helmen, was uns ebenfalls bewies, dass Starkad und seine Mannschaft einen mächtigen neuen Freund in der Großen Stadt gefunden hatten.
    » Starkad«, sagte ich laut und deutlich, und es war, als wenn man mit der flachen Klinge auf den Tisch schlägt. Sofort war es totenstill. Alle spürten die Spannung, die sich in dem vom Laternenqualm verräucherten Raum breitmachte. Finn knurrte böse und runzelte die Stirn so stark, dass seine Augen unter den Brauenwülsten verschwanden. Radoslaw sah fragend von einem zum anderen – selbst in diesem Augenblick war er ganz der Händler, der uns in die eine Waagschale warf und unsere Feinde in die andere, um zu sehen, wer schwerer wog.
    Man muss es Starkad lassen, er sah beeindruckend aus. Er war immer noch ein ansehnlicher Mann, wenn auch hagerer als früher, als habe ein Feuer an ihm gezehrt und eine äußere Schicht abgeschmolzen. Die Augen lagen tief in den Höhlen und die Wangenknochen stachen hervor.
    Das Wundfieber, dachte ich, als ich feststellte, wie stark er hinkte. Einar hatte ihn an jenem Tag auf dem Berg im Land der Finnen wahrhaftig schwer verletzt. Doch die Nornen weben merkwürdige Muster aus unseren Lebensfäden: Jetzt war Einar tot, und Starkad stand hier in einer roten Tunika, einer blauwollnen Hose und einem vornehmen, pelzgefütterten Umhang, mit einer teuren Fibel und einer Art Jarlring um den Hals. Ich sollte auf jeden Fall sehen, dass er es zu etwas gebracht hatte.
    » Sieh an – Orm Ruriksson«, sagte er. In meiner unmittelbaren Nähe nahm ich eine Bewegung wahr, hörte das leise Geräusch von Tischmessern, die aus der Scheide gezogen wurden. Ich legte beide Hände vor mich auf den Tisch. Er hatte zwei Männer hinter sich – einer von ihnen schielte – aber ich wusste, draußen würden noch mehr stehen, bereit, ihm zu Hilfe zu kommen.
    » Starkad Ragnarsson«, erwiderte ich – dann erstarrte ich, denn er hatte ein Schwert an der Seite. Er und seine Männer hatten es also gewagt, offen bewaffnet durch Miklagard zu stolzieren, was man nicht unterschätzen durfte.
    Und es war nicht irgendein Schwert. Es war mein Schwert. Das

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