Runenschwert
– weil es notwendig war und sich die Möglichkeit bot«, sagte er, und seine Augen verengten sich vor Hass. » Ich werde es behalten, denn du und dein Rudel Eingeschworener seid mir teuer zu stehen gekommen und ich betrachte es als den Blutpreis für meine Verluste.«
» Und das werden nicht deine letzten Verluste sein«, unterbrach Kvasir ihn zornig. » Wir sind noch nicht fertig mit dir – du bleibst am besten außer Reichweite meiner Klinge, Starkad Ragnarsson.«
» Was für eine Klinge?«, spottete Starkad und schlug sich an die Seite. » Ich habe die einzige nennenswerte Klinge, die ihr Neidinge je besessen habt.«
Die Tür flog mit einem gewaltigen Windstoß auf, gefolgt von einem Regenschwall, und hinter Starkad erschien ein Mann und flüsterte ihm etwas zu. Es war nicht schwer zu erraten, dass die Wache im Anmarsch war. Starkad beugte sich vor und verzog geringschätzig den Mund.
» Ich kenne dich, Kvasir, und dich auch, Finn Rosskopf. Auch dich, du junger Bärentöter. Ich werde bald wissen, ob ihr die Wahrheit gesagt habt. Wenn ihr mich belogen habt oder wenn ihr mir hier Scherereien macht, werde ich dafür sorgen, dass euch die Eingeweide aus dem Leib gerissen und um einen Pfahl gewickelt werden.«
Damit wandte er sich ab und hastete zur Tür, während ich über seine letzten Worte nachdachte. Erst später erfuhr ich, dass das hier tatsächlich eine Hinrichtungsmethode war.
Ein Tumult brach los, und ich musste mit der Faust auf den Tisch hauen, um die Eingeschworenen zur Besinnung zu bringen, während die anderen Besucher der Taverne eilig aufbrachen. Finn hatte gerade rücksichtslos einen Anhänger der Streitwagen-Spiele zur Seite geschubst, als er innehielt und mich entschlossen ansah.
» Wir müssen Starkad umbringen«, sagte er. » Und zwar ganz langsam.«
» Ist denn dieses Schwert so wertvoll?«, fragte Radoslaw. » Und wer ist dieser Priester?«
Ich erzählte es ihm.
» Was für eine Reliquie?«, wollte Bruder Johannes wissen, als ich meinen kurzen Bericht über Martin und seine Lanze beendet hatte.
» Eine Lanze, wie Odins Gungnir, aber eine römische«, sagte ich. » Mit der man Christus verletzt hat, als er am Kreuz hing. Nur ist die Metallspitze nicht mehr dran.«
Bruder Johannes blieb der Mund offen stehen, aber ich erwähnte nichts davon, dass diese Spitze zu dem Runenschwert verarbeitet worden war, das Starkad mir gestohlen hatte, um die Habgier von Architos Choniates zu befriedigen. Übrigens verstand ich noch immer nicht, warum Starkad jetzt das Schwert trug.
» Noch eine heilige Lanze?«, sagte Bruder Johannes verächtlich. » Die Griechen hier, die sich Römer nennen, schwören, dass sie ebenfalls eine haben, die sie zusammen mit dem Grabtuch und den Sandalen Christi an einem geheimen Ort verwahren.«
Ich zuckte mit den Schultern. Bruder Johannes schnaubte entrüstet. » Mundus vult decipi«, fügte er verächtlich hinzu.
Die Welt will betrogen werden … Ich war mir nicht sicher, ob dies auf Martins Begehren oder die Echtheit der Lanze bezogen war. Aber Bruder Johannes verstummte und verfiel in Nachdenken.
» Was dieses Schwert anbetrifft …«, fing Radoslaw an, aber im selben Moment kam die Wache herein, die der Wirt mit einem griechischen Wortschwall begrüßte. Sie sahen zu uns herüber, sahen ihn an, dann wieder uns.
Schließlich nahm der Scharführer, schwarzbärtig und in Leder gekleidet, seinen nassen Helm ab, seufzte und kam an unseren Tisch. Seine Männer ließen uns nicht aus den Augen, ihre Spieße mit den Metallspitzen in Bereitschaft.
» Wer ist euer Anführer?«, fragte er, was zeigte, dass er Erfahrung mit Leuten wie uns hatte. Als ich aufstand, schien er verwundert, denn er hatte Finn angesehen und offenbar angenommen, dass er es sei. Dieser aber grinste nur spöttisch.
» Na gut«, sagte der Kommandant und deutete mit dem Daumen über seine Schulter zum Wirt hin. » Ziphas sagt, es sei nicht eure Schuld gewesen. Aber er hält euch trotzdem vor, dass ihr ihm bewaffnete Leute angelockt habt. Das ist nicht gut fürs Geschäft. Außerdem bin ich nicht sehr erfreut darüber, dass ihr hier auf meinem Gebiet Blutfehde treibt. Also macht, dass ihr wegkommt. Ihr habt Glück, dass ihr keine Waffen tragt, sonst würde ich euch ins Loch werfen lassen.«
Wir hatten vom hiesigen Lochgefängnis gehört, es wurde auch » das stinkende Loch« genannt und machte seinem Namen anscheinend alle Ehre. Finn murrte etwas, aber der Kommandant war ein älterer Mann, und
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