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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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zu bedeuten hatten, weder auf der Klinge noch auf dem Griff.
    » Willst du das auch verkaufen?«, fragte er. Ich schüttelte den Kopf und wickelte es wieder ein. Dann sah ich in seinen Augen diesen Blick, den ich inzwischen zu deuten gelernt hatte: kalkulierend und fast krank vor Gier, während er fieberhaft überlegte, wie er herausbringen konnte, ob die Gerüchte von einem geheimnisvollen Silberschatz wahr waren und wenn ja, wo dieser sich befand. Als ich das Schwert wieder einpackte, muss es auf Choniates gewirkt haben, als ginge die Sonne unter, während er dastand und zusah, wie es in der schmutzigen Wolle verschwand. Zu dem Zeitpunkt wusste ich bereits, dass es ein Fehler gewesen war, es ihm zu zeigen, und dass er versuchen würde, es an sich zu bringen.
    Die Barbiere und Diener wurden weggeschickt. Er bot Wein an und ich trank; der Wein war unverdünnt, und ich musste über diesen plumpen Trick lachen. Der Nachmittag zog sich in die Länge, und schließlich hatte Choniates seine Hoffnung begraben, die Münzen zu einem Spottpreis zu bekommen oder mir wenigstens einen Hinweis zu entlocken, wo der Schatz zu finden war.
    Er kaufte die Münzen und Schmuckstücke, und ich bekam einen Teil des Geldes; den Rest würde er mir später zahlen – mit einem kleinen Aufschlag für seinen billigen Versuch, mich betrunken zu machen.
    » Das ist gut gelaufen«, strahlte Bruder Johannes, als wir wieder auf der regennassen Straße standen.
    » Wir sollten lieber aufpassen«, murmelte Sighvat, der wie ich die verräterischen Zeichen erkannt hatte.
    Dann, als wir uns ein letztes Mal nach dem Marmor-Hov umdrehten, sahen wir eine Gestalt seelenruhig durch das Tor humpeln, wie ein gern gesehener Gast des Hauses – Starkad. Er tat es nicht gerade heimlich, aber immerhin blickte er sich nach allen Seiten um, ob er beobachtet wurde. Selbst ohne das Humpeln, das er Einar verdankte, hätten Sighvat und ich diesen alten Erzfeind erkannt, aber gerade in diesem Moment kam die Wache um die Ecke, und wir machten uns aus dem Staub, ehe sie uns unbequeme Fragen stellen konnten.
    Das war vor einigen Wochen gewesen, und Choniates – man muss es ihm lassen – war klug und geduldig gewesen und hatte lange genug gewartet, bis wir unseren Argwohn verloren hatten und unvorsichtiger wurden.
    O ja. Wir wussten genau, wer das Runenschwert hatte, aber das machte alles nur noch schlimmer.
    Finn war rot vor Zorn und zerhackte die Taube, die er gerupft hatte, in blutige Stücke, dass die Federn nur so flogen, bis er sich etwas beruhigt hatte und auf die Bank fallen ließ. Radoslaw fischte ein paar Federn aus seinem Napf, sah uns mitfühlend an, aß dann aber unbeeindruckt weiter und spuckte die kleinen Knochen aus. Niemand sprach und die düstere Stimmung machte sich an unserem Feuer breit wie ein großer, schwarzer Hund.
    Bruder Johannes zwinkerte mir zu und klimperte mit einer Handvoll Silber. » Ich habe hier genug für mindestens einen Becher von dem Zeug, das sie im Delphin als Bier verkaufen«, verkündete er. » Damit werden wir wenigstens den Geschmack von Finns Eintopf los.«
    Finn funkelte ihn wütend an. » Wenn du noch mehr Silber hättest, du halbe Portion, dann könnten wir uns was Besseres leisten als diese geflügelten Ratten. Besser, du gewöhnst dich dran. Falls wir das Schwert nicht wiederbekommen, werden wir noch ganz andere Sachen essen müssen.«
    Alles lachte, aber der Verlust des Runenschwerts ließ keine rechte Heiterkeit aufkommen. Die Tauben in der Stadt waren fett und frech wie Raubvögel, ließen sich aber mit einem Stück Brot leicht anlocken, obwohl niemand sie gern aß. Deshalb munterte der Gedanke an ein Bier die Männer durchaus auf.
    Ich wandte mich Bruder Johannes zu und fragte ihn, woher er die Silberstücke hatte. Der zuckte mit den Schultern.
    » Von der Kirche, mein Junge. Der liebe Gott hat für uns gesorgt.«
    » Welche Kirche?«
    Der kleine Priester machte eine unbestimmte Handbewegung. » Eine alteingesessene«, sagte er, » gut besucht. Alles wohlhabende Leute. Ein unerschöpflicher Quell …«
    » Also hast du wieder Beutel aufgeschnitten, du komischer Heiliger«, knurrte Kvasir.
    Bruder Johannes sah mich an. » Nur einen«, sagte er schulterzuckend. » Ein gut betuchter Kirchgänger, dem es nicht weh tut. Schließlich heißt es: Radix omnium malorum est cupiditas.«
    » Ich wünschte, du würdest aufhören, Latein zu schwafeln«, brummte Kvasir. » Orm, was hat er gesagt?«
    » Er hat recht«, sagte ich. »

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