Runenschwert
flog durch die Luft, drehte sich über mir um die eigene Achse und fiel krachend zu Boden, wo er noch einmal aufsprang, sodass die blutdürstigen Fliegen aufstoben.
Ich trat auf ihn zu und versetzte ihm einen Hieb mit dem Schwert. Ich erreichte ihn nur mit den letzten drei oder vier Zoll meiner Klinge, knapp über dem rechten Auge, aber sein Schädel war gespalten wie eine Rumman-Frucht. Benommen versuchte er, den Staub wegzuwischen, doch er wusste, was passiert war.
Hinterher wurde mir klar, dass er genug Zeit gehabt hatte, um die gut geölte Klinge mit dem Wellenmuster, die wie ein Regenbogen glänzte, auf sich zukommen zu sehen. Doch jetzt war mir egal, was er gedacht hatte, Hauptsache er war tot. Er trug Starkads Panzerhemd mit den Goldrändern, also wusste ich auch, wer für den Blutadler verantwortlich war.
» Deine Botschaft ist angekommen«, sagte ich zu dem gespaltenen Schädel, dann stieg ich über ihn weg und ging nach draußen, wo die Sonne in einer riesigen Staubwolke verschwunden war und die Leichen herumlagen wie gestrandete Schiffe im Nebel. Ich sah Stahl aufblitzen und hörte das schmatzende Geräusch einer Klinge, die auf einen Körper trifft.
Da stand Botolf, fest und unerschütterlich wie die Klippe von Sis, und als er sah, dass ich sofort wieder Kampfhaltung annahm, hob er die Hand. Die Spannung fiel von mir ab, der Kampf schien vorbei.
» Wir würden nicht hier stehen, wenn die nicht angekommen wären«, sagte Botolf und machte eine Kopfbewegung in Richtung Totes Meer. Ich sah auf und sah im rötlich-goldenen Dunst eine prächtige Gestalt auf einem weißen Pferd mit edel geschwungenem Hals und langem Schweif. In der einen Hand hielt er eine Reitpeitsche, mit der anderen nahm er den Federhelm ab – das Einzige, was er an Rüstung trug –, worauf ein kahl rasierter Kopf und ein junges Gesicht zum Vorschein kamen, schweißüberströmt, bärtig, aber mit strahlendem Lächeln.
Er trug eine weiße jubba über einer langen Tunika, und als Händler erkannte ich sofort die Seide aus der Großen Stadt. Der Umhang war außerdem mit goldenen arabische Schriftzeichen bordiert, und selbst in dem Gestank nach Blut, Scheiße und Tod entging es mir nicht, dass er nach Aloe duftete.
» Ich bin Bilal al-Dschamil ibn Nidal ibn Abdulaziz al-Misri«, stellte er sich vor. » Solltest du den Brief nicht haben, von dem man mir erzählt hat, dann schließt du besser schnell Frieden mit deinen Göttern.«
Wie betäubt fummelte ich in meinem Beutel herum und förderte schließlich das zerknautschte, verdreckte Schreiben des Statthalters zutage, das ich ihm mit einer Verbeugung überreichte, was mir unter den Umständen angebracht schien. Er nahm es, strich es glatt und las, dann gab er es mir mit einem kleinen Lächeln zurück, hob grüßend die Peitsche, drehte sein herrliches Pferd herum und ritt in dieselbe Richtung davon, aus der er gekommen war.
» Was bei Odins Arsch war denn das jetzt?«, wollte Finn wissen, der zu uns getreten war und dessen Schwert und Schild viele frische Kampfspuren zeigten.
» Unser Retter«, sagte ich, noch immer völlig verblüfft.
» Also benimm dich«, sagte Botolf mit einem Grinsen. Finn lachte kurz auf und fuhr dem Ziegenjungen durch das staubige, wirre Haar. Der wollte sich dem Lachen anschließen, der Versuch endete aber mit einem erbärmlichen Hustenanfall. Er selbst nahm das mit Humor, sodass wir zum Schluss alle lachten. Es war das irre Lachen der noch einmal Davongekommenen.
Es war Kvasir, der uns wieder auf den Boden der Tatsachen zurückbrachte. » Zehn Tote, sechs Verwundete«, berichtete er nüchtern. » Sighvat hat es erwischt. Außerdem fanden wir Gardi und Hedin den Häuter draußen im Bohnenfeld, beraubt und ausgeweidet.«
Botolf stöhnte wütend auf, und Finn legte den Kopf zurück und heulte wie ein trauriger Hund, bis Kvasir ihn schüttelte.
» Es wären noch viel mehr gewesen, wenn diese Sarazenen nicht aufgetaucht wären«, sagte er und drückte Finns Kopf an seine Schulter. » Der alte Ahmad hier sagt, ihr Anführer sei der Hauptmann der Garnison von En Gedi.«
Ich sah den hohlwangigen Dorfältesten, der sich im Hintergrund hielt und jetzt in einer steifen kleinen Verbeugung den Kopf senkte, dann ging er zu seinen Leuten zurück, die sich daran machten, ihr Dorf wieder in Besitz zu nehmen.
Sighvat lag mit einem makabren Lächeln auf dem Rücken, das Blut unter seinem Kopf hatte sich mit dem Staub zu einem rötlichen Schlamm verbunden.
» Dann hat die
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