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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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andere kniete vor ihm, den Kopf auf dem Boden wie in einer Geste der Demut, über seine Schultern war ein rostroter Umhang gebreitet, und er kniete auf einem Teppich derselben Farbe. Ich hörte ein leises Summen, wie das ferne Murmeln unsichtbarer Priester.
    Der Mann mit gekreuzten Beinen sah auf, als ich zögernd mit knirschenden Schritten auf ihn zuging. Sein zerfurchtes Gesicht, dessen Haut sich über den Wangen spannte, war ausgedörrt wie die Landschaft draußen, aber die dunklen, ruhelosen Augen, mit denen er mich ansah, waren noch immer dieselben.
    » Orm«, sagte Martin mit müder Stimme. » Willkommen im Hause Gottes, auch wenn es dir götzendienerisch vorkommen mag. Hier ist noch jemand, den du kennst: Starkad. Nimm es ihm nicht übel, dass er nicht aufsteht, aber ich fürchte, dazu ist er nicht mehr fähig.«
    Ich trat näher. Die kniende Gestalt war tatsächlich Starkad, und was er auf dem Rücken hatte, war kein roter Umhang, sondern seine Lunge. Mit zitternden Knien und trockenem Mund beugte ich mich hinunter, es war das erste Mal, dass ich einen wirklichen Blutadler sah.
    Sie hatten seine Rippen vom Rückgrat abgetrennt und nach außen gebogen, sodass seine Lunge herausgezogen und ihre beiden Flügel über seinen Rücken gebreitet werden konnten. Er war völlig mit Blut verkrustet und kniete in einer Pfütze aus geronnenem Blut, und die summenden Stimmen der Priester waren nichts als Scharen blutgieriger Insekten, die sich hier versammelt hatten.
    » Ich hatte mich versteckt«, sagte Martin. » Als Starkad und seine Leute mich hier einholten, habe ich mich verkrochen. Sie haben mich gesucht – haben jedoch Rücksicht auf die Dorfbewohner genommen, die sie nicht gegen sich aufbringen wollten. Doch dann wurden sie angegriffen. Es waren Hunderte. Es war ein Blutbad, Orm.«
    Er machte eine Bewegung, und die Fliegen stoben auf, um sich sofort wieder niederzulassen.
    » Als ich aus meinem Versteck kam, waren alle weg – bis auf ihn. Also blieb ich bei ihm und gab ihm Gelegenheit, seinen Frieden mit Gott zu machen, bis er starb.«
    » Er … hat noch gelebt?«
    » O ja«, sagte Martin ruhig. » Er hat noch eine gute Stunde gelebt, obwohl er nicht mehr viel gesagt hat. Ich habe seine Lunge mit Wasser benetzt, damit sie nicht austrocknete, aber er hatte unerträgliche Schmerzen.«
    Ich fuhr mir über die trockenen Lippen und verjagte die Fliegen, die um mich summten. Ich versuchte, die Ungeheuerlichkeit dieser Tat zu begreifen. Sie war … grausam und sinnlos. Es mussten Nordmänner gewesen sein, denn weder Araber noch Griechen kennen diese Art der Hinrichtung, die eine Warnung ist und jemandem Furcht einjagen soll. Und das bedeutete, dass dieser Rothaarige genau wusste, wer wir sind und dass er uns nicht begegnen wollte. Sein Herz war so schwarz wie sein Haar rot war.
    Martin sah mich über Starkads Leiche hinweg an. » Starkad war ein Hund Satans«, sagte er bitter, » der mich von Birka bis hierher verfolgt hat, zwei lange Jahre, die ich vor ihm geflohen bin. Verflucht soll er sein. Ich fand hier ein geeignetes Versteck, aber für den Schaft der heiligen Lanze war dort kein Platz. Ich dachte schon, er hätte gewonnen – und dann das hier.« Sein Lächeln war unbarmherzig und sein Triumph ließ ihn erschauern. » Wenn du bisher nicht an Gott geglaubt hast, Orm, dann sieh dir das an und zittere. Denn der Herr wird seine Feinde zerschmettern mit grausamer Hand.«
    Ich wischte mir den Schweiß aus den Augen; die Luft stank nach Tod und Blut und Fliegen, und ich wollte nichts als raus hier. Ich sah Starkad an und sah nur noch den Menschen, nackt und mit dem Blutadler auf dem Rücken. Kein Helm, keine Rüstung, keine heilige Lanze.
    Und auch kein Runenschwert.
    Martin lächelte. Eine Fliege kroch um seinen Mund, aber er schien es nicht zu merken. » Ja«, sagte er, » die Lanze ist weg. Und dein berühmtes Schwert ebenfalls. Diejenigen, die für dieses Gemetzel verantwortlich sind, haben beides. Wir müssen sie suchen …«
    Von draußen drangen Schreie herein, man hörte Menschen rennen. Atemlos erschien der Junge und seine Stimme hallte von den Wänden wider. » Händler … da kommen Männer. Hunderte! Und ein rothaariger Mann!«
    Ich stand auf und sah Martin an. » Wir brauchen sie gar nicht zu suchen, Priester«, erwiderte ich. » An deiner Stelle würde ich schnell wieder in dein kleines Mauseloch schlüpfen. Sie haben uns nämlich gefunden.«
    Ich hatte kaum Zeit, mein Schwert zu ziehen und meinen Schild

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