Runenschwert

vom Rücken zu nehmen, als sie auch schon über uns herfielen. Sie kamen über die staubigen Felder, wo sie sich versteckt hatten, eine abgerissene, verzweifelte, aber gut bewaffnete Bande Gesetzloser. Der Ziegenjunge huschte vom Eingang zurück, durch den keuchend und knurrend eine Gestalt gestürmt kam. Ich sah verwildertes schwarzes Haar und einen ebensolchen Bart, eine zerrissene, dreckige Tunika und einen langen Speer. Seine Füße klatschten und schlitterten über den zerbrochenen Mosaikfußboden, dann duckte er sich und fluchte auf Griechisch, während er Mühe hatte, in der plötzlichen Dunkelheit etwas zu sehen.
    Ich trat vor, er nahm die Bewegung wahr und warf sich auf mich wie ein toller Hund, wobei sein starker Speer so hart auf meinen Schild traf, dass ich taumelte. Er zog, der Speer saß fest. Ich schüttelte den Schild ab und sein Gewicht riss im Fall den Speer mit nach unten. Während er mit einem Fuß vortrat und versuchte, den Speer herauszuziehen, wirbelte ich in einer Kehrtwende am Speer herum, und schon beschrieb meine Klinge einen Bogen durch die Luft.
    Der Hieb war so heftig, dass meine Zähne schmerzhaft aufeinanderschlugen. Ich hatte seine Rippen getroffen, er schrie auf und ging zu Boden. Als ich mich ganz umgedreht hatte, lag er stöhnend und nach Luft schnappend da und wand sich. Ich sah, dass er barfuß war, seine Füße waren schwarz wie Kohle.
    Der Ziegenjunge kam aus seinem Versteck geschossen, ein kleines Messer in der Hand, mit dem er dem Schwarzbart die Kehle durchschnitt. Keuchend von der Anstrengung sah er mich an, die Zähne entblößt wie ein kleiner tollwütiger Hund. Rache für seinen toten Bruder.
    Ich ging die vier Schritte bis zur engen Tür, von wo ich die Straße draußen überblicken konnte: ein wirres Knäuel von kämpfenden Männern, blitzenden Äxten, Speeren und Schilden, alles schrie und wütete, rachedurstige Gespenster in einem Nebel aus Wüstenstaub.
    Und über allem stand, wie ein Leuchtfeuer, der rote Haarschopf. Kvasir hatte seine Wette ganz offensichtlich gewonnen. Inger brach durch das wilde Rudel seiner Männer, er trug ein schweres Kettenhemd und hatte zu meinem Entsetzen einen Brünnebeißer in der Hand, eine dreikantige Speerspitze von drei Fuß Länge, deren Schaft nur einen Fuß lang war. Es war eine grausame Waffe, ein Speer, der auch die Stärke von drei Kettenhemden durchdringen konnte, wenn er von einem wirklich starken Mann geführt wurde. Und Inger hatte sich immer viel auf seine Kräfte als Ringkämpfer zugute gehalten.
    Er sah mich und erkannte mich. Sein Mund, umrahmt von dem verfilzten roten Bart, war zu einem O geöffnet, allerdings konnte ich seine gebrüllte Herausforderung in dem allgemeinen Kampfgetümmel nicht hören. Er schob sich den Schild auf die Schulter und zog einen Sax. In jeder Hand eine Waffe, stürmte er aus der Menge der Männer, die fluchend, stöhnend und blutend aufeinander einhieben oder sterbend am Boden lagen, und kam auf mich zu.
    Botolf wollte sich brüllend auf ihn stürzen, aber Inger senkte eine Schulter und rammte ihn von der Seite, wodurch er das Gleichgewicht verlor und taumelte. Jetzt sah Sighvat eine Chance und warf sich mit dem Schwert dazwischen. Ich stand noch immer in der engen Türöffnung, und von hier sah es aus wie eine gerahmte Ikone. Inger parierte den Hieb mit dem Brünnebeißer, drehte sich rennend halb nach hinten um und versetzte Sighvat einen Hieb mit dem Sax, der diesen am Hals traf. Ein Blutstrahl schoss hoch, und ich sah Sighvats Kopf nach hinten fallen.
    Ich schrie, ich heulte auf wie ein toller Hund, als Sighvat fiel und in der Menge der Kämpfenden verschwand.
    Inger raste weiter, und ich wollte auf die Tür zuhalten, aber er war schneller und stärker als ich, und ich hatte diesem grausamen Brünnebeißer nichts entgegenzusetzen. Ich war schon so gut wie tot, und bei dem Gedanken zog sich mein Inneres zu einem Knoten zusammen, und ich blieb abrupt stehen, wie erstarrt, ohne Schild. Verloren.
    Er wusste es und schrie seinen Triumph heraus, als er auf die Tür zuraste, den Brünnebeißer erhoben wie eine Lanze, die auf meine Brust gerichtet war und mir groß wie ein Schiffsmast vorkam.
    Doch sein Schild wurde ihm zum Verhängnis. Er prallte gegen die Türpfosten, zu breit, um hindurchzupassen.
    Die Lederriemen, an denen der Schild auf seinem Rücken hing, rissen. Im selben Moment haute es ihn von den Beinen, er verlor das Gleichgewicht und fiel rückwärts auf den Arsch. Der Brünnebeißer