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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Jetzt kennst du den Preis für die Runenschlange«, flüsterte er und die Klinge blitzte im Licht auf, wieder und immer wieder, dass es mich blendete …
    Die Sonne war aufgegangen. Sie schien mir in die Augen, und neben mir stand Finn und stieß mit dem Fuß gegen meine ramponierten Stiefel, um mich zu wecken. Ich war völlig steif, weil ich in meinem Kettenhemd geschlafen hatte, und es bereitete mir einige Mühe, auf die Beine zu kommen. Dann standen wir da und warteten, bis die Sonne durch das Loch in der hinteren Wand schien.
    Als ich die erste Wärme auf meinem Gesicht spürte und bald darauf alles in Sonnenlicht getaucht war, drehte ich mich um und sah die letzten der Eingeschworenen an, deren ernste Blicke auf mir ruhten.
    Da wusste ich es. Ich spürte es plötzlich so sicher, als sei es mir offenbart worden. Ich sagte ihnen, wir seien durch eine Prüfung gegangen und die, die jetzt hier in diesem Raum standen, seien Odins Auserwählte, die er für würdig befunden hatte, seinen Eid im Herzen und auf den Lippen zu tragen. Wir waren Odinsleute und der Heimweg würde unsere letzte Herausforderung sein. Einars Fluch war von uns genommen.
    Kvasir ließ ein tiefes Brummen hören, und ich wartete, halb darauf hoffend, dass vielleicht einer von ihnen klug genug war, um auf das zu kommen, was ich ihnen noch nicht gesagt hatte. Einen Augenblick dachte ich, Kvasir würde es aussprechen, aber der zuckte mit den Schultern. Finn wandte sich an die anderen, den Mund zu einem grimmigen Lächeln verzogen.
    » Menschenfäller, Adlerfütterer, betet zu Odin und ergreift eure Schilde und Klingen, denn wir sind wieder Waffenbrüder, und ich glaube, wir haben einen schweren Tag vor uns.«
    Botolf sah verdutzt in die Runde und fragte: » Wo ist der Ziegenjunge?«
    In diesem Moment waren von der Rampe her al-Misris Hornsignale zu hören. Sie griffen an.
    Wir hatten ausgemacht, dass wir sie zwanzig Minuten lang aufhalten würden, länger nicht. In Wirklichkeit kämpften wir zweimal so lange mit ihnen, ohne Verstärkung, und waren schließlich von einem immer enger werdenden Ring aus Schilden und Waffen umgeben, in dem jene, die keine Schuhe mehr hatten, besseren Halt fanden als die, die mit den Resten ihres Schuhwerks in dem blutigen Schlamm herumrutschten.
    Ein guter Skalde hätte bestimmt eine Sage daraus machen können, aber wie so oft wurde sie nie erzählt. Ich habe versucht, sie zu erzählen, aber ohne Erfolg.
    Ich erinnere mich nur an Bruchstücke, wie unzusammenhängende Bilder in den Scherben eines Spiegels – von Kleggi, der im Kreis stolperte und sich beklagte, er habe seinen Schild verloren, während ihm das Blut aus dem Armstumpf strömte. Der Araber, der rückwärtsfiel und seine Zähne ausspuckte wie kleine Taflsteine.
    Und Finn, der hieb und hackte und in Schilde krachte, bis er plötzlich innehielt und den Mann anstarrte, den er gerade töten wollte, worauf dieser knurrend sein Schwert erhob.
    Dieses erstaunte Zögern kostete Finn ein Büschel Haare und ein Ohr. Er schrie vor Schmerz, aber auch vor Entsetzen über das, was ihm plötzlich klar geworden war, und er hackte wütend Stücke vom Schild des Mannes, bis einer seiner Hiebe schließlich dessen Kettenhemd und Knochen durchdrang und ein zweiter Hieb das borstige Gesicht traf.
    Haf Hroaldsson, mit Spitznamen Ordiskeggi oder Borstenbart, war tot. Einer der Eingeschworenen, die wir retten wollten.
    Bis die Masmuden das obere Ende der Rampe erreicht hatten, um die Briganten auseinanderzutreiben und einzeln zu verfolgen, lagen wir bereits im blutigen Matsch auf den Knien, keuchend, kotzend, jeder Atemzug ein schmerzhafter Kampf. Mir war, als befände ich mich unter Wasser; ich sah meinen Atem als Luftbläschen aufsteigen und meine Lunge schmerzte vom Luftmangel. Himmel und Erde wankten und tauschten die Plätze …
    Am gesamten Himmelsgewölbe waren nur zwei Krähen, tiefschwarze Kreuze im klaren Blau, das in der Hitze flimmerte, sodass es mir vorkam, als läge ich auf dem Meeresgrund und sähe hoch zur Wasseroberfläche.
    Die Krähen kreisten träge in entgegengesetzten Richtungen. Sighvat hatte gesagt, alle Krähen seien Linkshänder. Es sei denn, es waren Raben, ein Zeichen Odins.
    Ich lag auf dem Rücken … Wie war ich hierhergekommen?
    » Händler?«
    Etwas schob sich vor den Himmel, eine Gestalt mit schwarzem Haar, das im warmen Wind wehte, der über den Tafelberg strich. Einen schrecklichen Moment dachte ich, es sei Hild, die im Dunkeln zu mir gekrochen kam,

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