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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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zurückhalten. » Gib es auf, Valgard, verdammter Neiding …«
    » Sie mögen mich kastriert haben«, sagte Valgard, » aber hierfür bin ich immer noch Manns genug, Pferdearsch.«
    » Wir wollten euch retten«, sagte Finn, vor Wut fast heulend. » Wir sind von Miklagard hierhergekommen, nur euretwegen. Ihr wart Eingeschworene …«
    » Aber jetzt sind wir es nicht mehr«, sagte Valgard und schüttelte fast wehmütig den Kopf. » Der erste Schnitt bedeutete unser Ende als Männer, mit dem zweiten waren wir auch keine Odinsmänner mehr. Er hat uns verlassen – was natürlich an Einars Fluch liegt. Was wir seitdem getan haben, um zu überleben, würde uns nicht mal einen Blick von Hels schwarzer Gesichtsseite einbringen.«
    Er sprach ganz ruhig, was uns noch mehr Grauen einflößte als wenn er wie ein toller Wolf gewütet hätte. Er war so braungebrannt wie einer der Masmuden; er trug mehrere Roben übereinander und die Reste eines Turbans. Er wirkte mager, ausgemergelt, war nur noch Haut und Knochen. Doch auch sein Verstand hatte gelitten, das merkte ich, als er mich entdeckte.
    » Sieh da, der junge Baldur ist also auch hier.«
    So hatte mich zuletzt mein Pflegevater genannt. In Valgards tote Augen kam Leben. Er machte eine schnelle Bewegung mit dem Runenschwert, sodass die Klinge in der Sonne aufblitzte.
    » Starkad sagte, diese Klinge hat einst dir gehört, Junge«, sagte er. » Ein Runenschwert. Er sagte, es sei aus Attilas Grab.«
    Starkad hat viel gesagt, ging es mir durch den Kopf, wie es halt so ist, wenn dir jemand die Rippen vom Rückgrat trennt und du willst, dass er damit aufhört. Valgard schien überrascht, als ich ihm dies sagte, und ich wusste, genauso war es gewesen. Wahrscheinlich fragte er sich jetzt, ob ich vielleicht durch irgendeinen Zauber alles mit angesehen hatte.
    » Ich nahm es ihm ab«, erwiderte er. Es klang trotzig, aber auch etwas unsicher, so als versuche er sich selbst einzureden, dass ich meine übernatürlichen Kräfte – wenn ich sie tatsächlich hätte – durch das Schwert bekommen hatte. Und jetzt hatte er es. Seine Hand spielte nervös am Griff herum, den seine Finger bald fest umschlossen, bald wieder losließen; sein Schweiß drang in die Rillen und Vertiefungen, die den Weg zu unvorstellbarem Reichtum wiesen.
    » Und jetzt werde ich es dir abnehmen«, sagte ich ruhig und merkte, wie Botolf näher kam und versuchte, in Valgards blinden Winkel zu gelangen. Der Junge stand ganz still, seine großen runden Augen waren auf mich gerichtet, und er umklammerte das Thor-Amulett an seinem Hals. » Du hast deinem Jarl eine Menge Kosten und Schwierigkeiten bereitet, Valgard Skafhogg, aber ich habe meinen Schwur gehalten.«
    » Was?«
    » Ich bin deinetwegen gekommen. Ich bin schließlich der Jarl der Eingeschworenen.«
    Er verzog den Mund zu einem spöttischen Lächeln. Ich deutete mit dem Kopf auf den Jungen. » Was jetzt, Valgard? Deine Männer sind geflohen, und dort unten ist ein Sarazenen-Jarl, der dir einen Pfahl in den Arsch rammen möchte.« Ich hoffte, ich hatte es ruhig genug gesagt, denn in Wirklichkeit war ich starr vor Angst.
    » Und du willst mich retten?«
    » Ich bin dein Jarl.«
    Sein Gesicht verzog sich zu einer hässlichen, rohen Fratze, vor Verachtung konnte er kaum sprechen. » Du bist kein Jarl. Und schon gar nicht meiner, du dummer Junge.«
    Er sah aus, als sei er von Sinnen. Seine Stimme war hart wie Stahl. » Wir haben dafür bezahlt«, fuhr er fort. » Wir alle, die Einar als Opfer zurückgelassen hat.«
    » Wir haben alle für Einar bezahlt«, entgegnete ich. » Aber das ist jetzt vorüber. Odin ist gnädig.«
    Er stieß ein lautes, heiseres Lachen aus, es klang wie das Krächzen einer Krähe.
    » Odin gnädig? Und du willst ein Jarl sein? Dann müsstest du wissen, dass der Einäugige nur gnädig ist, wenn ihm der Gestank von Opfern in die Nase steigt.«
    Das wusste ich natürlich. Nur hatte ich es vor unserem Kampf den anderen nicht gesagt. Alle, die ihren Schwur so schändlich gebrochen hatten, mussten sterben, und er war der Letzte von ihnen. Finn wusste es auch und sah fieberhaft von ihm zu mir und wieder zurück.
    Ich zuckte nur mit den Schultern und rieb mir den Bart, eine Angewohnheit, die ich von Rurik übernommen hatte, der unser Steuermann war, ehe er in Sarkel umkam. Skafhogg sah es auch und erkannte die Geste. Sie waren Freunde gewesen, der Steuermann und der Schiffszimmermann.
    Botolf machte eine Bewegung und Valgard brachte die Klinge des

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