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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Tür, die geschlossen war, doch der Wind ließ sie laut klappern und in den Angeln ächzen. Aus dem verfallenen Raum, durch den wir gerade gekommen waren, wurde Sand hereingeblasen, und das Feuer flackerte wild und warf riesige tanzende Schatten an die Wand.
    » Das ist Thors Wind«, sagte Kvasir grinsend. » Unser Orm webt sein eigenes Geschick, wie es scheint. Vielleicht hat der alte Einäugige uns ja endlich verziehen und den Donnergott geschickt, um es uns mitzuteilen.«
    Die Männer machten Abwehrzeichen und griffen nach ihren Amuletten, denn in dieser Nacht schien die dünne Trennwand zwischen den Welten noch durchlässiger als sonst, und es war nicht klug, diese Dinge auszusprechen.
    Es war allgemein bekannt, dass das Wyrd eines Menschen – das, was die Nornen für ihn webten – nichts Endgültiges war und wieder aufgetrennt werden konnte. Das hatte Einar ebenfalls geglaubt und eine Zeitlang schien es, als ob es ihm tatsächlich gelungen wäre. Aber leider hatte er sich damit gebrüstet, was die drei Schwestern veranlasste, ein noch schlimmeres Schicksal für ihn zu weben – besonders Skuld, die Herrin über das Kommende.
    Nun ja, ich jedenfalls hatte meine eigene Ansicht über diese Dinge. Vielleicht hatte ich Odin ja völlig falsch eingeschätzt, und er war am Ende doch ein netter alter Onkel. Allerdings hatte er mir seine Absicht deutlich zu erkennen gegeben. Ich wusste, was uns noch bevorstand, aber ich brachte es nicht fertig, es den anderen zu sagen.
    Jetzt hockten wir hier, in dieser Halle, die nach Blut stank, sahen die Schatten an den Wänden, und die Männer fragten sich, wie es weitergehen würde.
    » Der Altar wurde von den Männern der Großen Stadt hier aufgestellt, aber vorher hatte dieser Herodes seine Sklaven hier gehalten«, sagte Finn. » Er war der König der Juden.«
    » Und der wohnte hier?«, fragte Hleni Brimill. » Und der war der König der Juden? Ich dachte, das wäre dieser Jesus?«
    Finn zuckte mit den Schultern. » Vielleicht war das ein anderer. Jedenfalls belagerten die Römer hier einst neunhundert jüdische Krieger, damals wurde auch die Rampe gebaut, um hier raufzukommen.«
    Die Männer schwiegen, denn wir alle hatten die Rampe gesehen und darüber gestaunt. Finn sagte, es war, als hätte Großnase seinen Zinken hier an den Berg gelehnt, aber es waren kaum welche übrig, die Geir Großnase noch gekannt hatten, deshalb verstand niemand den Witz.
    » Und, haben sie gewonnen?«, fragte Botolf.
    » Wer?«
    » Die alten Römer. Haben sie die jüdischen Krieger hier oben besiegt?«
    » Natürlich«, sagte Finn, aber Kvasir spuckte aus.
    » Hier sind keine Krieger besiegt worden«, brummte er. » Die syrische Hure in En Gedi, die mit dem Grützbeutel, hat mir von diesem Berg erzählt. Als die alten Römer angriffen, gab es hier niemanden mehr, mit dem sie hätten kämpfen können. Die Juden hatten sich alle selbst umgebracht, Männer, Frauen und Kinder.«
    Schweigen breitete sich aus, und die Männer wagten nicht, hinter sich zu sehen, weil sich die Fylgjen sicher noch immer hier aufhielten.
    Ich zog mein Kettenhemd an, und wir warteten, ohne dass ein weiteres Wort gewechselt wurde. Durch das Loch in der Rückwand sahen wir zu, wie der Sturm tobte, der aufgewirbelte Sand wurde hereingetrieben und glühte auf, wenn er ins Feuer fiel.
    Es war so dunkel, wie ich es in Erinnerung hatte, nur die riesigen uralten Silberberge glänzten, schwarz vor Alter, und der Thron, auf dem er saß, war aus massivem Silber. Die Fesseln, mit denen Ildiko einst daran gekettet war, baumelten an einer Armlehne, aber von ihrem Skelett – oder von Hild – gab es keine Spur.
    Nur Einar war da, er saß auf Attilas Thron wie ich ihn zum ersten Mal auf Gudleifs Thron hatte sitzen sehen, zu Hause in Björnshafen, in einen schweren Umhang mit Pelzkragen gehüllt, die eine Hand auf dem Schwert mit der geraden Klinge, das er nachdenklich auf der Spitze drehte, während er sich mit der anderen über den Schnauzbart strich. Das Gesicht war von den schwarzen Haaren wie von Krähenflügeln umschlossen, mit gelblichen Wangen und so tief liegenden Augen, dass sie in ihren schwarzen Höhlen zu verschwinden schienen.
    Ich hatte ihn am Ende unserer Irrfahrt schließlich doch noch mit meinem Schwert durchbohrt, der Blutpreis für den Mord an meinem Vater.
    » Wirst du ihnen sagen, was du weißt – oder sollen sie es selbst herausfinden?«
    Als er nur mein Schweigen als Antwort erhielt, zog er das Schwert heraus.
    »

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