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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Sklaven verschleppt worden, weil es nur zwei Leichen gab, und dass die Angegriffenen sich ergeben hätten, als das Schiff in Brand geriet. Das deutete darauf hin, dass die Angreifer kriegserfahren waren. Nicht nur, weil sie Feuer für die brennenden Pfeile an Bord hatten, sondern weil sie auch die Waren umladen und die Mannschaft gefangen nehmen mussten, ehe das Schiff ausbrannte und sank.
    » Eins ist klar: Das wird keine ganz ungefährliche Reise«, sagte Sighvat düster, und niemand widersprach ihm.
    Während die anderen vorsorglich Abwehrzeichen machten, dachte ich angestrengt nach. Es mussten Araber gewesen sein, die vor ihrer Haustür auf Plünderfahrt gingen, weil sie sich nicht weiter übers Meer trauten. So dachte ich, mit der typisch nordischen Überheblichkeit, zu glauben, dass nur wir das offene Meer befuhren. Später sollte ich lernen, dass auch die Araber tüchtige Seeleute sind. Doch in diesem Falle zumindest hatte ich recht, denn hier handelte es sich um nichts weiter als arabische Plünderer, die zufällig über ein Schiff verfügten.
    Radoslaw nahm ein Päckchen aus seinem Seesack. Es war in Robbenfell eingeschlagen, und als er es ausbreitete, kam eine Walrosshaut zum Vorschein, die er ebenfalls auseinanderfaltete. Neugierig reckten wir die Hälse; wir wussten, dass er seine Schätze nicht gern vorzeigte. Als Gisur sah, dass es eine Seekarte war, brummte er ärgerlich, denn die wäre ihm in den vergangenen Tagen eine große Hilfe gewesen.
    » So eine Karte ist eine große Kostbarkeit«, verteidigte Radoslaw sich, » die gibt man nicht leichtfertig aus der Hand.«
    Gisur spuckte verächtlich aus, dann betrachtete er stirnrunzelnd die Linien und Zeichen. Wie wir alle hatte er nur begrenztes Vertrauen in Karten, und in der Tat: Wie kann man mit all den Strichen und kleinen Bildern zeigen, wo es Ran gefällt, den Wellengang zu verändern? Aus Erfahrung wusste ich, dass die meisten Karten schöne Wunschvorstellungen waren und nicht viel mit den wirklichen Gegebenheiten zu tun hatten, etwa jene, die die Mönche zeichneten, deren Mittelpunkt Jorsalir war, umgeben von einem konfusen Gewirr von Zeichen und Linien. Wer zur See fuhr, vertraute lieber auf das Wissen derer, die vor ihm gesegelt waren, und wenn er auf der Straße der Wale segelte, vertraute er am besten auf die Götter.
    Trotzdem konnten wir jetzt mithilfe dieser Karte bestimmen, dass wir in der Nähe einer Insel namens Patmos waren, worüber Bruder Johannes sichtlich erfreut war.
    » Dort hat der Evangelist Johannes gelebt«, erklärte er. » Das war einer der zwölf Jünger, den die Römer auf diese Insel verbannt hatten, weil er das Wort Gottes verbreitet hatte.«
    » Diese Römer spinnen doch«, brummte Finn. » Sie hätten ihm die Gurgel durchschneiden sollen. Stattdessen setzen sie ihn mit einem Haufen Seeräuber und einer Herde Ziegen auf eine Insel.«
    Bruder Johannes überlegte anscheinend, ob er Finns fragwürdige Deutung der christlichen Sagen berichtigen solle, entschied sich dann aber dagegen. Stattdessen erzählte er uns von diesem Heiligen und seiner Offenbarung.
    » Was für eine Offenbarung?«, wollte der kleine Eldgrim wissen.
    » Die Offenbarung«, erwiderte Bruder Johannes. » Ein Teil des heiligen Evangeliums.«
    Was ein Evangelium war, wussten wir, nämlich so eine Art Sage für Christus-Anhänger. Jemand stellte die unvermeidliche nächste Frage.
    » Es geht um das Ende der Welt«, erklärte Bruder Johannes.
    » Ach so, Ragnarök«, sagte Finn lässig, » aber das ist doch keine besondere Offenbarung.«
    Ehe Bruder Johannes einen längeren Vortrag beginnen konnte, legte ich ihm die Hand auf die Schulter und unterbrach ihn. » Weißt du irgendetwas über diese Insel, das uns von praktischem Nutzen sein könnte?«
    Er sah mich an. » Es gibt eine Stadt, Skala. Und einen Hafen und eine Kirche. Dann die Grotte, wo der Heilige gelebt hat …«
    » Ein netter kleiner Piratenhafen«, sagte Eldgrim. » Na gut, also wird Starkad hier kein Glück mit einem Schiff haben.«
    » Ich hoffe, wir haben nicht vor, ihn noch weiter zu verfolgen«, sagte Radoslaw.
    Aber genau das war mein Plan.
    Radoslaw zuckte mit den Schultern und rieb sich den kahlen Schädel. » Ich habe darüber nachgedacht«, sagte er, » und ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir weder wissen, wie viele Kameltreiber auf der Insel sind, noch, ob Starkad ebenfalls hier ist und mit ihm dieses Wunderschwert.«
    » Mir ist es völlig egal, wie viele Ziegenficker auf der

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