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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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warum jemand bei ihnen eine Bestellung über zwei Bier und eine Portion Hammelfleisch aufgibt.«
    Radoslaw jedoch sah mich an, und da wir mehr Ahnung vom Handel hatten als die anderen, wussten wir, dass Starkad auf diesem Schiff gewesen sein musste, oder zumindest einige seiner Männer. Denn ein Händler braucht Klatsch, es ist ein Lebenselement, in dem er erst richtig aufblüht: welche Ladungen wohin gingen, welche Preise man wo und für welche Waren zahlte. Diese Informationen braucht er wie die Luft zum Atmen, und deshalb sprach man mit jedem anderen Händler, dem man unterwegs begegnete. Wenn es sich nicht gerade um ein Kriegsschiff handelte oder um ein aalglattes Hafskip, das sich leicht als Wolf im Schafspelz erweisen konnte, rief man alle an und tauschte Nachrichten aus; man drehte nicht ab und rannte weg wie eine scheue Jungfer, der man in den Hintern gekniffen hatte.
    Ebenso wenig fuhr man bei Nacht durch den Hellespont – außer man war ein Nordmann.
    Aber diese Knarr war nach Süden verschwunden, und wir folgten ihr. Am Morgen warf Sighvat auf dem nassen Achterdeck seine Knochenrunen und versuchte, die Sache zu deuten. Der kleine Eldgrim sah ihm über die Schulter. Schließlich verkündete Sighvat, zu welchem Schluss er gekommen war und Gisur lehnte am Ruder, während das Segel gesetzt wurde. Ich merkte, dass wir Kurs auf die meistbefahrene Handelsroute nahmen, und überlegte, ob dieser Kurs uns wirklich von den Göttern verordnet worden war, oder ob Sighvat einfach seinen gesunden Menschenverstand gebraucht hatte.
    Was mich allerdings noch mehr beschäftigte, war, wo das zweite Schiff war, und ob Starkad auf dem segelte, das wir gesehen hatten.
    Wie immer gab Odin uns die Antwort, diesmal in Form einer winzigen Rauchfahne am Horizont.
    Das rauchende Schiff war eine griechische Knarr, sie hatte starke Schlagseite und das Heck lag schon im Wasser. Es hatte gebrannt, aber die Wellen hatten das Feuer gelöscht und ein rauchendes Wrack zurückgelassen. In der Nähe trieben zwischen Asche und Planken zwei Leichen, die sich anscheinend selbst im Tod nicht von ihrem Schiff trennen konnten.
    Vom Bug aus zog Arnor sie mit seiner Harpune heran. Er war Isländer, und alle hatten sich über ihn lustig gemacht, weil er sich eine Walfangharpune ausgesucht hatte statt eines Speers – doch Arnor war mit dieser Waffe vertraut, und jetzt war sie tatsächlich sehr nützlich.
    Die Leichen waren übel zugerichtet und völlig ausgeblutet. Selbst die Kleider hatte man ihnen geraubt, und sie boten ein trauriges Bild, wie sie jetzt auf dem Deck der Woltschok lagen.
    » Abgeschlachtet und hingemetzelt«, sagte Bruder John, der sie sich näher ansah. » Das hier ist eine Pfeilwunde, aber den Pfeil haben sie herausgezogen. Mit Widerhaken – sieh mal die Verletzungen am Herzen, die es dabei gegeben hat.«
    » Den da kenne ich«, sagte Finn plötzlich.
    » Wen?«, fragte ich.
    » Den Schielenden, der den Pfeil im Herzen hatte. Das war im Delphin einer der Wächter, die hinter Starkad standen. Ich weiß noch, dass ich dachte: Was für ein hässlicher Troll. Und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihm zu gern seine Schielaugen gerade gerückt.«
    Niemand kennt sein Schicksal auf der Straße der Wale …
    Den Beweis dafür hatte ich jetzt, als die Knarr gurgelnd versank. Bruder Johannes fiel auf die Knie und betete zu seinem Gott und dem Christus. Erstaunt nahm ich zur Kenntnis, dass er Gott dafür dankte, dass er statt unser diese Männer in den Tod geschickt hatte. Ich hätte nicht gedacht, dass Christus, dieser kleine und schwache Gott des Friedens, sich auf einen solchen Handel einließ. Aber ich musste noch viel lernen, denn wie Finn meinte, hatte ich mir noch lange nicht die Hörner abgestoßen.
    Natürlich stimmten wir alle fromm mit ein. Doch da ich der Meinung war, dass wir jede verfügbare Hilfe gebrauchen konnten, dankte ich im Stillen auch Odin – und die anderen taten es gewiss auch –, denn dies war eindeutig sein Werk gewesen.
    Wir saßen da und versuchten uns klarzumachen, was genau geschehen war, während die Reste der Knarr zischend im Wasser verschwanden und nur der Gestank von nassem Teer zurückblieb.
    Ein Schiff, vielleicht sogar mehrere, war ihnen zu nahe gekommen und es hatte einen Kampf gegeben. Finn war der Meinung, die Angreifer hätten den Kampf Mann gegen Mann vermieden und einfach so lange mit Pfeilen geschossen, bis die anderen kapituliert hatten.
    Er meinte, die restliche Besatzung sei vielleicht als

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