Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
Vom Netzwerk:
je erlebt hatte. In dieser Nacht hatte ich keinerlei Träume, doch später gab es keine Nacht mehr für mich, ohne dass die Toten mich in meinen Träumen heimsuchten.
    Damals hätte ich natürlich wissen müssen, dass Odin beim Schlafen sein Auge offen hat und nur auf eine Gelegenheit wartet, die Selbstzufriedenen zu strafen. Und als der Zeitpunkt gekommen war, war es ein übler Trick, und das Banner mit dem schwarzen Raben wehte ihm als Omen voraus.
    Svala und ich hatten uns im Morgengrauen getrennt, und später, als ich mich mit den anderen am Feuer stärkte, kam sie an, als sei nichts geschehen.
    Strahlend hielt sie mir ein zusammengefaltetes weißes Stoffbündel hin, und ich merkte, dass die anderen beobachteten, wie ich sie ansah. Der kleine Eldgrim stieß Sighvat an und flüsterte ihm etwas zu, und ich war froh, dass ich es nicht hören konnte.
    » Ich habe so viel von dieser mutigen Mannschaft gehört«, sagte sie kühl und ohne mit der Wimper zu zucken, » aber ich habe gemerkt, dass euch etwas fehlt. Also habe ich es für euch gemacht.« Und damit entfaltete sie ein weißes Banner mit einem gestickten schwarzen Raben.
    » Heya«, rief Finn bewundernd aus, und die anderen standen auf und wischten ihre Fettfinger an Bärten und Tuniken ab, um die Handarbeit zu bewundern.
    Ich konnte nur verwirrt meinen Dank stammeln, und sie lächelte noch strahlender als vorher.
    » Du brauchst nur noch eine gute, lange Stange dafür«, sagte sie und sah mich schelmisch an. » Weißt du, wo du eine finden kannst? Wenn nicht, dann wüsste ich es.«
    Ihre Frechheit verschlug mir die Sprache, und ich merkte, wie ich rot wurde, denn ihre Worte hatten genau die Wirkung, die sie beabsichtigt hatte. Schnell setzte ich mich hin, ehe es zu offenkundig wurde. Als ich ihr nochmals dankte, bildete ich mir ein, eine Rumman zu schmecken.
    Sie ging, der Saum ihres Kleides glitt übers Gras. Sighvat stand hinter mir, befühlte das neue Banner und nickte.
    » Schöne Arbeit«, bemerkte er, dann sah er mich an. Auf seiner Schulter saß einer der Raben, der sich aufplusterte und putzte. » Aber sie ist gefährlich«, fuhr er fort. Beinahe hätte ich ihn wütend angefahren, er solle sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmern, doch ich hatte zu großen Respekt vor Sighvat und seinem Wissen. Er sah den Ärger und die unausgesprochenen Fragen in meinem Gesicht und streichelte den Kopf des Raben.
    » Keiner der Raben mag in ihrer Nähe sein«, sagte er. » Jetzt ist einer weg, denn ich habe ihn ausgeschickt, um die Hexenmutter des Jarls zu beobachten, und er ist nicht wiedergekommen. Hier ist etwas von der Anderen Macht im Spiel, Händler.«
    Ein Gefühl der Kälte breitete sich in meinem Magen aus und wollte nicht verschwinden. Ich kannte diese Andere Macht so gut, und plötzlich war da wieder die Vision von Hild, schwarz auf schwarz, das schlangenartige Haar, das sich bewegte, auch wenn kein Wind ging, und fast hätte ich das neue Rabenbanner ins Feuer fallen lassen.
    Botolf hob es auf, grinsend legte er es mir wieder auf den Schoß. » Ein schönes Banner. Soll ich eine Stange dafür besorgen? Ich wollte sowieso einen neuen Griff an diesen Sax machen, und wenn die Stange lang genug ist, könnten wir an dem anderen Ende eine Waffe befestigen, das wäre doch nützlich.«
    Zu seiner Freude ernannte ich ihn sofort zum Fahnenträger, und er strahlte noch immer, als Kvasir ankam. Er sah das Rabenbanner in Botolfs eiserner Faust und brummte anerkennend.
    » Genau zur richtigen Zeit, Händler«, sagte er, » denn es ist ein weiterer Jarl angekommen – etwa zwanzig schöne Hafskipe, die jetzt im Hafen liegen, und bestimmt um die tausend Mann Besatzung.«
    Das war wirklich eine Neuigkeit, die sich wie ein Lauffeuer ausbreitete. Brand von Hovgarden, ein Jarl der Svear, der sich vor einiger Zeit aus den Kämpfen dort zurückgezogen hatte, war nach Süden und Westen gesegelt, vorbei an den Ländern des al-Hakam von Cordoba, durch den Norvasund, den die Römer die Säulen des Herkules nennen, und dann ins Mittelmeer, mit zwanzig Schiffen und tausend Mann, darunter mindestens sechshundert Krieger.
    Plötzlich waren hier, mitten in diesem heißen Land der Sarakenoi, mehr tüchtige Nordmänner, als ich je zuvor auf einmal gesehen hatte.
    Wir standen in der Menge und sahen zu, wie er und seine tapferen Männer vom Hafen zur Stadt Antiochien heraufgezogen kamen. Trotz der Hitze marschierten sie in voller Rüstung, mit Helm und Schild.
    Er war bereits

Weitere Kostenlose Bücher