Runenschwert
Miklagard, Leinen und Korn aus dem Land der Fatimiden, Teppiche aus Armenien, Glas und Früchte aus Syrien, Duftwässer vom Land der Abbasiden, Perlen aus dem Südmeer und Silber und Rubine aus Ländern, die weiter im Osten lagen.
Am vierten Tag kam Bruder Johannes mit uns, denn wir waren immer noch auf der Suche nach einer Erklärung, was es mit diesem rätselhaften Vater Barick auf sich hatte. Zwar erfuhren wir auch heute nichts darüber, doch lernte ich viel über das große Land, das Cathay heißt, aus dem Töpferwaren kamen, die glänzten wie gefrorener Schnee, außerdem Pfauenfedern, wunderbare Sättel, ein dicker, schwerer Stoff, den man Filz nennt, und Prunkstoffe, in die feine Gold- und Silberfäden eingewebt waren. Ich sah auch merkwürdige Pflanzen mit roten Stielen, die sie rhabarbarum nannten und die ihr Gewicht in Gold wert sein sollten – aber ich weiß nicht, warum, denn sie waren so sauer, dass es uns den Mund zusammenzog und Bauchschmerzen bescherte.
Es gab auch die schmerzlich vertrauten Dinge: Bernstein, Wachs, Honig, Elfenbein, Eisen und schöne Pelze aus meiner Heimat. Am schlimmsten packte mich das Heimweh jedoch beim Anblick von Sprenkelsteinen, aus dem im Norden die guten Schleifsteine gemacht werden. Ich schnüffelte daran herum wie ein Schwein in seinem Trog und bildete mir ein, ich könne den Geruch des Nordmeers riechen, einen Kiesstrand und sogar den Schnee auf den hohen Bergen.
An diesem Abend küsste ich sie. Wir saßen an einer verborgenen Stelle am Fluss, umgeben vom Summen der Insekten, aus der Ferne drang das Singen der Männer an den Feuern zu uns herüber. An diesem Abend stöhnte sie und rieb sich an mir, gleichzeitig warnte sie mich, dass nichts passieren dürfe. Dann packte sie mich mit fester Hand, und nach drei oder vier geschickten Bewegungen, als ob sie eine widerspenstige Ziege melken wolle, bäumte ich mich erschauernd auf und ergoss mich.
Ich tröstete mich damit, dass eine lange Zeit vergangen war seit dem letzten Mal, doch sie versicherte mir leise lachend, dass es so am besten sei – und obwohl sie mit mir sprach wie eine vernünftige, erfahrene Frau, hörte sie nicht auf, mich zu umklammern und sich an mir zu reiben, und als ich meine Hand ausstreckte, führte sie sie an eine bestimmte Stelle und stöhnte laut auf.
Danach wurde sie zu einer wahren Schlange, die sich keuchend unter meinen Händen wand, bis sie plötzlich genug hatte. Mit hochroten Wangen und leuchtenden Augen lachte sie mich an, das Gesicht glänzend vom Schweiß. Dann blies sie sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und seufzte zufrieden auf. » Wunderbar«, strahlte sie. » Das war gut.«
» Es könnte noch besser sein«, sagte ich, verloren in diese Augen. Verzweifelt sehnte ich mich nach dem, was ihre Blicke zu versprechen schienen. Nach Liebe, wie ich sie einmal, einen Wimpernschlag lang, für die unglückliche Hild empfunden hatte. Mein Kopf war verwirrt von unerfüllten Träumen.
» Das denkst du nur«, sagte sie, » aber besser wird es nicht.«
» Wenn wir erst verheiratet sind, erwarte ich etwas mehr«, erwiderte ich und war selbst erstaunt über meine Worte. Aber ihre Reaktion erstaunte mich noch mehr. Sie lachte.
» Nein«, sagte sie. » Daran darfst du nicht einmal denken. Man würde es nicht billigen.«
» Warum nicht? Bin ich nicht gut genug?«
Sie streckte mir ihre Zungenspitze heraus und grinste. » Du bist ein heldenhafter Jarl, nicht wahr? Das ist gut genug. Aber du müsstest noch etwas ganz anderes als einen weißen Bären töten, um das zu bekommen, was du willst.«
Sie machte sich über mich lustig, aber ich war nicht mehr so naiv wie damals, als ich auf Einars Schiff gekommen war, deshalb ging ich nicht darauf ein. Ich fragte mich nur, warum sie es nicht ernst nehmen wollte, aber sie sagte nichts weiter. Doch langsam wurde mir klar, dass dieser Schatz ähnlich unerreichbar für mich war wie der von Attila.
Wir sprachen nicht weiter darüber, denn als sie wieder zu Atem gekommen war, kam auch ihr Verlangen zurück und wieder nahm sie meine Hand und führte sie. Doch obwohl sie saftig war wie eine Rumman-Frucht – vermutlich wären alle Kriegsbaumeister von Miklagard nötig gewesen, um diese Zitadelle zu stürmen. Denn ich war viel zu leicht zu entwaffnen.
Als wir hinterher im Dunkeln lagen und dem Quietschen und Scheppern der norias lauschten, während im Nachtwind ihr Haar über meine Wange wehte, dachte ich, dass diese Nacht zu den schönsten zählte, die ich
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