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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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weißhaarig, dieser junge Jarl Brand Olafsson, schon jetzt, lange bevor er einer der Günstlinge von Olof Skötkonung werden sollte, dem König der Svear und der Goten, den man Schoßkönig nannte, weil er auf dem Schoß von König Harald Blauzahns Sohn, Sven Gabelbart, saß und um ein Königreich bettelte.
    Brands Gesicht war von der Sonne verbrannt; seine Arme hielt er wohlweislich bedeckt, und er trug einen herrlichen Helm, der reich mit Silber verziert war. Er glitzerte, dass es blendete, dieser Silberjarl. Gold glänzte an seinem Hals und an den Handgelenken, und die Ärmel seiner leuchtend roten Tunika waren mit je sieben Silberbändern verziert. Ich sah zu, wie er mit seinen Männern die Straße heraufmarschierte, über die Brücke und in die Stadt, um mit allem Prunk dem römischen Strategos präsentiert zu werden, der hier alles befehligte, eine Ehre, die Skarpheddin nicht zuteil geworden war.
    Ich stand am Straßenrand, schluckte den Staub der Marschierenden und musste unwillkürlich lächeln, denn auch ich war ein Jarl, allerdings einer von der alten Sorte, als noch jeder, der eine heile Hose besaß und über zwei Männer verfügte, sich Jarl nennen konnte. Jetzt hatten die Jarls sich die Römer zum Vorbild genommen und wollten über ein ganzes Reich herrschen. Für eine Mannschaft wie die Eingeschworenen war immer weniger Platz.
    Finns lautes Fluchen riss mich aus meinen Gedanken. Er starrte in die gelbe Staubwolke wie ein Mann, der im Nebel nach Untiefen Ausschau hält.
    Ich folgte seinem Blick und sah einen Mann, der im Gefolge des Stammesfürsten der Svear angehumpelt kam und noch mehr Staub schluckte als ich. Er führte eine Mannschaft an, die noch magerer und hungriger schien als er selbst. Ich sah nicht, was er trug oder wie seine Ausrüstung beschaffen war. Ich hatte nur Augen für die gebogene Klinge an seiner Seite.
    Starkad war angekommen.

KAPITEL 8
    Es war der letzte Tag der griechischen Paschal-Zeremonien, die sich, so kam es uns Nordmännern vor, über Wochen hingezogen hatten, mit scheppernden Glocken und dem Schwingen von goldenen Gefäßen, aus denen Weihrauch quoll, wobei die Priester in so schwere Goldroben gekleidet waren, dass wir sie ihnen am liebsten an Ort und Stelle geraubt hätten.
    Ein Abbild des toten Christus in einem wunderschön dekorierten Sarg wurde in einer Prozession herumgetragen, dabei sangen sie und klopften auf ein Buch. Bruder Johannes spuckte verächtlich aus und erklärte, es sei das, was die Griechen das Evangelium nannten. Ich wusste überhaupt erst seit zwei Jahren, was ein Buch war.
    Es war viel gesungen worden, und man hatte Lorbeerblätter verstreut. Man hatte Vigilien gehalten, gefastet und anschließend auch gefeiert. Natürlich mussten wir mitmachen, denn wir waren ja gute Christenleute, aber ich sah auch knospende Zweige den Orontes hinuntertreiben, die man Ostara geopfert hatte, solange es niemand sah – und zwar nicht nur von unseren eigenen Odinsleuten.
    Bruder Johannes war das gleichgültig, denn er betrachtete die Griechen sowieso als Ketzer; und für die Griechen, die ihrerseits die Ansichten der westlichen Christen für einen Irrweg hielten, galt er als etwas noch viel Schlimmeres. Überhaupt schienen die meisten Christus-Anhänger jemanden wie Bruder Johannes nicht zu den wahren Nachfolgern des gekreuzigten Gottes zu zählen, und gerade deshalb schätzten wir den kleinen Priester und hatten uns von ihm taufen lassen. Aber ich merkte, wie die Fesseln dieses Gelöbnisses, das uns ohnehin nie sehr eingeengt hatte, jetzt immer lockerer wurden, denn wir hatten es nur zu einem bestimmten Zweck getan, und es hatte uns nichts geholfen. Der Schwur auf Odin band uns nach wie vor.
    Doch jetzt standen wir mit den anderen fein herausgeputzt in der Frühjahrshitze und sahen zu, wie die griechischen Priester in ihren goldstarrenden Roben, die schwerer waren als eine Rüstung, sich schwitzend mit ihren Ikonen und ihrem Christus in dieser Kiste durch die Straßen von Antiochien schleppten. Dann ging ich mit Bruder Johannes, Finn, Radoslaw und zwei weiteren als angemessenes Gefolge eines Jarls zu Skarpheddins Hov, denn es wäre unhöflich gewesen, an seinen Festlichkeiten zu Ehren Brands nicht teilzunehmen.
    Wir wussten auch, dass Starkad da sein würde. Seit seiner Ankunft waren meine Gedanken und Gefühle ein einziger Mahlstrom, und ich wusste weniger denn je, was ich tun sollte. Ich wusste nur, dass ich dem Basileus den Behälter mit den Seidenraupeneiern und

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