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Runenschwert

Runenschwert

Titel: Runenschwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Low Robert
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Choniates’ Brief selbst überbringen musste, denn ich konnte niemandem vertrauen. Aber die Große Stadt war weit weg, und Starkad war hier.
    Die anderen glaubten nach wie vor, die Lederkapsel, die ich auf der Elk versteckt hatte, enthalte nur Perlen, und für sie war das einzige Problem, dass Starkad in unmittelbarer Nähe war. Besonders Botolf dachte an nichts anderes. Er wollte Starkad umbringen für das, was er ihm angetan hatte, als er ihn und die anderen in die Sklaverei geschickt hatte. Finn wollte seine Eingeweide um einen Pfahl gewickelt sehen und ihm gleichzeitig das Runenschwert unter die Nase halten.
    Das waren zwar erfreuliche Vorstellungen, aber es gab keinen Zweifel, dass Starkad zum Gefolge des weißhaarigen Brand gehörte, was ein kluger Taflzug von ihm gewesen war, denn wer ihn jetzt angriff, war auf jeden Fall des Todes. Wieder einmal war er zum Greifen nahe und doch unangreifbar.
    Finn fluchte und schäumte vor Wut, und auch die anderen murrten, denn sie wollten sich das Runenschwert schnappen und endlich weiterziehen.
    » Nun mal langsam, Jungs«, mahnte Bruder Johannes. » Es gibt viele Möglichkeiten, jemandem etwas zu stehlen, und wie ihr wisst, bin ich kein Anfänger auf dem Gebiet – obwohl ich es immer nur zu gottgefälligen Zwecken getan habe. Aber Gott wird uns einen Weg zeigen – verlasst euch drauf.«
    Wir wechselten resignierte Blicke und beschlossen, zu warten.
    Es war ein warmer Abend, und in Skarpheddins Zeltstadt wimmelte es von Gästen. Seine Leute backten unter freiem Himmel Fladenbrot und drehten ganze Ochsen am Spieß. Äpfel in Honig, Fisch mit Zwiebeln in Ziegenmilch gekocht, fette Aalsuppe, Schweinefleisch und Linsen – es waren althergebrachte nordische Gerichte, die da in der Hitze der serkländischen Nacht aufgetischt wurden, im Dunst einer Zeltstadt, in der viele dicke Kerzen brannten und die bald nach Rauch, Blut, Pisse und Erbrochenem stank … dem Geruch der Heimat.
    Es gab auch Pferdefleisch, was ein kluger Einfall von Jarl Brand war. Viel später, als Brands Herr, Eirik, der den Beinamen Segersäll – der Siegesfrohe – trug, König geworden war und die Svear und Goten zum Christentum bekehrt hatte, sollte sich auch Brand taufen lassen, aber noch gehörten er und seine Gefolgsleute zu Thor und Odin. Da es aber unter Skarpheddins Leuten auch Christus-Anhänger gab, die kein Pferdefleisch aßen, da es ein Kennzeichen der Heiden war, konnte Brand auf diese Weise sehr leicht erkennen, wer was war.
    Es gab kein Bier, denn hier durfte nicht gebraut werden – es war das Land der Muselmänner, deren Gott nicht trank. Und wie Finn behauptete, war das genau der Grund, warum sie von den römischen Griechen Miklagards in den Hintern getreten wurden.
    Stattdessen durften sie nabidh trinken, das die Christenmönche in Antiochien herstellten und an die jüdischen Händler verkauften, und die verkauften es weiter an die Muselmänner. Es wurde aus Rosinen und Datteln hergestellt, die man in Wasser vergären ließ. Für den Muselmann betrug die erlaubte Zeit der Gärung allerdings nur zwei Tage. Natürlich war das Getränk nach drei- und viertägiger Gärung ein Riesengeschäft bei den Arabern, die es sehr schätzten – aber Finn und Radoslaw waren sich einig, dass es nach sechs Tagen am besten war. Mit Honig und Wein vermischt schmeckte es fast wie Met.
    Skarpheddin wollte Brand beeindrucken, aber er musste auch die jüdischen, arabischen und griechischen Händler einladen, denen er Geld schuldete, ebenso die Führer aus der Armee des Strategos – der selbst nicht anwesend war, weil er gerade Verstärkung seiner Truppen aus Tarsus holte.
    » Und das bedeutet, dass der Kampf bald losgehen wird«, brummte Finn, als wir schweißüberströmt in dem Vadmalzelt saßen, in dem sich jetzt viele Gäste drängten.
    » Je eher wir weiterziehen, desto besser«, sagte ich, wobei ich bedauerte, meinen neuen Umhang angelegt zu haben, nur um mit meiner eleganten Fibel anzugeben. » Wenn wir noch länger hier sind, schmelzen wir in dieser Gluthitze wie Butter an der Sonne. Oder wir landen noch in einer römischen Kampflinie.«
    Wir lachten laut, weil wir dachten, das sei das Letzte, was uns passieren konnte. Aber man sollte das nie tun, wenn die Götter zuhören.
    Es war also ein ziemlich seltsames Gelage. Es sollte wie ein Festmahl in einer nordischen Halle sein, doch es war irgendwie unwirklich; alles wirkte vertraut und fremd zugleich. Die Juden und die Muselmänner lächelten höflich

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