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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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vor unserem Ziel zu töten«, gab Pándaros zurück. Seine Stimme klang nicht so überzeugt, wie er es erhofft hatte, und auch Deneb war dies nicht entgangen.
    »Du unterstellst der Schicksalsweberin eine Menge Wohlwollen – vielleicht mehr, als sie tatsächlich besitzt. Manchmal denke ich, sie will einfach nur unterhalten werden.«
    »Was?«, rief Pándaros, halb überrascht, halb amüsiert, diesen Gedanken von dem kleinen Archivar ausgesprochen zu hören, der Cyrandith und ihren Gefährten, den Dunklen König, ein Leben lang so fraglos verehrt hatte wie ein Kind seine Eltern.
    »Du hast schon richtig gehört«, sagte Deneb. »Hin und wieder stelle ich mir ein junges Mädchen vor, wenn ich an sie denke. Vielleicht zehn oder elf Jahre alt, ein gieriges Mädchen mit leuchtenden Augen, das es liebt, eine Vielzahl von Geschichten zu hören, bis in alle Ewigkeit. Es kümmert sie nicht, ob die Geschichten traurig oder fröhlich sind, wenn diese sie nur ergreifen und mitreißen. Jede unserer Bemühungen, ans Ziel zu gelangen und mit unseren Plänen Erfolg zu haben, beobachtet sie begeistert, und je schwerer es uns gemacht wird, desto spannender findet sie die Geschichte. Aber ich glaube nicht, dass sie das Ende kümmert. Wie könnte es das auch? Für sie ist die Geschichte niemals zu Ende, selbst wenn wir bereits lange in unseren Gräbern liegen.«
    »Ich hoffe, dass du dich irrst, mein Freund«, sagte Pándaros nach einem Moment des Schweigens nachdenklich. »Aber ich fürchte fast, dass dein Bild von ihr näher an der Wahrheit ist, als uns lieb sein kann. Und doch glaube ich nicht, dass sie völlig grausam und gleichgültig ist. Letztendlich liebt sie das Leben. Wir beleben ihren Traum. Wenn sie die Welten hassen würde, die sie träumte, wenn sie uns alle tot und vernichtet sehen wollte, hätte sie dann jemals diese Vielfalt geträumt?«
    Deneb sah ihn zweifelnd an, antwortete aber nicht. Still ritten sie nebeneinander her, jeder in seine Gedanken versunken, während sich der trübe Morgen allmählich dem Nachmittag zuneigte und weiter unaufhaltsam Schneeflocken auf sie herabtanzten, die das stetig ansteigende Land in eine weiße Decke hüllten.
    Nach einigen Stunden erkannte Pándaros, dass die Nomaden recht behalten hatten. Diesmal würden sie tatsächlich gegen Ende des Tages den Fuß der Berge erreichen. Sein Herz schlug schneller. Der Yasgürai hatte ihnen aus Dankbarkeit dafür, dass sie Eigin das Leben gerettet hatten, zugesichert, sie zu den Eisenbergen bringen zu lassen.
    Wenn er nur wüsste, dachte Pándaros bitter.
    Die Nomaden hatten schon lange keinen Umgang mehr mit den Zwergen gepflegt, die sie »Langbärte« nannten. Aber die Älteren von ihnen erinnerten sich noch an eine Sage von einem Eingang zur unterirdischen Festung des Zwergenreichs, und was Pándaros noch viel wichtiger war: Sie kannten den Ort, an dem sich die Sage angeblich einst zugetragen hatte, ein Tal weit im Norden am Fuß des Gebirges.
    Der Priester hoffte, dass sie den Eingang irgendwo dort finden würden. Wenn nicht, würden sie bei diesem Wetter ohne ihre Begleiter nicht lange überleben.
    Er wärmte sich die Hände mit seinem Atem, während er sich daran erinnerte, was Watanja ihnen erzählt hatte.
    »Vor langer, langer Zeit, die so weit zurückliegt, dass sich nur unsere Semharan und Geschichtenerzähler noch daran erinnern, herrschte ein mächtiger Stammesführer über diesen Teil der Steppen, den meine Sippe heute bewohnt. Sein Name war Taimarán. Bis zum heutigen Tag verehrt mein Volk ihn in Liedern und gibt die Erzählungen von seinen Abenteuern an unsere Kinder und wieder an deren Kinder weiter. Wann immer wir in unseren Riten den Ahnen unserer Sippen Ehre erweisen, nennen wir ihn zuerst und stellen Pferdemilch für ihn vor unsere Callaban , damit er davon trinken kann, wenn er mit dem Wind vorüberzieht.
    Als Taimarán lebte, pflegte unser Volk noch vereinzelt Umgang mit den Langbärten. Seine Macht reichte bis zum Fuß der Berge, die ihr in eurer Sprache ›Eisenberge‹ nennt, und die in der Zunge unseres Volkes ›Schwarze Fänge‹ heißen. Oft geschah es, dass Taimaráns Männer Goradia, die Festung der Langbärte, besuchten, um von ihnen Waffen und Handwerkszeug zu kaufen. Mein Volk bezahlte sie gut mit Lebensmitteln, Leder und Wolle. Eines Tages machten sich einige der Männer aus Taimaráns Leibgarde auf den Weg nach Norden, um in der Festung der Langbärte Schwerter zu erstehen. Sie wurden ins Innere des Berges

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