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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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nicht noch einmal«, flüsterte er. »Ich bin traurig wegen des Jungen, aber ich will genauso gerne weiterleben wie du auch. Das hier ist etwas anderes. Ich weiß einfach, dass es richtig ist, hierzubleiben. So wie du weißt, dass Ranár Hilfe braucht.«
    Pándaros’ bittere Miene fror ein. Er wandte sich ab. Als er sich wieder umdrehte, spielte ein Lächeln um seinen Mund, das Deneb Hoffnung gab.
    »Nun gut. Dann sind wir inzwischen wohl also beide zu heiligen Narren geworden.«
    Er hob seinen Kopf und rief Tirianuk zu: »Wir danken euch, dass ihr uns hierher gebracht habt, und auch für das Angebot, uns wieder mit zurückzunehmen. Aber wir bleiben hier. Wir sind uns sicher, dass wir den Eingang in den Berg finden werden.«
    Tirianuk nickte langsam und regelrecht ehrfürchtig. »Ihr Männer wie toter Semharan. Ich bitten Geister, dass sie euch sehen.«
    Er wechselte einige Worte mit seinen Kameraden, die ihnen ebenfalls in ihrer Sprache Abschiedsworte zuriefen. Sie legten das Gepäck der Priester ab, wendeten ihre Pferde, winkten den beiden zum Abschied überschwänglich zu und lenkten die Tiere wieder in der Spur zurück, die sie zuvor durch den tiefen Schnee genommen hatten. Pándaros und Deneb sahen ihnen eine Weile nach, während sie allmählich in der Ferne kleiner und kleiner wurden.
    Nun waren sie allein, zwei winzige Gestalten vor der steil emporragenden Wand. Der Wind, der ungehindert über das verschneite Gebiet fuhr, zerrte an ihren Roben. Deneb kniete sich neben seiner Reisetasche in den Schnee und kramte darin herum.
    »Wenn wir etwas von diesem nassen Gestrüpp des Rosengartens zum Brennen bekommen«, sagte er, während seine Finger nach dem Zunderkästchen tasteten, »dann erfrieren wir hoffentlich nicht zu schnell.«
    Pándaros erwiderte nichts. Er starrte die Felswand an. Deneb hob den Kopf und folgte dem Blick seines Freundes. »Bei der Träumenden, ist das wundervoll!«, entfuhr es ihm.
    Die Sonne war bereits hinter den Hügeln im Westen verschwunden, dennoch hatte ihr Schein den Berg entflammt. Einige hundert Fuß von den beiden Priestern entfernt erglühte der Granit in einem beinahe blutroten Licht.
    »Das ist also das Dämmerleuchten des verborgenen Rosengartens, den Baldarian verflucht hat«, flüsterte der Archivar. »Eine schöne Geschichte, die sich die Nomaden da ausgedacht haben. Aber es ist nur das Streulicht der untergehenden Sonne.«
    »Es ist mehr als nur eine Geschichte«, sagte Pándaros versonnen, immer noch den breiten, leuchtenden Fleck an der Bergwand betrachtend, der wie glühende Kohlen in der Glut eines gewaltigen Lagerfeuers schimmerte. »Es ist ein Hinweis.«
    Er ging auf den leuchtenden Fleck zu. Seine Beine stapften immer schneller durch den Schnee, am Ende rannte er regelrecht.
    »Was? – Du meinst doch nicht ...«, rief Deneb, doch Pándaros achtete nicht weiter auf ihn. Seine Hände und sein Gesicht schimmerten im tiefroten Sonnenlicht, als er mit den Fingern die Wand abtastete. Der Archivar folgte ihm schnaufend durch den tiefen Schnee. Gemeinsam fuhren ihre Finger im letzten warmen Tageslicht über den schroffen Granit, bis Pándaros endlich die erlösenden Worte ausstieß: »Da! Da ist etwas – ich glaube, ich hab es gefunden!«
    Der freudige Ausdruck auf seinem Gesicht strahlte ebenso wie der glühende Dämmerschein. Seine Fingerspitzen tauchten in eine schmale, kaum mit dem Auge zu erkennende Rinne, die senkrecht in Mannshöhe begann und bis zum Boden hinab reichte, wo sie unter der dicken Schneedecke verschwand. Deneb sprang zu ihm. Er fing etwas weiter rechts von Pándaros zu suchen an und fand in knapp vier Fuß Entfernung eine zweite Rinne, kaum sichtbar zwischen den vielen Flechten und den dunkler gemaserten Schründen im Fels.
    »Das muss der Eingang sein!«, rief er begeistert. »Der ist so gut versteckt – ohne das helle Dämmerleuchten hätten wir ihn bestimmt nie gefunden!«
    Pándaros drückte mit beiden Händen gegen den Fels, aber nichts rührte sich. Er versuchte es ein weiteres Mal, indem er sich mit seinem vollen Körpergewicht gegen den Stein stemmte. Doch noch immer geschah nichts. Verwirrt sah er an dem Fels empor. Machten sie irgendetwas falsch?
    »Lass mich dir helfen«, sagte Deneb und trat neben ihn.
    »Auf drei! Eins, zwei ... drei!«
    Ihr lautes Keuchen durchschnitt die kalte Abendstille, als sie sich gegen die Umrisse der Tür im Fels stemmten. Atemwolken bildeten sich vor ihren Mündern. Pándaros glaubte schon, dass sie auch mit

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