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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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den Halt verloren hätte. Erschrocken packte er wieder mit beiden Händen die Hornzacken des Serephins fest. Der kurze Moment des Bewunderns von etwas unsagbar Schönem war vorbei. V’lur und En’secta waren unter den Rand des Horizonts getaucht. Wenn auch ihr Licht noch kurze Zeit weiter andauern würde, so waren doch ihre Strahlen fort und der Glanz von Mehanúrs weißen Türmen hatte die blasse, kühle Farbe kalten Marmors angenommen. Enris erschien die Stadt mit einem Mal wie ausgestorben.
    »Wir haben Gesellschaft bekommen«, übertönte Alcarasáns Stimme die des Windes.
    »Was?« Vorsichtig drehte Neria den Kopf, noch immer bemüht, auf dem Rücken des fliegenden Drachens nur keine überflüssige Bewegung zu wagen. Hinter ihnen hatten sich in der Dämmerung dunkle Sturmwolken zusammengebraut. Sie überlegte, ob dies ein heranziehendes Gewitter sein konnte, verwarf den Gedanken aber sofort wieder. Der dürre Boden der Landschaft, die sie bisher von Galamar zu Gesicht bekommen hatte, sah nicht nach einer Gegend für Wolkenbrüche aus. Sie blickte genauer hin, und ihr Atem stockte.
    » Was ist das? «,schrie sie. Sie hörte ihre eigene Stimme schrill in ihren Ohren klingen.
    » Clar’catt «, gab Jahanila zurück. Sie klang genauso erschrocken wie die Voronfrau. »Es sind auch Maugrim, aber sie gehören zu einer anderen Art. Sie sind Diener der Größeren, die ihr bereits gesehen habt.«
    Jetzt bemerkte Enris ebenfalls, was Nerias scharfe Augen vor ihm entdeckt hatten: Was da hinter ihnen den dämmerigen Himmel verdunkelte, waren keine Sturmwolken, sondern etwas, das ihn an Schwärme von Zugvögeln erinnerte. Diese aber mussten noch kleiner sein als Stare oder Schwalben.
    »Wir müssen so schnell wie möglich in den Schutz der Barriere eintauchen«, vernahm er Alcarasán unter sich. »Sie sind nicht groß, aber sie stechen, und ihr Gift lähmt das Herz.«
    Enris brauchte nicht viel Vorstellungskraft, um sich auszumalen, was geschehen würde, wenn sich ein ganzer Schwarm dieser Wesen auf sie senkte. Unwillkürlich duckte er sich auf dem Rücken des Drachen, als könne er auf diese Weise der bremsenden Kraft des Windes entgegenwirken und den Serephin dazu veranlassen, schneller zu fliegen.
    Ich glaube, ich schaffe es nicht mehr bis zur Grenze, schrie Jahanila in Alcarasáns Verstand. Sie klang völlig entkräftet.
    Es ist nicht mehr weit , ermutigte er sie. Du musst nur noch ein wenig länger durchhalten.
    Ich kann nicht mehr!, ächzte Jahanila. Sie meinte, was sie sagte. Ihre von den Maugrimkrallen aufgerissene Flanke schmerzte inzwischen so sehr, dass jedes Luftholen wie Feuer brannte. Auch die Kraft, die Alcarasán ihr gab, half ihr nicht mehr, sie schien aus ihrem Körper herauszurinnen, als sei dieser löchrig geworden.
    Hör auf zu jammern , schnitt er ihr in Gedanken brüsk das Wort ab. Du hast uns hierher gebracht, weil du die Hilfe der Ausgestoßenen gesucht hast. Also wage es ja nicht, jetzt aufzugeben!
    In ihrer Erschöpfung hatte Jahanila Alcarasáns Vorwurf nur wie aus weiter Ferne vernommen, aber dennoch hatte sie ihn verstanden. Mehr noch – er feuerte ihren Zorn an.
    Ich – uns hierher gebracht?, sandte sie ihm lautlos entgegen. Das ist DEINE verfluchte Vergangenheit, schon vergessen? Wir sind hier wegen DIR!
    Ohne auf eine weitere Erwiderung von ihm in ihrem Geist zu warten, schlug sie so hart mit ihren Schwingen, dass sie glaubte, alle Muskeln in den ledrigen Häuten würden auseinanderreißen. Wie ein Pfeil zog sie an ihm vorbei und flog nun vor ihm.
    Ihre Verfolger hatten den Abstand zu ihnen verringert und holten unaufhaltsam auf. Nun konnte Enris hinter sich im Rauschen des Gennáharis ein wütendes Summen vernehmen, das ihn an einen Bienenschwarm erinnerte. Aber dieses Geräusch war um ein Vielfaches lauter und bedrohlicher. Es klang, als besäße es seinen eigenen käferartigen Körper, der sich auf der rastlosen Suche nach seinem Gehirn durch seine Gehörgänge fraß. In seiner Angst fragte er sich, wie die Wesen aussehen mochten, die solch unheimliche Laute hervorbrachten. Noch konnte er sie bei seinen angsterfüllten kurzen Blicken über die Schulter zurück nicht richtig erkennen. Wird nicht mehr lange dauern, bis du die Gelegenheit hast, sie dir aus nächster Nähe anzusehen , schoss es ihm bösartig durch den Kopf. Wenn sie dich erreicht haben, wenn sich der hässliche Schwarm auf deinen Kopf senkt und sie dir in deinen Rachen schlüpfen, du vor Panik aufschreist, und sie dir ihre

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