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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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sich vorwärts. Die Luft vor ihnen im Schein von Gramils Fackel, die ebenfalls träger und langsamer flackerte als zuvor, flimmerte wie in sengender Hitze. Pándaros fühlte sich in einen Alptraum versetzt, in dem er von Panik ergriffen vor etwas zu fliehen versuchte und es trotz aller Mühe nur zum Verzweifeln langsam vom Fleck schaffte. Er taumelte und stolperte an einem Steinsarg nach dem anderen vorbei, in verzweifelter Angst, das Bewusstsein zu verlieren und auf dem Boden der Stillen Hallen liegen zu bleiben, wo die sanfte, aber unerbittliche Hand des Kältetodes auf sie wartete. Seine Augen waren starr auf die Dunkelheit vor ihm gerichtet. Während er sich verbissen abmühte, Herr seiner Sinne zu bleiben und nicht zu stürzen, hoffte er inständig den Haupteingang jenes schier endlosen Tunnels herbei, ein Tor, das sich vor ihnen aus der Finsternis herausschälen und sich öffnen würde, um sie aus diesem Alptraum zu befreien. Aber jedes Mal waren es nur wieder weitere stumme Zeugen einer längst vergangenen Zeit, an denen er vorbeistürmte. Ihm schwindelte, und seine Knie knickten ein, so dass er schmerzhaft zu Boden ging. Seine aufgeschürften Hände brannten. Der Wunsch, einfach liegenzubleiben und seiner Erschöpfung nachzugeben, war überwältigend. Beinahe hätte er den etwas helleren Schemen vor ihm in der Finsternis als eine Wunschvorstellung abgetan, einen Streich, den seine verzweifelten Sinne ihm spielten. Doch auch nach mehrmaligem Blinzeln verschwanden die Umrisse des breiten Tores vor ihm nicht. Stöhnend kam er wieder auf die Füße. Seine vor Kälte aufgesprungenen Lippen verzogen sich zu einem so breiten Grinsen, dass es an das eines Schwachsinnigen erinnerte. Ein erschöpfter Schrei schwoll in den Tiefen seiner Kehle an. Vor und neben sich hörte er die anderen ebenfalls erfreute Rufe ausstoßen. Sie hatten das Ende der Stillen Hallen erreicht!
    Aber sein Schrei erstickte ihm in der Kehle, als die Luft dicht vor ihm noch stärker vibrierte als bisher. Das Flimmern verfestigte sich zu den Konturen einer hochgewachsenen Gestalt direkt zwischen ihm und der rettenden Tür. Das Wesen versperrte ihm den Weg. Pándaros prallte vor Schreck zurück. Gramil fiel der Rest seiner Fackel aus den Händen. Neben ihm hatte Deneb die Erscheinung ebenfalls wahrgenommen und versuchte, um sie herum zu laufen, wobei er sich immer noch so langsam bewegte wie ein Schwimmer unter Wasser. Das Wesen hatte inzwischen ein klar wahrnehmbares Aussehen angenommen, so als träte eine Figur in einem Bild aus dessen Rahmen heraus und füllte sich auf diese Weise mit Form und Leben. Pándaros blickte schreckensstarr auf eine Gestalt in einer silbern schimmernden Rüstung. Gelb geschuppte Hände schossen vorwärts, schneller als sich der Priester bisher unter dem Blick der unheimlichen Steinstatuen hatte bewegen können, und packten ihn mit hartem Griff.
    » Nein !«, gellte Denebs Stimme ihm in den Ohren. Er wollte sich loszureißen, doch ebenso wenig hätte er sich dem Kiefer eines Raubtiers entwinden können. Goldglänzende Augen leuchteten ihn an. Das Wesen zog ihn zu sich, und ihm schwanden die Sinne.
    Der Archivar mühte sich mit weit ausgestreckten Armen ab, Pándaros zu erreichen und ihn aus der Umklammerung der wie aus dem Nichts aufgetauchten Erscheinung zu befreien. Seine Fingerspitzen berührten dessen Robe. Aber da flimmerte diese bereits, und mit ihr das Gesicht des Priesters, eingefroren in seinem Ausdruck des Entsetzens wie ein Bild an einer Wand. Pándaros und die echsenartige Gestalt in der silbernen Rüstung wurden undeutlich, verschwammen zu einer Spiegelung in der Luft und verschwanden. Denebs Finger fuhren ins Leere. Er stieß einen verzweifelten Schrei aus, der ihm im Hals brannte und nicht enden wollte, selbst als ihn die Hände der Zwerge hochrissen und weiterzerrten, hin zu dem rettenden Tor, das aus den Stillen Hallen hinausführte. Was kümmerte es ihn noch, ob er diesem Ort entfliehen würde oder auf dem kalten Boden erfror. Sein Freund war fort.

19
    Ein Sturm aus unterschiedlichsten Stimmen tobt in Alcarasáns Kopf. Die Ainsarii haben Besitz von ihm ergriffen, füllen ihn aus wie Finger einen Handschuh. Doch auf seltsame Weise ist das Gefühl nicht unangenehm, im Gegenteil. Zum ersten Mal seit seines Aufbruchs aus Vovinadhár fühlt Alcarasán wieder die Stärke, die ihm aus dem Lauschen der unterschiedlichen Stimmen seiner Brüder und Schwestern erwächst. So ist es, wenn er über die Türme von

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