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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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der Höhle. Die Flammen beleuchteten zwei gewaltige Statuen, die rechts und links des Eingangs standen. Drei Fuß breite Beine reckten sich vor den Eindringlingen in die Höhe. Der Fackelschein reichte bis etwa zu den Gürteln oberhalb der knielangen Röcke, den die beiden Gestalten trugen. Lange Schatten tanzten um die steinernen Falten, während sich Rotgar mit prüfendem Blick den Statuen näherte.
    »Diese Arbeit ist noch älter als jene zur Zeit von Oldegar«, sagte er begeistert. »Damals trugen viele aus unserem Volk solche Röcke, die k’ltarn . Das müssen die Statuen der beiden Erbauer der Stillen Hallen sein. Ich wünschte, ich könnte sie in ihrer vollen Größe sehen.«
    »Ich wünschte, ich wäre so schnell wie möglich am anderen Ende«, murmelte Alfaard, der zwar ebenfalls beeindruckt an den steinernen Statuen empor schielte, aber ansonsten wieder so düster erschien wie zuvor.
    Diesmal gab Rotgar ihm recht. Er senkte die Fackel. »Ay, machen wir, dass wir vorankommen.«
    Sie gingen tiefer in die Halle hinein. Ihre Schritte auf dem Boden hallten laut durch die Finsternis jenseits des kleinen Kreises aus Licht, den ihre Fackel warf. Im Gegensatz zu dem Boden in den Gängen, durch die sie bisher gewandert waren, bestand dieser nicht aus grob behauenem Stein, sondern aus dunkelblauem, mit wenigen weißen Flecken durchsetzten Marmor. Er war so glatt, dass sie vorsichtig auftreten mussten. Einmal wäre Deneb beinahe ausgerutscht und hingefallen, wenn Gramil ihm nicht gerade noch rechtzeitig unter die Arme gegriffen hätte.
    Zu ihrer Rechten und Linken fand der schwache Feuerschein breite Steinblöcke, jeder von ihnen etwas höher, als die drei Zwerge gewachsen waren. Pándaros trat zusammen mit Rotgar näher an einen von ihnen heran. Er war groß genug, um einen Blick von oben auf den Block zu werfen. Der Zwerg reichte ihm die Fackel.
    »Ich kann etwas wie eine Tafel sehen«, sagte der Priester. »Sie leuchtet, als hätte man sie aus Gold getrieben. Da sind Runen zu erkennen, die darin eingraviert sind!«
    »Bei Ulfangs Hammer!«, brach es aus König Sveins Sohn heraus. »Das sind die Steinsärge mit den einbalsamierten Körpern unserer Vorväter! Ich wünschte, ich könnte die Runen sehen und ihre Namen lesen.«
    »Ihr könntet dazu auf meinen Rücken steigen, Herr«, schlug Gramil vor.
    »Ach was.« Rotgar winkte nach einem kurzem Moment des Zögerns ab. »Wir haben Wichtigeres zu tun, als aufeinander herumzuklettern. Es reicht mir schon zu wissen, dass ich den Ort durchquere, an dem meine Urahnen in Stein stehen und Wache halten, solange sich der Berg über ihren Köpfen in den Himmel reckt.«
    »Stehen?«, fragte Deneb. »Wollt Ihr damit sagen, sie liegen nicht in ihren Särgen? Ihr habt sie aufrecht zur letzten Ruhe gebettet?«
    Alfaard blies ein verächtliches Lachen zwischen seinen Backen hervor. »Eure Menschenkönige mögen vielleicht in ihren Grüften liegen und schlafen, aber unsere Vorväter waren Krieger. Selbst im Tod halten sie noch immer Wache über uns – und für gewöhnlich wacht man im Stehen.«
    Sie wanderten weiter den Hauptgang der Stillen Hallen zwischen den Särgen entlang. Die gewaltigen Steinblöcke reihten sich einer nach dem anderen zu beiden Seiten, eine schier endlose Reihe stummer Zeugnisse, die zurück in die Zeit reichte, in der Goradia seinen höchsten Ruhm erlangt hatte und die Kunst der Khorazon von den Eisenbergen aus überall in Runland verbreitet worden war.
    Zwischen den einzelnen Särgen fielen ihnen noch andere Kunstwerke auf. Zunächst nahm Pándaros an, es würde sich um Säulen handeln, von denen die Decke der langgezogenen Halle getragen wurde. Doch auf den zweiten Blick entpuppten sie sich als die Beine weiterer riesiger Statuen. Diese allerdings endeten nicht in knielangen Röcken, sondern zogen sich in die Höhe, bis sie aus dem Licht des Fackelscheins verschwanden. Es handelte sich bei ihnen auch nicht um menschliche Beine oder die von Zwergen. Was anfangs wie Rillen in den breiten Säulen ausgesehen hatte, entpuppte sich bei näherem Betrachten als Höcker oder sogar regelrechte Zacken, die den nackten Beinen entsprossen wie Dornen den Ästen von Rosenbüschen. Die Füße, in denen die bizarren Beine mündeten, waren wieder annähernd menschlich geformt, wenn man davon absah, dass sie jeweils nur drei Zehen aufwiesen.
    Pándaros fühlte sich im Angesicht der gewaltigen Steinstatuen selbst wie ein Zwerg. Er schien geschrumpft zu sein, und er wagte es

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