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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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nicht, sich vorzustellen, welche Wesen die Urahnen der Khorazon, in deren Gesellschaft er die Stillen Hallen durchquerte, hier in Stein verewigt hatten oder wie wohl ihre Gesichter hoch oben in der ständigen Finsternis dieser riesigen Höhle aussehen mochten. Ihm fiel auf, dass weder Gramil noch Alfaard es wagten, die Statuen anzusehen. Mit grimmigen Gesichtern, als zögen sie in eine Schlacht, starrten sie stur geradeaus. Nur Rotgar riskierte ab und an einen verstohlenen Seitenblick. Sich vernehmlich räuspernd trat der Sohn des Bergkönigs an Pándaros heran. »Ich habe nachgedacht«, brummte er, während er neben dem Priester einherging »Vielleicht ist es besser, wenn ihr erfahrt, was wir so weit von den Hallen unseres Volkes gesucht haben.«
    »Herr!«, entfuhr es Alfaard entrüstet, aber Rotgar hob eine Hand, und sein Kamerad schwieg, nicht ohne ein lautes Stöhnen von sich gegeben zu haben.
    »Der Berg ist nicht mehr sicher, das haben wir alle selbst am eigenen Leib erfahren. Wir müssen dafür sorgen, dass unsere Botschaft meinen Vater erreicht.« Er hielt Pándaros an. Auch Deneb blieb stehen. »Wir haben den Berg bestiegen, den die Nomaden ›Schneebart‹ nennen und der in der Sprache unseres Volkes Enlarrig Tan heißt, was so ziemlich dasselbe bedeutet. Etwa auf halber Höhe zum Gipfel befindet sich dort ein verborgenes Tal mit einem See aus eiskaltem Gletscherwasser. Seine Tiefen sind so klar, dass man meinen könnte, in der Luft zu schweben, spränge man hinein. Aber niemand meines Volkes hat jemals gewagt, auch nur einen Fuß in das Wasser der Himmelsträne zu setzen, und wir Khorazon sind die Einzigen, die um sie wissen. Sie ist ein mächtiges Orakel, das nur zu Zeiten großer Bedrängnis aufgesucht werden darf. Wem eine Frage an sie auf den Lippen brennt, der muss eine Nacht lang an ihrem Ufer Wache halten und das Sternenlicht betrachten, das sich aus den Tiefen des kalten Raums in die Himmelsträne ergießt. Das weiße Feuer der Sterne schenkt dem Wasser des Gebirgssees seherische Kräfte. Wenn man es schließlich gerade zur letzten Stunde der Nacht trinkt, bevor sie dem Licht des neuen Tages Platz macht, erfährt man die Antwort auf die Frage, wegen der man den gefahrvollen Aufstieg unternommen hat – wenn man den Trunk aus der Himmelsträne überlebt.«
    »Mehr als einen hat das, was er unter dem Einfluss des Sternentranks sah, schon in den Wahnsinn getrieben«, fügte Gramil hinzu, der Denebs erschrockenen Gesichtsausdruck bemerkte.
    »Habt Ihr Eure Antwort bekommen?«, fragte Pándaros.
    Rotgar starrte wortlos mit einem gequälten Blick in die Finsternis, die sich vor ihnen erstreckte. Deneb fragte sich unwillkürlich, was dem Zwerg Entsetzliches zugestoßen sein mochte, als er in den eisigen Höhen des Schneebartes die Nacht durchwacht und schließlich vom Licht der einsamen Sterne in dem ebenso einsamen See getrunken hatte. Ruckartig kehrte Entschlossenheit in Rotgars Ausdruck zurück. »Schwört es mir, Priester des Sommerkönigs«, sprach er zu Pándaros. Dieser starrte in die Augen des Zwergs, die in dessen bärtigem Gesicht wie angefachte Glut brannten. »Wenn uns dreien irgendetwas geschieht, dann schlagt euch nach Goradia durch und überbringt dem König folgende Nachricht: Sein Sohn hat die Himmelsträne befragt. Die Zeichen stehen auf Krieg. Ein großes Unheil hat Runland befallen, nicht nur das Reich der Khorazon. Die Beben und das Unwetter sind erst der Anfang. Jene, die so alt sind wie die Erbauer, kommen von außen in diese Welt, um sie zu vernichten. Wenn die Khorazon überleben wollen, dann müssen sie ihre Äxte schärfen für den großen Krieg, der bald vor ihrer eigenen Tür stehen wird.«
    In Pándaros’ Ohren und an diesem unheimlichen Ort tief im Inneren des Gebirges klang die Stimme des Zwergs wie das Unheil verkündende Grollen einer Schlachtentrommel. Vor seinem inneren Auge erschien aus dem Dunkel ein Heer von heranstampfenden Zwergen in Kettenrüstungen, die mit ohrenbetäubendem Brüllen ihre Waffen schwangen. Die Khorazon mussten furchterregende Gegner sein. Dennoch – ob ihr Grimm und ihre beeindruckenden Waffen die Serephin besiegen konnten?
    »Wie ihr erkennen könnt, ist das, was ihr mir berichtet habt, nichts Neues für mich«, fuhr Rotgar fort. »Es bestätigt mir nur, dass das Orakel wie erwartet wahr gesprochen hat. Werdet Ihr also tun, was ich von euch verlange, Priester?«
    Pándaros nickte. »Ihr habt mein Wort.«
    »Gut«, gab der Zwerg knapp zurück,

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