Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
zurückgeblieben ist«, sagte Indral düster. »Die stärksten Krieger sind immer noch dort draußen, unter der Führung dieser Manari. Wir müssen die Festung schnellstens für eine Verteidigung bereitmachen. – Ich wünschte, ich hätte mehr Krieger zur Verfügung. Mit so wenig Leuten stehen wir hier auf verlorenem Posten.«
Norvik kam über den Innenhof zu ihnen gelaufen, vorbei an den Dunkelelfen, die überlebt hatten und die Leichen der Gefallenen aus dem Weg schafften. »Aros!«, schrie er schon von weitem. »Da kommen Fremde auf die Burg zu.«
Einige der Antara sahen ihm unruhig nach, bevor sie sich wieder ihren Aufgaben widmeten. Enris wusste nicht, ob er sie für ihre Kaltblütigkeit bewundern oder verabscheuen sollte.
Indral und Aros wechselten erschrockene Blicke.
»Sind es Serephin?«, brüllte der Hauptmann seinem Krieger zu. Norvik, der sie inzwischen erreicht hatte, schüttelte heftig den Kopf. »Nein, es sind Menschen – glaube ich jedenfalls. Aber sie sehen nicht wie Stadtleute aus, eher wie Bauern. Aber ziemlich verwilderte Bauern.«
»Junge, ich werde nicht schlau aus dem, was du da stammelst«, brummte Aros ungeduldig. »Das muss ich mir selbst ansehen.«
Er stapfte mit Norvik zum Eingang der Festung. Indral folgte ihm. Enris erhob sich nach kurzem Zögern ebenfalls und hinkte ihnen hinterher.
Das aus seiner Verankerung gesprengte Fallgitter lag in zwei Teilen auf der heruntergelassenen Zugbrücke. Am anderen Ende der Brücke standen am Rand der Klippe zum Festland etwa fünfzig Männer und Frauen dicht an dicht gedrängt, gekleidet in braunes Leder und groben Wollstoff.
Enris und Indral schritten zusammen mit Aros über die hölzernen Bohlen auf die Fremden zu, die ihnen nicht bedrohlich erschienen. Enris erkannte sofort, wer sie waren. Die Augen jedes Einzelnen von ihnen schimmerten blutrot. Nur die Augen der alten Frau in der ersten Reihe, die nun einen Schritt auf die Zugbrücke vortrat, waren die eines Menschen. Der eisige Winterwind über den Klippen zerzauste ihr schneeweißes Haar. Ein Falke flatterte über ihrem Haupt und ließ sich auf der breiten Gabel des Wanderstabs in ihren Händen nieder. Argwöhnisch beäugte er die drei Männer, bereit, sich sofort wieder in die Luft zu erheben.
Aros hielt unvermittelt inne, während die anderen beiden weitergingen. »Ich werd verrückt!«, stieß er leise hervor. »Wolfsmenschen. Als ob wir nicht schon genug Ärger hätten.«
Die Voron wechselten finstere Blicke.
» Das haben sie gehört«, sagte die alte Frau. Streng musterte sie den Hauptmann. »Nur ein Narr schlägt in der Stunde der Not die Hand beiseite, die ihm Hilfe anbietet.«
»Dann sprecht nicht mit ihm, sondern mit uns«, erwiderte Enris, der zu ihr herangetreten war. »Gebt nicht zu viel auf das Wort eines erschöpften Mannes, dessen Klinge noch nass vom Blut einer Schlacht ist. Wir nehmen eure Hilfe dankend an – aber wir wüssten auch gerne, was euch hierher verschlagen hat.«
Ich kann es mir denken , schoss es ihm durch den Kopf. Neria, wo immer du sein magst, ich bin so froh, dass du es geschafft hast, ihnen eine Nachricht zukommen zu lassen.
Sie stellten sich einander vor. Enris kannte den Namen der alten Frau aus den Erzählungen seiner Liebsten nur zu gut. Sie war es also gewesen, die Neria aus den Fängen des Gorrandha gerettet hatte!
»Ihr wisst nicht, wie es ihr geht, oder ob sie die Schicksalsfestung erreicht hat?«, fragte er.
Sarn schüttelte den Kopf. »Wo auch immer sie ist, als sie mir im Traum erschien, war sie jedenfalls noch sehr lebendig.« Sie wies auf die Männer und Frauen hinter sich. »Neria hat mich gebeten, mit den erfahrensen Jägern ihrer Siedlung zur Meeresburg zu kommen, um euch beizustehen. Ich hoffe, dass wir nicht zu spät sind. Ihr seht aus, als hättet ihr einen fürchterlichen Kampf überstanden.«
»Das haben wir«, bekräftigte Aros. Ein hartes Lächeln stahl sich hinter seinem dichten Bart hervor. »Aber keine Sorge, wenn der Elf und der junge Enris recht behalten, dann tauchen nur zu bald wieder genügend Feinde für jeden von uns auf.«
»Sie behalten recht«, erklang Jahanilas Stimme hinter ihnen. »Ich habe Nachricht von Alcarasán.« Die Feuerpriesterin schloss über die Brücke zu ihnen auf. Im Gegensatz zu den anderen Verteidigern von Carn Taar sah sie aus, als ob sie noch gut bei Kräften sei, und ihre Augen blitzten wach und aufmerksam. Nur die dunkleren Flecken auf ihrer roten Robe wiesen darauf hin, dass sie
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