Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
ebenfalls an dem Sturm auf die Festung teilgenommen hatte.
Die vordersten Voron wichen erschrocken zurück, als sie der echsenartigen Frau gewahr wurden.
»Was ist das für ein Ungeheuer?«, zischte eine Frau neben Sarn.
Die Alte legte ihr beruhigend eine Hand auf den Arm. »Dieselbe Frage haben wir Menschen auf den Lippen, wenn wir in die roten Augen eines Voron blicken«, sagte sie. »Aber ich bin mir sicher, sie ist genauso wenig ein Ungeheuer wie ihr. Und genau wie ihr sieht sie einfach nur anders aus.«
»Das ist Jahanila«, erklärte Enris. »Sie gehört zu den Serephin, dem Volk, das sich geschworen hat, Runland zu vernichten. Aber sie steht auf unserer Seite.«
»Wie gut für uns«, murmelte die Voronfrau misstrauisch. Sie starrte Jahanila noch immer an.
»Was für eine Nachricht bringst du uns?«, wollte Enris von Jahanila wissen.
»Keine gute, fürchte ich. Alcarasán hat mit mir gedankliche Verbindung aufgenommen, weil er sich schon in der Nähe befindet. Er ist bis von den Toolmooren hierher geflogen. Manari und ihre Krieger sind dicht hinter ihm. Sie wissen, dass sich der letzte Drache hier in Carn Taar versteckt.«
»Das sind in der Tat schlechte Neuigkeiten«, rief Aros. »Jetzt bleibt uns nur noch die Festung so lange wie möglich gegen sie zu verteidigen und zu hoffen, dass Neria rechtzeitig die Schicksalsfestung findet.«
»Es ist also wahr!«, staunte die Voronfrau neben Sarn. Sie wandte sich leise an den Mann neben ihr. »Diese Leute setzen auf die Hilfe von einer aus unserem Volk! Es tut mir leid, dass ich gezweifelt habe. Die Alte hat tatsächlich die Wahrheit gesprochen.«
»Und sie hört auch noch immer recht gut«, sagte Sarn schneidend. Die Voronfrau lief rot an.
»Erzählt uns, was Neria vorhat«, verlangte die Hexe zu wissen.
Enris deutete hinter sich. »Kommt mit uns in die Festung. Dort sollt ihr alles erfahren.«
Sie wandten sich zum Gehen, als Jahanila mit weit aufgerissenen Augen hinter die Gruppe der Voron wies. »Da ist er ja! Alcarasán!«
Ein rotgeschuppter Drache segelte, die ledrigen Schwingen ausgebreitet, über die windige Hochebene auf den Rand der Klippe zu. Er hielt sich nur wenige Fuß über dem Boden und landete dicht vor den Voron, die mit erschrockenen Schreien vor ihm zurückwichen. Enris und Jahanila drängten sich an ihnen vorbei zu ihm. Ein Körper glitt von dem Rücken des Drachen in den Schnee. Während sich das gewaltige Tier auf seine Hinterbeine aufrichtete und binnen Momenten wieder auf die echsenartige und flügellose Gestalt eines Serephins in einer roten Robe zusammenschrumpfte, hoben Jahanila und Enris den Fremden vom Boden auf. Der kahlköpfige ältliche Mann war kreidebleich vor Kälte. Enris hatte ihn noch nie zuvor gesehen.
»Wen hast du uns da gebracht?«, fragte Jahanila.
»Jemand, der uns vielleicht gegen Manari helfen kann«, erwiderte Alcarasán. Er hörte sich todmüde von der Anstrengung des langen Fluges an und schien sich nur mit Mühe auf zwei Beinen halten zu können. »Er ist ein Priester aus T’lar – wie Ranár. Er glaubt, dass sein Ordensbruder noch immer am Leben ist und gegen Manari ankämpft, die seinen Körper übernommen hat.«
»Lasst – lasst mich einfach sterben«, murmelte der Priester in Enris’ und Jahanilas Armen. »Ich bin zu nichts mehr zu gebrauchen. Mein ... Herz macht nicht mehr mit ...«
»Er ist kaum noch am Leben«, erklärte Alcarasán. »Es war mir nicht möglich, ihn zu heilen. Ich benötigte all meine Kraft, um uns in meiner Drachenform so schnell wie möglich in den Norden zu bringen. Können deine Leute ihm helfen, Indral?«
Der Dunkelelf nickte stumm.
»Gut«, sagte der Serephin und wandte sich den Voron zu, die ihn mit einer Mischung aus Argwohn und Ehrfurcht musterten. »Ich sehe, wir haben Verstärkung aus Nerias Volk erhalten. Wir können jede Hilfe brauchen, die uns ein wenig mehr Zeit verschafft.«
»Leider haben wir zur Zeit keinen Vollmond«, sagte die Voronfrau neben Sarn. »In unserer Wolfsform wären wir euch von viel größerem Nutzen.«
»Dem kann abgeholfen werden«, erwiderte Jahanila. »Jeder von euch kann zu jeder Zeit Wolfsgestalt annehmen – mit etwas magischer Hilfe von außen, zum Beispiel von den Antara. Neria hat es bereits erlebt.«
Ihren Worten folgte aufgeregtes Murmeln aus den Reihen der Voron.
Indral hob die Hände. »Wir werden gerne tun, was in unserer Macht steht. Aber jetzt sollten wir alle schleunigst in die Sicherheit der Festung zurückkehren. Wir
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