Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
Auseinandersetzung mit einem Serephinkrieger nicht viel helfen würden. Daher beschränkte er sich darauf, im Eingang zur Schwarzen Nadel zu verharren, ihn gegen jeden Gegner zu verteidigen, der hindurch wollte. In dem beengten Raum war es den Serephin nicht möglich, ihre Künste mit dem Schwert voll auszuspielen, während Enris nichts weiter tun musste, als mit gezückter Klinge den Türrahmen zu blockieren. Dennoch war es ein gefährliches Unterfangen. Er wusste, dass die Serephin nicht nur über Kampferfahrung, sondern auch über magische Kraft verfügten. Aber seine Erfahrungen in Mehanúr hatten ihn gelehrt, dass sie nur ungern vom Kampf mit dem Schwert zum Kampf durch Magie überwechselten, weil sie für die erforderlichen Gesten beide Hände freihaben mussten. Außerdem hatte Alcarasán ihm verraten, dass Magie für die Angehörigen seines Volkes in dieser grobstofflichen Welt bei weitem mehr Anstrengung vonnöten war.
Er wurde mehrmals von einzelnen Kriegern angegriffen. Doch es gelang ihm, standzuhalten und nicht zurückzuweichen. Er wehrte die Klingen ab, die auf ihn zielten, und ließ sich nicht von seinen Gegnern dazu verleiten, aus dem Eingang hervorzukommen und seine Deckung zu verlassen. Die Serephin ließen wieder von ihm ab. Einer wandte sich einem Antara zu, der auf ihn zurannte, ein anderer wurde ebenfalls von einem Dunkelelfen abgelenkt, woraufhin Enris einen Schritt vorsprang und ihm seine Klinge dicht unter dem Rand der Rüstung in den Unterleib rammte. Als der Krieger vor ihm zusammenbrach und er sich schnell wieder in die Deckung des Eingangs zurückzog, blitzte in ihm kurz der Gedanke auf, dass dies gerade keine ehrenhafte Auseinandersetzung gewesen war, kein heldenhafter Kampf, wie er es aus den Abenteuergeschichten seiner Kindheit kannte. Stattdessen ging es ebenso wie in Mehanúr einfach nur darum, zu überleben, egal wie. Er war nicht stolz auf das, was er getan hatte, aber jetzt gab es einen Serephin weniger, der Indral oder einem der anderen Dunkelelfen gefährlich werden konnte. Es wog den bitteren Geschmack in seinem Mund auf, wenn es ihn auch nicht verschwinden ließ.
Als das wilde Durcheinander im Hof allmählich endete, konnte er es kaum glauben, dass sie tatsächlich gesiegt hatten. Die Schreie derer, die von den Klingen ihrer Gegner getroffen worden waren, egal ob Serephin oder Antara, gellten noch immer in seinen Ohren. Erst jetzt fiel ihm auf, wie sehr ihm die Beine zitterten. Er ließ sein Schwert klirrend zu Boden poltern und setzte sich auf die Türschwelle. Stechender Schmerz fuhr durch seine Hüfte und er verzog das Gesicht. Mehr denn je fühlte er sich gerade wie ein alter Mann, der zu viel erlebt hatte.
Ein Schatten fiel auf ihn. Indral blickte auf ihn herab. Seine blutverkrustete Stirn war gramzerfurcht.
»Es ist vorbei.«
Enris erwiderte nichts. Wieder und wieder sah er vor seinen Augen, wie Corrya tödlich getroffen in die Knie ging. Ein Tanz über einem offenen Grab. In einem Augenblick am Leben, im nächsten tot. So schnell ging das.
»Ich habe meinen Leuten die Anweisung gegeben, jeden Winkel von Hagonerin zu durchsuchen«, fuhr der Dunkelelf fort. »Aber ich kann mir nicht denken, dass sich noch irgendein Serephin hier verborgen hält. Das ist nicht ihre Art.« Er rang um Fassung, die er sich nur mit äußerster Willenskraft zu bewahren schien. »Sie haben alles getan, um uns aufzuhalten, und sie haben ganze Arbeit dabei geleistet. Die Hälfte von uns ist umgekommen.«
»Das tut mir leid«, murmelte Enris tonlos.
»Ich ... kannte jeden von ihnen«, fuhr Indral fort, als spräche er zu sich selbst. »Ich will sie gebührend betrauern, aber ich kann es nicht. Noch nicht. Unsere Arbeit ist noch nicht getan.«
»Was für ein Gemetzel!«, schnaufte jemand neben ihm. Der junge Mann hob seinen Kopf. Aros war zu ihnen herangetreten. Er hatte seinen Helm abgenommen und wischte sich sein schweiß- und blutverschmiertes Gesicht. Sein linker Arm hing schlaff herab, und seine Lederrüstung wies oberhalb des Ellbogens eine klaffende Wunde auf. »Ich glaub, ich werde zu alt für solche Schlachten«, murmelte er erschöpft.
»Was ist mit Norvik und Mesgin?«, fragte Enris.
»Denen geht’s besser als mir.« Aros winkte ab. »Wir haben uns vor allem verteidigt und uns gegenseitig den Rücken freigehalten. In einem Kampf Mann gegen Mann hätten wir das hier niemals überlebt . Alle Götter, sind diese Serephin stark!«
»Und das war nur die Truppe, die in Hagonerin
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