Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
als Sklaven verkaufen?«
»Ich fürchte, das ist ihre Absicht«, gab Pándaros zurück. Der Mann, der ihn gefesselt hatte, wies auf sein Pferd. Der Priester hielt sich mit seinen zusammengebundenen Händen am Sattelknauf fest und kletterte unbeholfen auf den Rücken des Tieres. Sobald er oben war, folgte ihm der Mann und ließ ihn vor sich sitzen. Deneb musste auf das Pferd des anderen Reiters steigen. Als er sich ebenfalls am Sattelknauf hochziehen wollte, rutschte er ab und stieß mit seiner gebrochenen Nase gegen den Bauch des Pferdes. Er schrie so laut vor Schmerzen auf, dass das Tier nervös vor ihm zurückscheute. Die Nomaden lachten, und derjenige, der Deneb geschlagen und gefesselt hatte, führte sein Pferd wieder an den Priester heran. Mit einem harten Schlag zwischen die Schulterblätter trieb er ihn an, den Aufstieg erneut zu versuchen. Deneb biss die Zähne zusammen und zog sich erneut an dem Tier hoch. Diesmal gelang es ihm, in den Sattel zu gleiten. Das Gepäck der beiden Priester wurde an die Sättel von zweien der Pferde gehängt. Die Nomaden unterhielten sich leise mit dem, der die Gemeine Sprache kannte, und den sie offenbar als ihren Anführer betrachteten. Mit einem hohen Ruf beendete dieser die Unterhaltung.
» Sallar na callab! «
Die übrigen Vier wiederholten die Worte im Chor und rissen ihre Pferde herum. Pándaros und Deneb klammerten ihre zusammengeschnürten Hände krampfhaft um die Sattelknäufe, während die dicht hinter ihnen sitzenden Reiter ihre Tiere zu einem immer schnelleren Lauf antrieben. Zu ihren Füßen fegte das Gras der Steppe dahin, und der kalte Wind wehte den beiden Priestern hart in die Gesichter. Binnen weniger Augenblicke war allein das tote Fohlen im Gras zurückgeblieben.
Nach einer Weile tauchte das Wolfsrudel wieder auf. Als sie sich vergewissert hatten, dass die Menschen auf ihren Pferden fort waren, labten sie sich erneut an dem erjagten Fleisch. Die kurze Störung hatten sie schnell vergessen. Sie hatten lange keine Beute mehr gerissen und waren ausgehungert. In den Weiten des westlichen Graslandes war dies das Wichtigste, woran es sich zu erinnern galt.
3
JETZT! Senk den Schutzwall!
Der Lamazhabin gehorchte ohne zu zögern dem Befehl, der seinen Kopf wie ein gleißender Lichtblitz ausfüllte. All sein Trachten richtete sich darauf, für einen winzigen Moment die Kraft auszublenden, die ihm von den anderen Serephin in Mehanúr gesendet wurde. Sein Körper bebte vor Anstrengung, sich nicht ablenken zu lassen.
Der Strom wurde aufgehalten.
In Alcarasáns Kopf tobte ein Wirbelsturm aus stechenden Schmerzen. Er achtete nicht darauf, ob sein verzweifelter Schrei gehört worden war. Alles in seinem Gesichtsfeld verschwamm zu flirrenden grauen Punkten, die wütend um ihn herumsurrten und versuchten, auf ihm zu landen. Er schüttelte sich, ohne dabei an Enris auf seinem Rücken zu denken. Undeutlich erblickte er unter sich die weißen Steine von Mehanúrs Stadtmauer.
Im nächsten Moment war er innerhalb der unsichtbaren Kuppel. Er fühlte es daran, dass der verhasste Gennáharis so schlagartig fort war, als ob eine Tür dicht hinter ihm ins Schloß gefallen wäre. Vor ihm ging von Jahanila eine Woge von Erleichterung aus wie die Wellen eines Teichs, in den man einen Stein geworfen hatte.
Wir haben es geschafft!
Alcarasán musste sich nicht bei dem Lamazhabin in seinem Turmzimmer versichern, dass dieser die magische Barriere wieder aufgerichtet hatte. Er sah es durch seine fast gänzlich zugeschwollenen Augen an dem Verhalten der Maugrim.Die Clar’catt, die zusammen mit ihm durch den Schutzwall geflogen waren, hielten darin inne, ihn zu stechen. Verwirrt flogen sie auf, ballten sich zu einem kleinen Haufen zusammen und surrten aufgeregt hin und her, als suchten sie verzweifelt etwas, das sie nicht finden konnten. Alcarasán wusste genau, was sie quälte. Sie hatten die Verbindung zum Rest des riesigen Schwarms verloren. Allein oder in einer kleinen Gruppe waren sie so hilflos wie Nachtvögel im hellen Sonnenlicht.
Hinter ihm schwebte der Rest der riesigen Wolke in der Luft und versuchte ein ums andere Mal, zu ihm vorzudringen, doch es war als würde sie an einer gläsernen Wand abprallen, die alle Geräusche dahinter verschluckte. Die restlichen Clar’catt, die sie erblickt hatten, versuchten, zu ihnen zu gelangen, doch die kleine und die riesige Wolke konnten sich nicht vereinen.
Ein dicker Feuerstrahl fegte an ihm vorbei. Die auf der Innenseite der
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