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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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dass ihr auch nur eine Gelegenheit blieb, sich zu wehren, rissen seine Worte ihr Innerstes auf und legten den zuckenden Kern ihrer Gefühle bloß: ihre Scham über den Verrat ihres Vaters, ihren Zorn auf jene, die nicht glauben wollten, dass der Rest des Hauses Irinori treu zu den Herren der Ordnung stand, ihren tiefen unausgesprochenen Wunsch nach Anerkennung. Aber Cesparian erkannte noch etwas anderes in den Bildern, die das Sellarat ihm zu sehen erlaubte. Tief in ihr, so gut verborgen, dass sie selbst es nicht in der Flut von Erinnerungen sehen konnte, die sie ihm sandte, pulsierte ein dünner roter Strom aus Hass auf den Jäger. Eine feurige Ader unter so vielen anderen verzweigten Strömen aus Gefühlen, die gemeinsam das Sellarat bildeten. Sie verabscheute ihn für die Unerbittlichkeit, mit er ihr Innerstes ins Licht seiner alles beobachtenden Augen zerrte, ihr Gewalt antat, um sich ihrer Ergebenheit zu versichern. Es war ein Teil von ihr, den sie peinlichst vor sich selbst geheim hielt. Wie hätte sie diesen bitteren Zorn auf Melar auch offenbaren können? Wäre sie dann nicht undankbar gegenüber demjenigen gewesen, der ihr nun verkündete, wie zufrieden er mit ihrer Arbeit war und sie zu ihrer Stellung als jüngste Vertraute von Belgadis beglückwünschte?
    Der Jäger, jene Stimme und die Hand der Herren der Ordnung, musste diesen heimlichen Hass auf seine Methoden ebenso bemerkt haben wie Manaris tief empfundene Ergebenheit und Dankbarkeit. Doch Cesparian vermutete, dass Melar die verborgenen Gefühle seiner Untergebenen gleichgültig waren, solange er sah, dass sie ihr nicht bewusst waren. Was er wollte, war Treue zu den Herren der Ordnung, und die erhielt er von Manari, die ihm nun mit leuchtenden Augen, den Leitkristall an die Stirn gepresst, verkündete, Olárans Rebellen jagen zu wollen, in welcher Welt sie sich auch immer verstecken mochten.
    Dies also war der Grund für Manaris rasende Verbissenheit, mit der sie ihren Kampf gegen die Wächterdrachen führte! Sie wollte Melar gefallen, wollte für ihn erfolgreich sein, trug es ihm aber gleichzeitig nach, dass er um ihre Geheimnisse wusste.
    Es fiel Cesparian nicht schwer, seine Überlegungen auch innerhalb des Sellarats für sich zu behalten. Manari war noch immer zu geschwächt, um zu bemerken, was er für sich behielt. Sie zeigte ihm, wie Melar ihr davon erzählte, dass die Welt der Verräter gefunden worden war. Dass eine Armee von Maugrim bereitstand, in dieser Welt namens Runland einzufallen und alles Leben darin dem Erdboden gleichzumachen. Es waren neue, im Verborgenen gezüchtete Maugrim, die nicht um ihr Erbe als Kinder der Chaosgötter wussten, dazu geschaffen, jedem Befehl zu gehorchen, selbst dem der Herren der Ordnung.
    Melar offenbarte Manari, er sei sich darüber im Klaren, wie entsetzt alle in Vovinadhár über das Vorhandensein von Maugrim, selbst Maugrim unter seinem Befehl, sein würden. Daher wolle er dies erst dann unter allen Serephin bekannt machen, wenn ihr erster Einsatz, die Vernichtung der Temari in Runland, hinter ihnen läge. Doch diese Welt sei von einem Schutzwall umgeben. Er mache es ihnen unmöglich, mit ihrer Armee dort einzufallen. Deshalb müsse jemand die schwierige Aufgabe übernehmen, die magische Barriere mit seinem Geist zu überwinden und den Körper eines Temari in Besitz zu nehmen.
    Manari meldete sich ohne zu zögern freiwillig. Melar schärfte ihr ein, eines der alten Quelorin in Runland zu öffnen, um Verstärkung aus dem Kreis der Stürme zu sich zu holen.
    Doch bevor wir dir diese Verantwortung anvertrauen, drang die Stimme des Jägers aus dem an ihre Stirn gepressten Kristall, möchten wir, dass du den letzten Ballast deines alten Lebens hinter dir lässt. Er klang freundlich, dabei aber so unerbittlich wie fallender Schnee, der die letzten Blüten eines Spätherbstes erstickte.
    Cesparian hielt unwillkürlich den Atem an. Was hatte Melar mit Manari vor?
    Noch während er sich diese Frage stellte, nahmen die Erinnerungen seiner Destaani weiter ihren Lauf. Er konnte nichts dagegen unternehmen. Was geschehen war, konnte nicht mehr rückgängig gemacht werden.
    Manari hörte nicht mehr nur Melars Stimme, sondern sah ein Bild, das er ihr durch den Kristall in ihren Händen sendete. Die Wände um sie herum verblassten. Der Schein der vielen Kerzen nahm ab, obwohl die Flammen nicht an Größe verloren. Anstelle von Belgadis’ Gemächern befand sich Manari nun in einem Raum, der viel weiträumiger zu sein

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