Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
Dunkeln voranzuschreiten, bis sie eine geeignete Stelle zum Rasten finden würden, einen Felsüberhang oder vielleicht eine Höhle, von denen es in diesem Kalksteingebirge mehr als nur ein paar gab.
Seine Hand hielt im Gehen fast ständig die seiner Gefährtin fest. Nicht, dass dies nötig gewesen wäre, um ihre Gedanken zu vernehmen, aber er hatte angefangen, diese Berührung jener menschlichen Haut zu schätzen, wenn er auch genau wusste, dass sie eigentlich einem anderen gehörte. Jenasar hatte für Ranárs Körper, der augenblicklich Manaris Geist als Behausung diente, eine Trage gebaut, die zwei Serephinkrieger zogen. Alcarasáns Schwester war noch nicht in der Lage, Ranár mit den anderen Schritt halten zu lassen.
Es dauert länger als ich es angenommen hätte , hörte er unvermittelt ihre Stimme in seinem Verstand. Er spürte einen schwachen Druck von Ranárs Fingern in seiner Hand, und wandte ihr den Kopf zu. Das Gesicht des Temari war ausdruckslos, aber in seinen tiefblauen Augen leuchtete Manaris wacher Blick ihn an.
Es war schon beim ersten Mal, als ich seinen Körper besetzte, unglaublich anstrengend und verwirrend. Zuerst dachte ich für einige Tage, ich wäre tatsächlich dieser Ranár. Ich glaubte, ich wäre verrückt geworden, weil ich mir selbst auf einmal so fremd vorkam. Dass ich nicht er bin, dass sich mein wahrer Körper im Tempel des Kreises der Stürme befindet, erkannte ich erst viel später. Und selbst dann ertappte ich mich noch Tage danach dabei, wie mir Gedanken kamen, die ihm gehörten. Es war schwer, ihn gänzlich niederzuringen.
So eine Stärke hätte ich einem Temari kaum zugetraut ,sagte Cesparian, ohne seine Stimme zu benutzen. Sofort verspürt er wie einen unangenehm heißen Wind Manaris Lachen in seinem Verstand. Er zuckte unwillkürlich zusammen. Dieses Lachen gefiel ihm nicht.
Der Temari kämpfte wie wild gegen mich, als er erkannte, dass ich nicht daran dachte, seinen Körper zu verlassen, nachdem er mich erst einmal eingeladen hatte. Doch am Ende behielt ich die Oberhand. Er starb zwar nicht, aber sein Geist zog sich weit aus seinem Körper zurück. Ich konnte ihn nur noch wahrnehmen, wenn ich meine Aufmerksamkeit so stark wie möglich auf ihn richtete und ihn suchte.
Konntest du ihn nicht vernichten?
Das wäre nicht ratsam gewesen , entgegnete Manari. Ranárs Körper benötigt seinen Geist, um zu überleben, und sei es nur, dass dieser Geist mit einem hauchdünnen Faden an seinem Körper hängt. Ohne diese Verbindung würde ich inzwischen in einem allmählich verwesenden Leichnam hausen. – Nein, ich brauchte Ranár lebend. Ich musste ihn nur so weit schwächen, dass er mir nicht in die Quere kommen und meine Pläne stören konnte. Solange ich in ihm hauste, war das kein Problem. Aber ...
... aber dann hast du dich aus ihm zurückgezogen, als du gegen den Wächter des Feuers kämpftest , vollendete Cesparian Manaris Gedanken. Einige Schritte vor ihm rief einer der Serephin seinen Hintermännern etwas zu, und der Sturmkrieger hob den Kopf, um zu sehen, was passiert war. Offenbar hatten sie einen geeigneten Ort für eine Rast gefunden. Einige Fuß vor ihnen verbreiterte sich der schmale Pfad, der zu ihrer Rechten steil in eine pechschwarze nächtliche Tiefe abfiel und zu ihrer Linken an einer Felswand bergauf führte. Der Ort war groß genug, um ihnen allen Platz zu bieten, außerdem war ein Teil von ihm durch einen Felsüberhang vor Wind und Wetter geschützt. Cesparian gab Jenasar in Gedanken zu verstehen, dass sie hier ihr Nachtlager aufschlagen sollten, und dieser rief einen kurzen Befehl. Die Krieger entledigten sich ihres Gepäcks und ließen sich auf dem felsigen Boden nieder, in dessen Ritzen karges, blassgrünes Moos der Kälte und dem Wind trotzte. Die beiden Serephin, die Manaris Trage gezogen hatten, legten diese vorsichtig mit dem Temari darauf ab und zogen sich zurück. Cesparian, der noch immer fest Ranárs Hand drückte, setzte sich neben ihn. Er fühlte sich erschöpft vom langen Wandern. Wie seine Gefährten verbrauchte er einen großen Teil seiner magischen Kraft damit, die fehlende Wärme in dieser Höhe auszugleichen. Er fragte sich zum wiederholten Mal, ob es nicht klüger gewesen wäre, das Gebirge wie auf ihrem Hinweg zu überfliegen. Doch die Antwort in seinen Überlegungen blieb dieselbe wie schon zuvor: Der Kampf gegen den Wächter des Feuers hatte stark an ihnen gezehrt. Zunächst einmal mussten sie sich erholen und durften Magie nur
Weitere Kostenlose Bücher