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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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unseren verbannten Brüdern und Schwestern Gesellschaft leisten, wenn er sie so sehr liebt! Du aber beweise uns, auf welcher Seite du stehst, und befiehl seinen Tod!
    Manari richtete ihren Blick auf das verzweifelte und geschundene Angesicht ihres Vaters.
    Sie hasste ihn. Sie hasste ihn dafür, dass der lange Schatten seiner Verbrechen sie aus ihrem Heim vertrieben hatte, dafür, dass er sie alle verlassen hatte, als sie ihn am meisten brauchten, am meisten aber dafür, dass sie seine Gegenwart niemals wirklich losgeworden war. Selbst als Nevcerran des Kreises der Stürme holte sein Name sie immer wieder ein.
    Dies würde nun endlich aufhören. Niemand würde mehr an ihrer Ergebenheit zweifeln. Sie beugte sich zu ihrem Vater hinab.
    Du sollst sterben, hörst du? , flüsterte sie heiser.
    Sein Mund öffnete sich zu einer flehendlichen Bitte, die niemals ertönte.
    Manari hob ihren Kopf. Ich befehle den Tod von Veranarín aus dem Haus Irinori , sagte sie mit klarer, fester Stimme.
    Einen Moment lang geschah nichts. Ihre Worte hingen in der Luft, ohne zu verklingen, das vernichtende Urteil für alle Zeit in Stein gemeißelt.
    Dann barst der Schaft aus Licht vor ihr auseinander. Ein gleißender Blitz umhüllte Veranarín. Ihr Vater schrie gellend auf. Es war ein grässliches, langgezogenes Heulen, das nichts mehr von der Stimme des Serephin besaß, an den sie sich seit ihrer frühesten Jugend erinnerte.
    Manari konnte nicht anders, als Veranaríns weit aufgerissenen Mund anzustarren, der diesen qualvollen Schrei ausstieß, während das blendend weiße Licht um sie herum immer weiter zunahm. Die Konturen ihres Vaters verschwanden. Nur sein Schrei hallte noch immer nach, als klage er seine Tochter an. Manari schloss die Augen.
    Die Knie der jungen Serephinfrau zitterten, doch bevor sie zu Boden sinken konnte, vernahm sie Belgadis’ brüchige, aber dennoch deutliche Stimme.
    Lass den Leitkristall auf keinen Fall los.
    Sie biss die Zähne zusammen und spannte die Muskeln ihrer Beine, um nicht in die Knie zu gehen. Ihre Hände hielten weiter den Kristall an ihre Stirn gepresst. Sie wusste, wenn sie ihre Augen öffnen würde, sähe sie wieder wie zuvor die Räumlichkeiten des Lamazhabin.
    Es ist gut, junge Nevcerran , sagte Melar beruhigend. Du hast die Prüfung bestanden, wie ich es erwartet hatte. Dein Schicksal erfüllt sich in der Welt von Runland.
    Dann habe ich Euer Vertrauen, Herr?, fragte Manari. Die Worte formten sich nur mühsam in ihrem Verstand. Sie fühlte sich, als wäre ihr Innerstes nach außen gekehrt worden, aber gleichzeitig durchströmte sie auch ein Gespür von Freiheit.
    Du hast mein Vertrauen, und damit auch das der Herren der Ordnung, in deren Namen du kämpfen wirst. Aber sei dir bewusst, dass Veranarín nicht tot ist.
    Dieser letzte Satz überraschte sie wie ein harter Schlag ins Gesicht. Nicht tot? Aber ...
    Was meint Ihr damit?
    Wie ich es dir bereits sagte: Wir wollten dich prüfen, und das haben wir getan. Was du gesehen hast, war ein Trugbild. Leider konnte uns dein Vater bisher entkommen. Doch das tut nichts zur Sache. Irgendwann wird er in Ketten vor uns stehen, und wir werden uns an deine Entschlossenheit erinnern. Du erfüllst uns mit Stolz, Manari aus dem Hause Irinori.
    Fassungslos hatte Cesparian durchlebt, was seine Destaani ihm in dem Sellarat gezeigt hatte. Dass Veranarín nicht wirklich tot war, spielte keine Rolle. Sie war bereit gewesen, den Tod ihres eigenen Vaters zu befehlen. Er wusste nicht, ob er selbst dazu in der Lage wäre, den Herren der Ordnung ebenfalls derart fraglos zu dienen. Allein schon der Gedanke daran, seine engsten Verwandten ebenso wie Manari für seinen Fortschritt im Kreis der Stürme zu opfern, ging über sein Vorstellungsvermögen.
    Deshalb haben sie dich nicht mit der Führung dieses Unternehmens betraut , dachte er. Melar will einen Krieger, der jeden seiner Befehle befolgt, ohne zu zögern. Und in Manari hat er so einen Krieger gefunden. Stück für Stück hat er ihr jede Hemmung genommen.
    Er drückte Ranárs Körper fester an sich, während das Sellarat ausklang.
    Erschreckt es dich, zu wissen, wozu ich bereit war? , hörte er Manari fragen.
    Er zögerte. Für einen Serephin war die Familie alles.
    Nein , erwiderte er. Es spielt keine Rolle. Ich liebe, wen ich liebe.
    Er hätte hinzufügen können, dass ihre sture Besessenheit ihm in den Höhlen unter Hagonerin das Leben gerettet hatte. Aber er tat es nicht. Stattdessen wärmte er sie weiter mit seiner

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