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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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keine Augen für etwas anderes als die Leiche des jungen Kriegers hatte, fiel ihm nicht auf, wie eine Gestalt hinter dem Vorhang hervorkam und leise an ihn herantrat. Die Gestalt hob ihre Hände, deren rote Schuppen gleichzeitig wie von innen heraus zu glühen begannen, und senkte sie auf seinen Kopf herab. Alcarasán zuckte kurz zusammen, doch er war nicht mehr in der Lage, sich umzudrehen. Der Zauber, der leise in sein Ohr gesprochen wurde, lähmte jede Bewegung seines Körpers. Der Glanz seiner Augen wurde matt.
    »Schlaf«, sagte Alcarasán leise, während er den Körper seines jüngeren Selbst auf den Boden gleiten ließ. »Schlaf und vergiss meine Berührung. Wache erst morgen früh auf, wenn der Kampf beginnt. Dies ist mein Geschenk an dich, ein tiefer, erholsamer Schlaf ohne Gewissensbisse, wenn auch nur für ein paar Stunden.«
    Die beiden Serephin lagen Seite an Seite nebeneinander, der eine bewusstlos, aber mit dennoch weit geöffneten Lidern, der andere leblos. Aus der Wunde des getöteten Kriegers war Blut geflossen und hatte seine Kleidung vollgesaugt. Alcarasán erhob sich wieder. Er sah sich im Raum um, als ob er von unsichtbaren Augen beobachtet würde.
    »Ich habe gesehen, was ihr mir zeigen wolltet!«, sagte er mit leiser Stimme. »Das dunkle Tier in meinem Inneren, das sich mit halb verfaulten Krallen durch meine Eingeweide wühlt und ans Licht gelangen will. Das, was mich seit jener längst vergangenen Nacht quält, wieder und wieder. Ich habe beide auf dem Gewissen. Die Letzten ihres Hauses, das mit ihnen ausstarb. Alles, was sie einst waren, ist für immer verloren.«
    In seinem Gesicht arbeitete es heftig. Er warf den Kopf in den Nacken und unterdrückte mit zusammengebissenen Zähnen ein Schluchzen. »Ich kam aus der Schlacht gegen die Maugrim zurück und hasste die Temari!«, stieß er schließlich so bitter hervor, als erbräche er Galle. Mit blitzenden Augen drehte er sich um die eigene Achse, seine Worte einem Gericht entgegenschleudernd, das nur er erblickten konnte. »Sie waren es nicht wert, dass Männer wie Felagarin und Mincanial für ihre Sicherheit sterben mussten. Ich hasste Oláran und seinen verrückten Plan, der soviel Leid über uns gebracht hatte. Ich hasste meinen Vater, der ihm weiterhin die Stange hielt. Und am meisten von allen hasste ich mich, denn egal, wem ich auch die Schuld geben mochte, es waren meine Hände, an denen das Blut so vieler mutiger Krieger klebte.«
    Seine Miene verhärtete sich.
    »Ich kann sie nicht ins Leben zurückholen. Keinen von ihnen. Aber wenigstens kann ich an ihrer Seite sterben. So, wie es immer hätte sein müssen. Habt ihr mich nicht deshalb hierher gebracht?«
    Niemand erwiderte etwas auf seine Worte. Er war allein in dem vom Kampf verwüsteten Zimmer. Sein Blick glitt ein letztes Mal über die beiden am Boden liegenden Körper, dann wandte er sich beinahe ruckartig von ihnen ab und schritt mit schnellen Schritten aus dem Raum.

10
    Die geisterhafte Hand auf Pándaros’ Brust presste ihm unbarmherzig das Leben heraus. Panik erfasste seinen stocksteifen Körper und raubte ihm fast den Verstand. Er wollte fortrennen, aber seine Beine versagten ihm den Dienst. Die entsetzliche Kälte der Totenhände bestand aus der völligen Verneinung allen Lebens, die unerbittliche, eisige Gewissheit, dass am Ende aller Dinge die Bewegungslosigkeit und das Schweigen lag. Pándaros spürte, wie er sich in dieser Kälte verlor. Er würde in ihr verschwinden wie nackte Erde unter einer dichten Decke aus Schnee.
    Etwas stieß ihn so heftig an, dass er wieder seinen Geistkörper spürte. Es war ein regelrechter Schock, ihn erneut zu fühlen, beinahe so, als wäre es nicht sein eigener.
    Los! Beweg dich! , zischte Denebs Stimme in seinem Verstand, so deutlich vernehmbar, als wären es in Wirklichkeit seine eigenen Gedanken, die er vernahm. Im nächsten Moment hoben sich seine Beine wie die von Puppen, deren Fäden von unsichtbaren Händen gezogen wurden, und schlurften unbeholfen rückwärts. Zuerst begriff Pándaros in seiner Angst und Verwirrung nicht, was vor sich ging. Dann aber konnte er deutlich hören, wie ein anderer Geist seinen gelähmten Beinen befahl, sich zu heben und weitere Schritte zu gehen. Es war Deneb! Er war mit dessen Geistkörper in den seinen eingetreten, um ihm zu helfen. Mit vereinten Kräften konnten sie es vielleicht schaffen, sich der Reichweite der Totenhände zu entziehen!
    Der eisige Griff der aus dem Tor herausströmenden

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