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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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ihn noch einmal. Was für ein Abenteuer, was für ein Spaß!
    Pándaros schleuderte seinen Geistkörper auf die kleinen Tunichtgute zu. Für euch, die ihr in dieser Welt zuhause seid, mag das ein Spaß sein! Aber für uns Menschen ist der Tod bitterer Ernst! Er senkte seine Stimme und legte in sie denselben Befehlston, mit der Deneb Eigin dazu gebracht hatte, ihm zu gehorchen. Ich bin ein Priester des Sommerkönigs. Ich diene ihm, der allem Leben dient. In seinem Namen sage ich euch: Gebt Eigins Vertrauten frei!
    Auf seine Worte hin verstummte das leise Tuscheln und Kichern des Stimmenchors abrupt. Die goldenen Funken hingen vor Pándaros in der Luft wie eingefroren. Als sie ihm antworteten, ruhig und kalt, klangen sie zum ersten Mal nicht wie eine Gruppe von verspielten Kindern. Der tödliche Ernst, der aus ihnen sprach, ließ Pándaros erschauern.
    Ihr habt uns für dumm gehalten, komische alte Männer, nicht wahr? Dachtet, ihr könntet uns den Ewigen Baum hinab – und wieder hinaufschicken, weil ihr eine unglaublich wichtige Aufgabe zu erledigen hättet, ist es nicht so? In eurer Welt esst ihr unsere Körper, und dann kommt ihr hierher und denkt, ihr seid die Herren, denkt, ihr könnt uns herumscheuchen wie Götter. Aber ihr seid keine Götter. Nicht hier. Hier seid ihr die Fremden. Hier spielt ihr nach unseren Regeln. Und wir sagen: Wir wollen unseren Spaß mit euch haben.
    Es tut uns leid, wenn wir euch verärgert haben sollten , beeilte sich Deneb zu erklären. Aber Eigin soll nicht noch einmal sterben. Er hatte sich mit dem Jungen nah genug an den Schwarm heranbewegt, um seinen freien Arm nach dem kleinen Murmeltier auszustrecken, das inmitten der goldenen Funken schwebte und ihn verängstigt anstarrte. Doch schon gerieten die Geister der Reisepilze wieder in Bewegung und begannen wie im Zorn hell aufzuleuchten. Aus ihrer Mitte kam ein Windstoß auf. Er fuhr durch die Äste des riesigen Baums, dass seine grünen Blätter so laut zu rascheln begannen, als spendeten sie den Stimmen der kleinen Wesen Beifall. Deneb, der das Murmeltier schon mit den Fingerspitzen hatte berühren können, wurde von der Bö rückwärts gerissen. Auch Pándaros taumelte zurück. Angestrengt stemmte er sich gegen den starken Wind, um nicht abgetrieben zu werden.
    Ob der kleine Junge noch einmal stirbt, kümmert uns nicht , summten die Reisepilze. Sie begannen nun wieder zu lachen, als hätte es ihnen Mühe bereitet, auch nur für kurze Zeit ernst zu bleiben. Was ist daran schon so Besonderes? Ihr seid wie Eintagsfliegen, jeder Atemzug, der euch entkommt, gleicht einem kleinen Tod. Kommt ein andermal zurück, dann erleben wir wieder ein Abenteuer zusammen!
    Nein! , schrie Deneb verzweifelt. Gebt uns Eigins Vertrauten zurück! Gebt ...
    Der Rest seiner Worte ging in einem weiteren heftigen Windstoß unter, der von der schimmernden Wolke ausging. Er fegte noch wilder als der Erste durch das Geäst des riesigen Baumes. Pándaros wurde rückwärts fortgeschleudert. Die goldenen Splitter seines Geistkörpers wirbelten durch zahllose Äste und Zweige, fort und immer weiter fort von den Reisepilzen, deren Gelächter ihm über das Rauschen des Windes hinweg in den Ohren gellte. An seiner Seite trudelten Deneb und Eigin, die sich krampfhaft aneinander klammerten und erschrockene Schreie ausstießen. Oben und Unten wechselten sich mit rasender Geschwindigkeit ab. Gold und Grün flirrten vor Pándaros’ Augen, dass ihm schwindelig wurde. Und immer noch weiter riss die heftige Bö alle drei mit sich, bis das Gewitter der Lichtfunken unvermittelt erstarb und sie aus der Krone des riesigen Baumes herausgeweht waren. Um sie herum herrschte völlige Dunkelheit. Nur in der Ferne leuchtete die Krone des Weltenbaums in der ewigen Nacht wie eine brennende Fackel, verbreitete Wärme und Licht.
    Wir haben versagt , vernahm Pándaros Denebs Stimme in seinem Verstand. Er klang völlig am Boden zerstört. Seine Hand hielt die von Eigin, er vermied es aber, den Jungen anzusehen. Wir konnten ihn nicht retten.
    Wir haben getan, was in unserer Macht stand , erwiderte Pándaros lahm. Er wusste, wie unglaubwürdig er sich anhörte. Wir haben ihn und elf seiner Vertrauten zurückgebracht.
    Ay, aber einer ist in der Geistwelt geblieben. Eigin wird wieder ins Leben zurückkehren, aber der Teil von ihm, der noch immer an diesem Ort ist, wird solange nach einer Vereinigung mit ihm verlangen, bis er erneut sterben wird. Bestimmt nicht heute, bestimmt nicht morgen. Doch

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