Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
Inneren des Felsens auf, als drohte ein Gewitter. Enris spürte, wie sich die Haare in seinem Nacken aufrichteten. Die Flüchtlinge, die sich neben ihm zusammendrängten, traten unruhig und mit ängstlichen Blicken auf und ab, als wäre ihnen der Boden unter den Füßen brennend heiß geworden.
Du musst ihnen sofort etwas zu tun geben , schoss es ihm durch den Kopf. Egal was, Hauptsache, es lenkt sie von ihrer Angst ab.
»Wer von euch war früher auf der Jagd und kann Bogenschießen?«, fragte er laut. Mehrere Hände schossen in die Höhe. »Dann schnappt euch diese hier«, forderte er sie auf. Er deutete auf die beiden Fässer, die Jahanilas Begleiter getragen und inzwischen abgesetzt hatten. »Ich brauche noch eine Handvoll Leute, die mir dabei hilft, das Öl in die Zisterne zu kippen.«
Erneut gingen Hände in die Höhe. Er winkte einige Männer und Frauen zu sich. Einer schleppte eine Stange aus einem harten, bläulich schimmernden Metall an, das Enris an Eisen erinnerte. Sie brachen die Deckel der Fässer auf. Sofort roch es derart streng nach Öl, dass der Mann mit der Metallstange angewidert das Gesicht verzog. Gemeinsam schoben sie die Fässer an den Rand des Plattenwegs und kippten sie so weit vornüber, bis etwas von ihrem Inhalt ins Wasser schwappte. Dies wiederholten sie in einigen Fuß Entfernung, bis die Fässer leer waren und auf der gesamte Wasseroberfläche der Zisterne ein matter Ölfilm glänzte.
Inzwischen war Jahanila damit beschäftigt, ihre mitgebrachten Waffen an diejenigen zu verteilen, die Erfahrung damit besaßen.
»Ich gebe sie nur an jene aus, die schon früher mit Bögen gejagt haben«, rief sie über die Köpfe der Gruppe hinweg, die um sie herumstand und begierig auf den Inhalt des Rucksacks zu ihren Füßen starrte. Darunter waren auch die Burschen, die Glabra offenbar trotz aller Mühe nicht davon hatte abhalten können, sich an der Verteidigung der Zisterne zu beteiligen, und die nun begierig darauf erpicht waren, Waffen in ihre Hände zu bekommen.
»Ihr nicht«, wehrte sie einen von ihnen ab, der bereits nach einem der Bögen griff. »So jung wie ihr seid, wart ihr bestimmt noch nie auf der Jagd.« Ihre geschuppte Hand senkte sich ebenfalls auf das dunkle Holz, und er zuckte zurück.
»Aber sicher doch!«, beteuerte er lahm. »Mein Vater hat mir beigebracht, wie man im Unterholz Gelavassimböcken auflauert. Ich kann einen von ihnen mit einem einzigen Schuss ins Herz erlegen, brauch keinen zweiten Pfeil dafür, dass könnt Ihr mir glauben!«
»Ich glaube es dir aber nicht«, sagte Jahanila. Sie musterte ihn streng aus ihren goldglänzenden Augen. Aus dem jungen Kerl floss alle Begeisterung heraus. Er wand sich wie eine Schnecke, auf die jemand Salz gestreut hatte.
»Lüg mich nicht an! Ich sehe genauso klar in deinen Geist, wie ich dir gerade in die Augen blicke, und was ich da finde, ist ein großspuriger Junge, der vor seiner Flucht vor den Maugrim noch kein einziges Mal sein Dorf verlassen hat. Ich kann nur Leute mit Bögen gebrauchen, von denen ich mir sicher sein kann, dass jeder ihrer Schüsse sein Ziel trifft.«
Der Bursche senkte enttäuscht und rot vor Scham den Blick. Die anderen beiden hinter ihm zogen ebenfalls lange Gesichter. Jahanila überlegte kurz, dann reichte sie ihm und seinen Kameraden die gefüllten Köcher.
»Aber heute brauchen wir jeden Einzelnen. Ihr geht mit den Schützen. Ich will, dass sie immer einen neuen Pfeil in der Hand haben, noch während sich ihr letzter in der Luft befindet, verstanden?«
Die drei nickten, einer eifriger als der andere. Neria, die sie beobachtet hatte, konnte ein Schmunzeln nicht unterdrücken. Die Serephinfrau hatte sie aus den Augenwinkeln bemerkt und trat zu ihr, nachdem sie auch die Bögen verteilt hatte.
»Du kannst die Maugrim ebenfalls bekämpfen«, sagte sie. »In deiner Wolfsgestalt bist du ihnen beinahe ebenbürtig.«
»Das habe ich auch vor«, erwiderte Neria. »Ich werde nicht tatenlos zusehen, wie diese Ungeheuer die Flüchtlinge verschleppen und töten.«
Die Feuerpriesterin öffnete den Mund, um etwas zu erwidern, aber kein Wort kam über ihre Lippen. Ihr Blick wurde starr. Neria sah sie fragend und mit gerunzelter Stirn an. Ruckartig kehrte wieder Leben in Jahanila zurück. Sie richtete sich auf und sah sich um.
»Ich muss gehen. Ihr beide habt die Verteidigung der Zisterne bestimmt auch ohne mich im Griff.«
»Was ist los?«, wollte Neria wissen.
»Es ist Alcarasán.« Jahanilas Stimme klang
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