Runlandsaga - Die Schicksalsfestung
musste nicht mit hineingehen. Es war besser, draußen zu bleiben.
Es dauerte auch nicht lange, bis die Serephin wieder herauskamen, gefolgt von den Kriegern, denen sie befahlen. Dies waren die Unterkünfte der Verteidiger von Mehanúr. Da sie zuletzt ständig mit dem Fall des Schutzwalls um die Stadt rechnen mussten, hielten sich die meisten von ihnen hier auf, um sofort eingreifen zu können, wenn der Sturm der Maugrim beginnen würde.
Niemand bemerkte es, wie sich Alcarasán einer der bewaffneten Fußtruppen anschloss und mit ihnen auf das Tor inmitten des Äußeren Verteidigungsrings zumarschierte. Riesig, verschlossen und mit schweren Bolzen verriegelt, breit wie die Stämme der Bäume auf dem Nandaronta, ragte es vor ihnen auf. Dahinter lag eine Fläche von etwa einem Drittel einer Meile in jeder Richtung um die Stadtmauer, bevor die beinahe kreisrunde und flache Hügelkuppe steil nach unten abfiel. Der magische Schutzwall reichte beinahe bis zum Rand des Hügels. Jenseits von ihm hatte sich die Nacht über das Heer der Maugrim versammelt.
Alcarasán konnte sie nicht sehen, als er sich dem verschlossenen Tor näherte, aber er ahnte ihre Anwesenheit. Sie wehte wie ein schlechter Geruch mit dem morgendlichen Wind über die Mauern der Stadt.
Angestrengt und laut atmete er aus. Ein Krieger rechts von ihm drehte sich ihm zu, ohne anzuhalten, und blickte ihn aufmerksam an.
»Ist kaum zu ertragen, wenn sie sich in solchen Massen drängen, was?«
Seine helle Stimme störte Alcarasán. Er wollte sich nicht unterhalten. Er wollte die wenige Zeit, die ihm noch verblieb, mit Nachdenken verbringen. Die Gesichter seiner Familie, die er in der Zukunft zurückgelassen hatte, zogen durch seinen Geist. Manari, seine Schwester, die er zuletzt nur in der Gestalt dieses Temari mit den eisblauen Augen erlebt hatte, sein verschwundener Vater, der Rebell, seine Mutter, traurig und einsam in einem leeren Haus.
Doch irgendetwas in der Stimme des Serephins an seiner Seite, eine nur schlecht unterdrückte Anspannung, die ihm ins Herz schnitt, brachte ihn dazu, ihn anzusehen. Der Krieger, der neben ihm lief, war eine Frau. Ihren goldbraunen Hautschuppen nach zu urteilen stammte ihre Familie aus Nurdupal, der Stadt der Erde.
Sie blinzelte ihn unsicher an und senkte dann ihren Blick. »Es tut mir leid. Du warst tief in Gedanken, und ich habe dich gestört.«
»Schon gut«, sagte Alcarasán unwirsch, dann aber fuhr er etwas freundlicher fort: »Grübeln hilft mir auch nicht weiter. Es war schon ganz gut so, dass du mich gestört hast.«
Ein Lächeln wie eine zum Zerreißen straff gespannte Schnur zog über das Gesicht der Kriegerin und verschwand sofort wieder. »Danke. – Was treiben die da nur? Ihre Anwesenheit war ja noch nie besonders gut zu ertragen. Aber nie habe ich einen derart körperlichen Ekel gegenüber den Maugrim verspürt.«
»Sie bringen den Schutzwall zum Einsturz – jetzt, da sie es endlich geschafft haben, genügend von ihnen durch die Blockade nach Galamar zu schaffen. Das Ekelgefühl, das du verspürst, ist ihre Magie. Sie reißt und zerrt an dem, was wir zu unserem Überleben erschaffen haben, wie ein Ton, der so tief erklingt, dass du ihn nicht hören kannst. Aber fühlen kannst du ihn.«
Die Serephinfrau ließ ihren Blick über die Mauer schweifen, der sie sich näherten. Sie schluckte schwer, und Alcarasán glaubte kurz, sie würde sich über ihre Füße erbrechen.
»O ja, und wie ich ihn fühle. – Ich ...« Sie holte tief Luft und verstummte.
»Du hast Angst«, vollendete Alcarasán ihren Satz. Er musste nicht in ihren Geist eindringen, um das zu wissen. Es war offensichtlich.
»Ich habe gehört, dass wir diese Schlacht nicht überleben werden«, sagte sie langsam. »Dass wir als Köder benutzt werden, um die Maugrim in eine Falle zu locken.«
»Wirfst du das dem Bewahrer vor?«, wollte Alcarasán wissen.
Sie zögerte mit ihrer Antwort. Schritt für Schritt näherten sie sich dem riesigen verschlossenen Tor, ebenso blendend weiß wie die Steine, die es umschloss, der einzige Fleck aus Schwarz darin die glänzenden dunklen Querbalken. Ihre Stiefel und die der Krieger um sie herum hallten hart auf dem Pflaster nieder, und noch immer schrien die fernen Trompeten ihre Warnung in den jungen Tag hinaus.
»Ich – ja verflucht, ich werfe es ihm vor!«, stieß sie schließlich hervor. Sie sah sich schnell um, aber bis auf ein, zwei kurze Seitenblicke hatte sich niemand anmerken lassen, dass er sie
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