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Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Runlandsaga - Die Schicksalsfestung

Titel: Runlandsaga - Die Schicksalsfestung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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besorgt. Der Voronfrau gefiel dieser Ton nicht. »Er ... ich muss gehen.«
    Ohne ein weiteres Wort drehte sie sich um, aber Neria streckte ihre Hand aus und hielt sie am Arm fest. Jahanila starrte die kleine, dünne Frau mit den struppigen schwarzen Haaren und der angestrengt gerunzelten Stirn so entgeistert an, als hätte sie ihr eben hart ins Gesicht geschlagen. Der Gedanke, dass eine Temari sie daran hindern wollte, zu gehen, war für sie offensichtlich so unvorstellbar, dass ihre Sinne ihrem Verstand erst übersetzen mussten, was sie gerade erlebten. Neria zuckte unter dem Blick ihrer golden funkelnden Augen zusammen, wich aber weder zurück, noch ließ sie los.
    »Was ist passiert?«, fragte sie mit bemüht ruhiger Stimme. »Sagt es mir, bitte!«
    Jahanila senkte ihren Kopf, und Neria, die spürte, dass die Feuerpriesterin nicht sofort davonstürmen würde, löste ihren Griff.
    »Ich weiß wirklich nicht, warum ich dir das erzählen sollte«, murmelte sie. »Du bist eine Temari. Du kannst das nicht verstehen.«
    »Das habe ich schon früher gehört«, gab Neria ungerührt zurück. »Nun redet schon! Ihr behauptet, dass Ihr uns nicht mehr wie unmündige Kinder behandeln wollt – also redet endlich so mit uns wie mit euresgleichen!«
    Jahanila seufzte. »Also gut. – Ich habe etwas aus Alcarasáns Verstand aufgefangen, so wie ein kurzes Aufblitzen. Das kommt bei unserem Volk manchmal vor, wenn zwei Serephin eng miteinander verbunden sind. Es war nur ein kurzes Aufblitzen, nichts Klares, keine bestimmten Gedanken, aber ich konnte spüren, wie es ihm gerade geht.«
    »Nicht gut, nehme ich an«, vermutete Neria besorgt.
    Ein derart verzweifelter Ausdruck erschien auf Jahanilas Gesicht, dass es Neria wie ein Stich durch die Brust fuhr.
    »Er will sich umbringen!«, stieß die Feuerpriesterin hervor. Kaum dass die Worte über ihre Lippen gekommen waren, bekam sie ihre Züge bereits wieder unter Kontrolle. »Er fühlt sich für den Tod der Krieger verantwortlich, die er damals in die Schlacht geführt hat. Deshalb will er diesmal selbst daran teilnehmen und sich mit den anderen in die Falle begeben, die sie den Maugrim stellen.«
    »Alle Geister«, murmelte Neria erschüttert. »Aber – aber wenn er stirbt ...«
    »Dann hat er die Prüfung der Ainsarii verweigert, und wir sind hier für immer gestrandet«, vollendete Jahanila düster den Satz der Voronfrau. »Ich muss ihn finden und zur Vernunft bringen!«
    »Und was ist mit uns?«
    »Mit etwas Glück schaffen es die Maugrim nicht bis in diesen Teil der Stadt. Wenn doch, wehrt ihr euch, so gut ihr könnt. Ihr seid jetzt für euch selbst verantwortlich.«
    Sie legte Neria kurz eine Hand auf die Schulter. Sie sahen sich wortlos an, eine Serephinfrau und eine Temari, die einander mit Blicken maßen wie zwei Kameraden zu Beginn einer Schlacht.
    »Gebt auf euch acht«, sagte Jahanila leise.
    »Passt Ihr ebenfalls auf«, entgegnete Neria. »Kommt beide wohlbehalten wieder hierher zurück!«
    Die Feuerpriesterin nickte. Sie wandte sich um und eilte im Laufschritt den Weg zum Ausgang der Zisterne entlang, vorbei an einer Gruppe von Flüchtlingen unter der Führung von Enris, der ihr verwundert nachsah. Bevor er sie ansprechen konnte, war sie bereits fort.
    Er trat Neria entgegen. »Wohin will sie?«
    »Sie sucht Alcarasán. Sie glaubt, er will sich absichtlich in die Schlacht mit den Maugrim stürzen, um sich zu töten.«
    »Verdammt!«, stieß Enris so laut hervor, dass die drei Flüchtlinge mit den Bögen, denen er eben noch gesagt hatte, wo sie Stellung beziehen sollten, verwirrt zu ihnen hersahen. »Dieser Verrückte! Wie sollen wir ohne ihn wieder zurück nach Runland kommen? – Und ohne einen Serephin in der Nähe wird es noch viel schwieriger werden, diesen ängstlichen Haufen in einen Kampf zu schicken!«
    Er warf einen Blick über die Schulter zurück. Für einen Moment dachte er daran, Jahanila hinterherzurennen. Aber sie musste bestimmt schon den Ausgang erreicht haben.
    Du bist allein mit deinem Plan, diesen Ort zu verteidigen, flüsterte etwas in ihm. Wirst du das wirklich schaffen?
    Ay, das werde ich! , zischte er der zweifelnden Stimme in Gedanken zu. Ich habe keine Ahnung wie, aber ich werde es schaffen. Und ich bin nicht allein.
    »Also gut«, sagte er laut. »Dann sind wir eben auf uns gestellt. Wir werden die Zisterne halten, bis Alcarasán und Jahanila zurückkommen.«
    Neria erwiderte nichts. Aber das war auch nicht nötig. Er wusste genau, welche

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