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Runlandsaga - Feuer im Norden

Runlandsaga - Feuer im Norden

Titel: Runlandsaga - Feuer im Norden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Gates
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steckt. Es ist ein Wächter!
    Langsam hob Alcarasán seinen Kopf. Er nahm sich Zeit, das Standbild zu betrachten. Er hatte selten ein schöner gearbeitetes Abbild des Kriegers der Ordnung gesehen. Die Tunika des Jägers warf so feine Falten, als bestünde sie tatsächlich aus Stoff und nicht aus dem gleichen, braun schimmernden Metall wie der Körper ihres Trägers. Melars Gesicht musterte ihn streng.
    Beweg dich nicht! Ich sehe mir das genauer an. Er trat auf die Statue zu. Sofort entzündete sich in deren leeren, starrenden Augen ein rotes Licht, das sich wie ein gleißender Strahl auf den Serephin richtete. Alcarasán hielt mitten im Schritt inne. Er fühlte, wie Jahanila hinter ihm erschrak. Bevor er ihr einen beruhigenden Gedanken senden konnte, dröhnte bereits eine harsche Stimme durch seinen Verstand, als würden zwei riesige Mühlsteine gegeneinander reiben.
    Wer stört die Ruhe des Hauses Yerinuro? Sprecht, Eindringlinge, und erklärt euch!
    Der Klang der Stimme war so unmittelbar und laut, dass Alcarasán unwillkürlich mit seiner Stimme antwortete, anstatt in Gedanken.
    »Wir sind Gäste des Hauses Yerinuro und des Kreises der Stürme, Wächter.«
    Er griff in den Beutel am Gürtel seiner Robe und holte ein kleines Stoffsäckchen heraus, das er der Statue an seinem ausgestreckten Arm entgegenhielt.
    »Wir bringen Sazabirinharz, um den Toten dieses Hauses die Ehre zu erweisen und bitten dich darum, uns weitergehen zu lassen, damit wir den Auftrag erfüllen können, um dessentwillen wir von der Familie Yerinuro hierher geschickt wurden.«
    Ich höre deine Gedanken, Eindringling, erwiderte die Stimme. Eisige Kälte lag in ihren Worten. Die Augen der Statue dagegen glühten wie feurige Kohlen. Du stammst aus dem Haus Irinori, das keine Liebe für die Herren der Ordnung hegt. Der Sohn eines Verräters wagt es, einen Fuß in das Haus meines Herrn zu setzen!
    Alle Muskeln in Alcarasáns Körper spannten sich, als stünde er vor einem tiefen Abgrund und müsse über die Kluft auf die andere Seite springen, ohne seine Schwingen benutzen zu können. Dass die Statue, dieses Ding, sein Haus in Gegenwart der Nevcerran an seiner Seite beleidigt hatte, war eine kaum zu ertragende Schande. Doch noch größer als der Ärger über die Schmach, vor Jahanila als Sohn eines Verräters bezeichnet worden zu sein, war der Zorn auf seinen Vater. Würde der lange Schatten, den Veranarín auf seine Familie geworfen hatte, denn niemals ein Ende finden?
    Hinter ihm stöhnte Jahanila auf. Ohne sich umzudrehen, wusste Alcarasán, dass sie schwankte. Einen Augenblick später hörte er, wie sie zu Boden sank. Noch bevor er einen weiteren Gedanken fassen konnte, spürte er mit einem Mal im Inneren seines Kopfes einen heftigen und schmerzhaften Druck. Seine Finger öffneten sich und ließen den Beutel mit dem Räucherharz fallen. Unwillkürlich schloss er die Augen und presste die Hände auf die Stirn. Er hatte Mühe, sich auf den Beinen zu halten. Die feurigen Kohlen in den Augen der Statue hatten sich in einen glühenden Schürhaken verwandelt, der sich in seinen Geist bohrte und ihn in Brand setzte. Bilder aus der Vergangenheit rasten in umgekehrter Reihenfolge in ihm vorbei, als würde eine riesige Hand Seiten im Buch seines Verstandes durchblättern: die Unterhaltung mit Terovirin, seine Rückkehr nach Vovinadhár, das Finden der Maugrimkolonie, die langen Jahre seiner Suche, sein Aufbruch von Zuhause, seine Zeit als Nevcerran, die Flucht seines Vaters und die langen Auseinandersetzungen mit ihm. Jedes dieser Bilder ließ den glühenden Schmerz in seinem Kopf anwachsen, bis er ihn kaum mehr ertrug und zwei widerstreitende Stimmen in ihm alles waren, woran er sich noch halten konnte, um nicht die Besinnung zu verlieren.
    Ich schreie nicht. Ich schreie nicht! Diese Genugtuung werde ich ihm nicht geben.
    Es ist doch kein lebendiges Wesen, es ist ein künstliches Geschöpf, das nichts empfindet. Schrei, wenn du es nicht mehr aushältst, das macht alles leichter!
    Niemals! Ich habe schon soviel ertragen müssen. Die Anfeindungen, die gehässigen Blicke, das Gerede hinter meinem Rücken, das alles hat mich nicht brechen können. Dieses verfluchte Ding wird das auch nicht schaffen. Ich werde nicht schreien! Ich werde nicht ...
    Abrupt endete der Schmerz. Der feurige Schürhaken zog sich zurück. Stöhnend sank Alcarasán auf die Knie, die Augen fest geschlossen.
    Es ist mir nicht erlaubt, euch ein Leid zuzufügen, dröhnte die Stimme der

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